Lisa Nothelfer (RBC Köln 99ers) und Svenja Mayer (Rhine River Rhinos) haben erstmals den Sprung in die A-Nationalmannschaft geschafft – und das zur Heim-WM in Hamburg. Wir haben uns mit den beiden überglücklichen und vor Stolz platzenden Damen unterhalten. Beide Neulinge berichtet von Freudentränen, “Hard work pays off” und Menschen, die sie in Ihrer Entwicklung gefordert und gefördert haben
Lisa und Svenja, Glückwunsch zur Berufung in die A-Nationalmannschaft. Wie hat euch Martin Otto eigentlich über die Nominierung informiert?
Lisa: Vielen Dank. Das ist eine riesige Ehre für mich. Es geht nun reibungslos von der U25- weiter in die A-Nationalmannschaft. Eigentlich hatte es sich zuerst genauso angehört wie im Vorjahr, aber dann war es Janet, die recht verschmitzt meinte, wir verbringen den Sommer miteinander.
Svenja: Wir hatten letzten Freitagabend Einzelgespräche, in denen Martin Otto die Nominierung bekannt gegeben hat. Er hat mir dann die Frage gestellt, ob ich ihn in Australien auch fragen würde, was ich besser machen soll. Ich hab die Frage erst gar nicht so richtig kapiert, aber als ich dann realisiert habe, dass ich nominiert bin, bin ich total in Tränen ausgebrochen vor Glück.
Und hattet ihr damit gerechnet?
Svenja: Gerechnet habe ich mit der Nominierung nicht wirklich. Ich habe nur gehofft, dass es dieses Jahr schon für den 12er-Kader reicht, weil ich während der Saison wirklich hart an mir gearbeitet habe.
Lisa: Grundsätzlich ja. Ich meine, wenn man selbst das Beste und alles im Rahmen seiner Möglichkeiten gegeben hat, rechnet man für sich selbst schon damit. In vielen Gesprächen mit guten Bekannten und Wegweisern, fand ich mich da ehrlicher Weise bestätigt, individuell eine super Saison in Köln gespielt zu haben. Und die ganze Zeit hatte ich mir in meinem Mantra gesagt: 2018 ist mein Jahr! Es dann jedoch zu hören, ist schon noch etwas anderes. Ich habe mich riesig gefreut.
Wie ließ sich euer erstes Gefühl in Worte fassen?
Lisa: Worte? Ich war überglücklich, es sind Tränchen gekullert. Man arbeitet so hart auf sein Ziel hin und kämpft sich gegen Spieler und Schiedsrichter durch. Das ist die tollste Art der Wertschätzung.
Svenja: Ich war überglücklich und hätte die ganze Welt umarmen können.
Wen habt ihr eigentlich als erstes von der Nominierung erzählt? Und wieso?
Lisa: Nachdem ich den lieb gewonnenen Mitkandidatinnen kaum entkommt konnte, war es Lisa Rieß, die sich direkt für mich gefreut hat. Aber der erste Anruf ging an meine Frau Mama. Wie Mütter nun mal so sind, war der Berg Sorgen aufgrund der bevorstehenden weiten Reisen gleich noch viel größer. Aber sie sagte dann: „Endlich, bei all dem Aufwand die ganzen Jahre“.
Svenja: Ich habe als erstes meine Familie und dann André angerufen.
Wie werdet ihr jetzt die ganze Vorbereitung und die WM im privaten, wie auch im beruflichen Umfeld managen? Was gilt es alles zu planen?
Svenja: Für mich ist es etwas leichter das alles zu managen, weil ich Rentnerin bin (zwinkert). Somit kann ich meinen Alltag frei gestalten. Außerdem hab ich glücklicherweise einen Partner an meiner Seite, der den Sport genauso liebt wie ich. Wir können somit viel Zeit in der Halle verbringen und trainieren.
Lisa: Also meine Arbeit hatte ich im Vorfeld schon eingestimmt. Für die Uni müssen nun nur noch Absprachen bezüglich der Prüfungen erfolgen. Aber alle stehen da voll hinter mir. Und mein alter Dekan plant schon mal ein Meeting mit Dirk Nowitzki. Was das Training betrifft ist bereits jetzt schon das Maximum eingestellt und eingeplant. Hierbei finde ich es wichtig, aber auch total angenehm, mit extrem vielen verschiedenen Teams trainieren zu können.
Gibt es Menschen, eine Spielerin, einen Spieler oder einen Trainer, dem ihr ganz viel auf eurem sportlichen Weg zu verdanken habt? Wenn ja, welchen Beitrag hat diese Person geleistet?
