Karlis Podnieks verabschiedet sich aus dem Bullenstall.
Anfang Oktober herrschte Gewissheit. Der italienische Nationalspieler Driss Saaid fiel nach einer Handverletzung für einen längeren Zeitraum aus. Damit sahen sich die Thuringia Bulls mit einer fast unlösbaren Herkulesaufgabe konfrontiert, denn neben der Saisonziele, war hinter der einfachen Spielfähigkeit ein enormes Fragezeichen gesetzt worden. Kurzum stand das gesamte Spieljahr auf dem Spiel.
In der bereits angefangenen Saison gab es nur eine Lösung. Die Thuringia Bulls bemühten ihr gut gefülltes Telefonbuch und wählten eine lettische Nummer. Diese konnte Karlis Podnieks zugeordnet werden, den die Elxlebener eigentlich im Sommer in den wohlverdienten Basketball-Ruhestand ziehen ließen.
Doch die enorme Verbundenheit zwischen beiden Seiten ließ den Ironman umdenken, sodass KP, wie er im „Fit In“ genannt wird, nicht eine Sekunde zögerte, um seinem Herzensverein in dieser Notlage zu helfen. Dieser uneigennützige Freundschaftsdienst löste im Team Freudenjubel aus, da sich der Weltklassespieler auch in der Kabine großer Beliebtheit erfreute.
Es folgte eine sensationelle und lautstark bejubelte Rückkehr des Publikumslieblings in sein Wohnzimmer. Schnell fand der 1,5-Punkte-Mann wieder zu alter Stärke zurück. Der Ausnahmeathlet, bestückt mit fast unendlicher Erfahrung, wurde so in Windeseile wieder eines der wichtigsten Puzzleteile im Bullenspiel.
Zusätzlich erbrachte unsere Nummer 8 auch Abseits des Courts eine unglaubliche Einsatzbereitschaft. Aufgrund studienbedingter und privater Verpflichtungen pendelte er regelmäßig zwischen seinen beiden Heimatorten hin und her, um dieses Unterfangen überhaupt erst möglich zu machen. An dieser Stelle senden wir ein herzliches Dankeschön an die gesamte Familie von Karlis, für den uneingeschränkten Rückhalt.
KP gibt sich dabei gewohnt bescheiden: „Ich bin dankbar, dass ich zurückkehren und helfen konnte. Es ist dasselbe Gefühl, als käme ich nach Hause, um meine Familie zu unterstützen. Die gesamte Bulls-Familie kann immer auf meinen Support zählen. Wir sind ein Team!“
Des Weiteren gibt Trainer Andre Bienek einen kurzen Einblick in die Gefühlswelt der Thüringer: „Ich hatte das große Vergnügen Karlis als Mitspieler und Trainer zu begleiten, der in der gesamten Rollstuhlbasketballszene große Wertschätzung genießt. Sein Rücktritt vom Rücktritt hat unsere Saison gerettet. Nicht nur mit dieser Geste, sondern aufgrund seiner vielen Taten in 6 unvergesslichen Jahren, hat er sich einen Platz in der TH Bulls „Hall of Fame“ förmlich erarbeitet. Mit einem Wort: Danke!“
Lieber KP,
schweren Herzens lassen wir mit Dir einen herausragenden Sportler und einen noch besseren Menschen in den wohlverdienten Basketballruhestand ziehen. Wir wünschen Dir und Deinen Liebsten für diesen neuen Lebensabschnitt alles erdenklich Gute. Wir freuen uns jetzt schon auf ein Wiedersehen, in welcher Form auch immer…!
PM: RSB Thuringia Bulls | Foto: Thuringia Bulls