Am 28. August wurden die Paralympics in Paris offiziell eröffnet. Während die Herren am heutigen Donnerstag (29.08, 10.30 Uhr vs. GB) ins Spielgeschehen eingreifen, treten die Damen von Headcoach Dirk Passiwan am Freitag (30.08, 16.00 Uhr vs. USA) das erste Mal in Erscheinung. Im Vorfeld haben wir uns bei einigen Bundesliga-Akteuren und Familienmitgliedern über die Chancen der Nationalmannschaften erkundigt.
André Bienek (RSB Thuringia Bulls): „Bei den Männern ist das Feld extrem stark besetzt, aber unsere Jungs spielen gerade sehr befreit auf und zeigen tollen Basketball – was sie zuletzt beim Nations Cup in Köln bewiesen haben. Ich bin optimistisch, dass, wenn sie diese Euphorie mit ins Turnier nehmen, sehr viel möglich sein wird. Bei den Frauen gibt es im Moment viel Bewegung auf internationaler Ebene. Die Qualität verbessert sich bei allen Teams konstant. Es wird sehr spannend sein zu sehen, welche Mannschaft ihr Potenzial in Paris im richtigen Moment abrufen wird.“
Mark Beissert (RSV Lahn-Dill): „Ich schätze die Medaillenchancen für beide Teams als sehr hoch ein. Bei den Herren wird es vor allem darauf ankommen, wie stabil die Defense steht. In der Offense sehe ich keinerlei Probleme. Dort stehen mit Alex Halouski, Tommy Böhme und Maddes Güntner drei Spieler an der Spitze, die in jedem Spiel in der Lage sind, gut zu scoren. Bei den Damen steht und fällt das Spiel mit Mareike Miller. Sie ist der absolute Kopf des Teams. Hier muss das Team komplett funktionieren, hart verteidigen und in der Offense die Last auf mehrere Schultern verteilen und gefährlich sein.“
Margrit Gloßner (Mutter von Lukas Gloßner): „Zunächst einmal bin ich unfassbar stolz, mit Lukas und Freundin Lilly gleich zwei Paralympioniken in der Familie zu haben, und ich werde natürlich mit den Damen als auch den Herren mitfiebern. Das Feld der Frauen ist meiner Meinung nach nicht so eng wie bei den Herren. Beim Repechage-Turnier konnte man bereits Unterschiede erkennen. Ich denke, die Damen sind gut vorbereitet, wobei zuletzt die Niederlande ihren Anspruch auf die Führungsposition in den letzten Testspielen untermauert haben. Ich denke, es ist trotzdem viel für unsere Mädels drin. Die Herren habe ich intensiver verfolgt, und was die Mannschaft in der Lage ist zu leisten, hat sie eindrucksvoll beim Repechage-Event in Antibes gegen den Iran gezeigt. Fokussiert bis zur letzten Minute haben sie dort zu Recht ihren Platz unter den acht besten Mannschaften der Welt erspielt. Mit dem Höhentrainingslager in Livigno ist man – meiner Meinung nach – nicht nur sportlich neue Wege gegangen. Für mich war es auch ein Sozialexperiment, mehr als drei Wochen so eng aufeinander zu sein. Dieses Experiment ist für mich gelungen. Die Jungs sind als Einheit in Köln aufgetreten. Sie sind in Italien noch mehr zusammengewachsen, und man sieht ihnen gerne beim Basketball zu, denn sie haben Spaß an dem, was sie tun. Mit dem 2. Platz beim Nations Cup haben sie unter Beweis gestellt, dass sie an der Weltspitze mitspielen können. Deutlich wurde in Köln auch, dass die deutsche Mannschaft in vielen verschiedenen Line-ups spielen kann. Bei den Spielerwechseln gab es keinen Bruch. Sie sind wohl auch die einzige Mannschaft in Paris, die ein Lineup mit zwei 1-Punkte-Spielern derart überzeugend darbieten kann. Das spricht für die Jungs: stark auf allen Positionen. Und für Paris: Das Feld ist eng, Nuancen werden entscheiden, aber letztendlich muss man nur zwei Siege in den richtigen Spielen einfahren, um die Chance auf eine Medaille zu haben. Ich persönlich bin natürlich nicht nur auf die Mannschaften, sondern auch auf meine zwei – Lilly und Lukas – sehr stolz.“
Thorsten Meurer (BBU 01 Ulm):
„Die deutschen Damen haben eine realistische Chance auf eine Medaille. Gold und Silber sehe ich bei den Niederlanden und den USA, aber alle anderen Teams bewegen sich so ziemlich auf ein und demselben Niveau, und dadurch gibt es definitiv eine Chance auf Edelmetall. Bei den Männern ist tatsächlich alles möglich. Auch hier gibt es mit Großbritannien und den USA zwei favorisierte Teams – aber das Feld liegt enger zusammen. Wenn es dem Team gelingt, hart zu verteidigen, kann Deutschland jedes Team schlagen. Beiden Teams drücke ich fest die Daumen.“
Stimmensammler: Max Dietrich | Foto: Patrick Harazim