Lisa: Peter Schadt war und bleibt immer der Trainer, von dem ich wichtige Dinge, gerade zu Beginn meiner Karriere, gelernt habe. Dann waren da noch Ben Döring, der ein super angenehmer Mitspieler war und mich stets gefördert und auch gefordert hat. Und gerade für meine letzte Etappe in Köln war da dieser Brite (lacht), mit dem ich im Vorfeld ein tolles Videodate hatte. Aber er hat es sich auch nicht nehmen lassen, mir in einem nervösen Moment, und zwar Dienstagnacht vor dem Camp, noch das Händchen zu halten. Und er fand großartige Worte. Die Unterstützung von jeder Seite ist enorm, und ich denke, jeder der Genannten hatte seinen Anteil auf meinem Weg als Basketballerin.
Svenja: Es gibt mehrere Personen, denen ich das alles zu verdanken habe. Aber am meisten zu verdanken habe ich André. Er hat individuell sehr viel mit mir gearbeitet und mich immer wieder aufs Neue bestärkt und motiviert.
Ihr beide habt in euren Teams in der 1. RBBL ordentlich Spielzeit gesehen – national wie auch international. Inwieweit hat euch das bei eurer Entwicklung geholfen?
Svenja: Ich würde sagen, dass mir die Spielzeit in der 1. RBBL sehr viel gebracht hat, vor allem für meine Defensearbeit. Für diese Entwicklung muss und will ich auch meinem ganzen Team danken, die mich in Wiesbaden perfekt aufgenommen haben und mir immer weitergeholfen haben.
Lisa: Wie gesagt, für mich war diese Saison schon ziemlich toll. Insbesondere meine erste Teilnahme an der Euroleague. Ich freue mich bereits jetzt schon total auf die Finalrunde in Sheffield.
Und was haben Mathew Foden bzw. Marco Hopp gesagt, wenn es mal nicht so nach euren Vorstellungen lief?
Svenja: Wenn etwas mal nicht so lief, wie ich es mir vorgestellt hab, und ich selbstkritisch war, hat Marco mich beruhigt und mich motiviert, immer weiter zu machen. Er hat mir aber auch meine Fehler aufgezeigt, um es im nächsten Match besser zu machen.
Lisa: Mat Foden und ich hatten stets eine tolle und sehr rege Kommunikation. Klar, am Anfang bist du als Spielerin neu und es benötigt etwas Zeit, bis man aus den Pötten kommt. Aber wie in einem vorherigen Gespräch mit Martin Otto beneidend anerkannt wurde, habe ich mit Mat einen Weg gefunden, die Kommunikation stets hoch zu halten. Der große Unterschied zu München war und ist, dass mir Verantwortung durch Spielzeit übertragen wurde. In Köln gab es schon zwei, drei, vier Situationen, in denen ich auch mal zum Korb ziehen durfte und punktete.
Wie lässt sich eure Stimmungslage beschreiben, wenn ihr daran denkt, dass ihr im August in einer vollen Halle in Hamburg erst die Eröffnungsfeier erleben und dann im deutsche Trikot auf dem Feld stehen dürft, um gemeinsam die Hymne zu hören und ggf. zu singen?
Svenja: Kurz und knapp: Ich platze vor stolz.
Lisa: Das erinnert mich ein bisschen an mein Debüt als deutsche U25-Nationalspielerin im Jahr 2015. Damals spielte ich die U25-WM in Peking. Das werde ich nie vergessen. Dieser Tag war voller Emotionen. Im eigenen Land eine WM zu spielen, ist natürlich nochmal eine ganz andere Nummer. Ich freue mich total.
Welche eurer Charaktereigenschaften werden den größten Beitrag zum Erfolg der Damen-Nationalmannschaft beitragen? Und warum?
Lisa: Ich würde sagen Geduld und Motivation. Insbesondere wenn es mal nicht so läuft, ist es immens wichtig, nicht den Kopf in den Sand zu stecken. Ein paar aufbauende Worte und die Erinnerung an das Erreichte und Erkämpfte, sollten jeden wieder wachrütteln und am großen Ziel in diesem Jahr festhalten lassen, welches heißt: Weltmeister zu werden.
Svenja: Ich bin ein absoluter Teamplayer. Und ich würde für jede Mitspielerin durchs Feuer gehen.
Wie wird der wichtigste Satz des Tages lauten, den ihr beide euch am 26. August in Hamburg gegenseitig sagen werdet?
Lisa: Dafür hat sich das alles gelohnt!
Svenja: Danke, dass ich dabei sein durfte.
Zum Abschluss bitte ich euch, den folgenden Satz zu vervollständigen: Für mich wird die WM sowie mein A-Nationalmannschafts-Start ein voller Erfolg, wenn …
Lisa: … das Teamfeeling und der Umgang miteinander eine so große Wirkung hat, dass aufgrund der großartigen individuellen Qualität, das Spiel zum Selbstläufer wird.
Svenja: Für mich wird die WM und mein A- Nationalmannschafts-Start ein voller Erfolg, wenn wir als Team alles gegeben haben.
Vielen Dank für eure Zeit ich beiden. Meine Daumen sind ganz fest gedrückt.
Interview: Martin Schenk | Fotos: Steffie Wunderl