Um den Fans ein besseres und breiteres Bild des Geschehenen rund um den DRS-Pokal zu vermitteln, haben wir alle beteiligten Klubs mit der Bitte abgeschrieben, uns unsere Fragen zu beantworten. Was der RSC Tirol, vertreten durch Stefan Thurner, auf unsere Fragen geantwortet haben, lest ihr im Folgenden:
Was hat den RSC Tirol bewogen, auf eine weitere Teilnahme am DRS-Pokal zu verzichten?
Aus rein sportlicher Sicht ist der RSC Tirol deutlich mit 111:28 gegen den RSV Lahn-Dill ausgeschieden, und der rein sportliche Hintergrund kann somit wohl diskussionslos abgehandelt werden – der RSV Lahn-Dill hat den Aufstieg in die nächste Runde geschafft.
Nun zu dem Problem eines Fehlers in den bereits abgeschlossenen Spielberichten: Die Regelwidrigkeit, die auf den Spielberichtsbögen unterschrieben worden sind, haben der Mannschaft aus Wetzlar keinen Vorteil verschafft. Der Spieler mit Doppellizenz, der förmlich bzw. offiziell an den Spielen teilgenommen hat, saß nicht auf der Bank der Gäste, war teilweise nicht in der Halle und hat – auch als Zuschauer im Publikum – das Spiel nicht beeinflusst.
Im Grunde fehlte ein Strich auf der Wetzlarer Spielerliste, wo der besagte Spieler eben nicht durchgestrichen wurde. Im Endeffekt wurden diese Spiele nicht gewertet.
Ein Beweggrund unseres Rückzugs waren u. a. die teilnehmenden Spieler des RSV Lahn Dill. Hier sind Vollprofis am Werk, die täglich trainieren und die ihr Leben, wie beispielsweise soziale Kontakte oder Ernährung, auf diesen Sport abstimmen. Ihnen sollte die Möglichkeit – weiter im Pokalbetrieb antreten zu dürfen – nicht aufgrund dieses Fehlers genommen werden, egal welcher Vereinsname das Team kleidet. Die Spieler haben mit der Regelwidrigkeit, für die der RSV Lahn-Dill letztendlich bestraft wird, nichts zu tun. Aus der Sicht eines Spielers hat man nichts falsch gemacht, dennoch wird man aus einem wichtigen Wettbewerb oder einem Saisonziel gerissen!
Beim RSC Tirol sind im Gegensatz dazu nahezu alle Spieler berufstätig und ein Profibetrieb ist nicht möglich. Es geht dabei für uns nur um den Sport. Sportlich haben wir unser Pokalspiel deutlich verloren, sind somit ausgeschieden und für uns war damit dann auch die Pokalsaison zu Ende. Der Regelverstoß hatte für uns keinen Einfluss auf das gefühlte Ergebnis. Wir haben immerhin mit 80 Punkten verloren und wollen letztendlich nicht mit einer 80 Punkte Niederlage aufsteigen.
Die Mannschaft RSV Lahn-Dill trat professionell und respektvoll, ohne ein Zeichen einer Überheblichkeit oder Arroganz in Österreich auf. Als sportlich so überlegene Mannschaft ist dieser schmale Grad nicht leicht zu meistern. Auch dieses Auftreten überzeugte unser Team, dass für uns der Sport im Mittelpunkt stehen soll und wir uns aus dem Pokalbetrieb zurückziehen.
Nebenbei wäre das Nachholspiel und ein mögliches Viertelfinale aus Tiroler Sicht (leider) eine, sowohl logistisch als auch finanziell, deutliche Mehrbelastung geworden.
Und, nun einmal ganz ehrlich, wir sind Aufsteiger aus der Regionalliga, schlagen uns ganz gut in der RBBL2S, aber zu den besten 8 Teams in Deutschland gehören wir nicht.
Gab es zwischen den Verantwortlichen des RSC Tirol, der Lahn-Dill Skywheelers, der Spielleitung und den Verantwortlichen des RSV Lahn-Dill und der Lux Rollers nach der erstinstanzlichen Entscheidung der Spiel- bzw. Pokalleitung Kontakt bzw. Gespräche? Wenn ja, was wurde besprochen?
Es gab Schriftverkehr. Details will und werde ich hier nicht preisgeben.
Wie beurteilt der RSC Tirol die entstandene Außenwirkung dieses “Pokal-Verfahrens” auf den Rollstuhlbasketball insgesamt und auf den RSC Tirol im Speziellen?
Wir verstehen, dass die Umsetzung und die nun entstandene Situation dieses Verfahrens kritisiert wird. Dafür trägt grundsätzlich die Spiel- und Pokalleitung die Verantwortung.
Als Verein, der auf sein Weiterkommen im Spielbetrieb verzichtet, müssen jedoch auch wir einen gehörigen Teil der Kritik und der Verantwortung schultern. Aber wir sehen uns spielerisch nicht im DRS-Pokal Viertelfinale, wie es die Ergebnisse gezeigt haben (111:28), und haben Probleme, logistisch als auch finanziell, alles optimal bereitzustellen.
Es empfiehlt sich, unserer Meinung nach, den Kontext in dieser Situation zu verstehen: Aus rein sportlicher Sicht gehört der RSV Lahn Dill in die nächste Runde, daran wird wahrscheinlich niemand zweifeln. Der Regelverstoß brachte zwar keinen Vor- oder Nachteil, die Spiele wurden dennoch am grünen Tisch als Niederlage für den RSV gewertet. Wir wollen letztendlich nicht nach einer 80-Punkte-Niederlage in die nächste Runde aufsteigen.
Gegner des RSV Lahn Dill sehen unseren Rückzug natürlich nicht als „ritterlich“ und werden diese Aktion scharf kritisieren. Das müssen wir hinnehmen. Wir haben dennoch, unserer Meinung nach, das sportlich Richtige getan, da der Regelverstoß keine sportliche Konsequenz für uns mit sich zog.
Foto: RSC Tirol