Zehn Fragen an: Benny Ryklin (RBB München Iguanas)

Um die Spieler, Trainer und Macher in der Szene noch besser und tiefergehender kennenzulernen, lassen wir – in unregelmäßigen Abständen – den Rollstuhlbasketball-Protagonisten einen zehn Punkte umfassenden „Standard-Fragenkatalog“ zukommen.

 

1. Welche Routine in deinem Leben gibt dir Kraft?

„Ganz klar der Kontakt zu Familie und Freunden. Ich bin unendlich dankbar für meine ganze Familie, den Weg den alle gehen sowie das bereits Erreichte in den vergangenen Jahrzehnten. Durch unseren Freundeskreis fühle ich mich manchmal unbesiegbar oder wie der reichste Mensch der Welt. Vielleicht ist der glücklichste Mensch eine bessere Beschreibung. Kontakt mit meinen Mitmenschen ist sicher eine unendlich große Kraftquelle.“

 

2. Definiere Erfolg mit deinen Worten.

“Erfolge sind erreichte Ziele – ganz einfach. Selbst wenn Menschen sich alles kaufen können, bringt es ihnen nichts, wenn sie sich nicht entwickeln können. Das Erreichen von verschiedenen Zielen auf dem Weg deiner eigenen Entwicklung ist Erfolg. Der erste Schritt, das erste Gehalt, jeder getroffene Wurf, eine Meisterschaft. Solange man sich in seinem Leben in eine gute Richtung entwickelt, hat man Erfolg. Die große Kunst ist, dies in allen Bereichen des Lebens zu versuchen.”

 

3. Die größte Dummheit, die ich in meinem Leben bis dato gemacht habe, war … und sie hat mich Folgendes gelehrt:

“Sicher führte Alkohol bei mir zu den dümmsten Situationen im Leben. Die Lehren aus Konsumverhalten muss jeder für sich ziehen und selbst wissen, wie und wann er was konsumiert oder es einfach bleiben lässt. Jeder Aktion folgt eine Reaktion – und bei Drogen ist diese oft unbekannt und kann zu sehr schlechten Situationen für sich selbst oder – noch schlimmer – für andere führen. Das sollte jedem bewusst sein.”

 

4. Aus der Pistole geschossen: Was ist die wertvollste Neuerung oder Errungenschaft im Rollstuhlbasketball, die die Verbände, wie der DRS, der DBS, die IWBF, das IPC sowie die nationalen und internationalen Athletenvertreter in den letzten 12 – 24 Monaten umgesetzt haben, um den Sport aufs nächste Level zu heben?

“Sicherlich sind die Außendarstellung und Professionalität des Sportes um ein Vielfaches gewachsen. Das führt zu mehr Aufmerksamkeit, größeren Hallen und mehr Spaß im Sport. Der internationale Rollstuhlbasketballverband IWBF wirkt hier inzwischen als Treiber und geht mit gutem Beispiel voran. So mein Gefühl. Auf Bundesebene ist es sicherlich ein Meilenstein, dass eine Stelle allein für unseren Sport ausgeschrieben wird.”

 

5. Nenne drei Menschen, die aktuell einen positiven Einfluss auf dich haben und beschreibe kurz, inwiefern und mit was sie dich berühren?

“Hier muss ich meine Frau und meine beiden Kinder nennen. Keine Ahnung, was ohne sie wäre, aber wenn ich ein paar Tage ohne sie bin, fühle ich mich allein und wertlos.”

 

6. Wann hat dir ein Mensch das letzte Mal ein Kompliment gemacht resp. dir etwas Schönes gesagt? Was war das?

“Ich habe vor kurzem mit meinem Partner ein Firmenevent ausgerichtet und wurde dafür sehr gelobt. Es war tatsächlich ein sehr schönes Gefühl, solch eine gute Runde von Partnern zusammenzubringen und dafür Lob zu erhalten. Im Basketball bin ich natürlich sehr stolz, wenn Spieler – wie Basti Kolb oder Lukas Gloßner – eine gute Entwicklung durchmachen. Ich brauche hier kein Lob. Jedoch diese Entwicklung zu sehen, berührt mich sehr.”

 

7. Ich trete die Rollt. an dich ab und mach dich zum Herausgeber. Was würdest du anpacken, verändern oder Neues einführen, wenn du unendliche Finanzmittel hättest?

“Ich denke, das Video- bzw. Kurzvideo-Formate  gerade State of the Art sind und mehr gepusht werden sollten. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal auf Eurer Seite war. In den sozialen Medien schaue ich dagegen sehr gerne rein.”

 

8. Du bist der erste Chef der neu ins Leben gerufenen „Hall of Fame des Rollstuhlbasketballs“. Dir obliegt es eine Frau und einen Mann als erste „Hall-of-Famer“ aufzunehmen. Es können Trainer, (Ex-)Spieler, Funktionäre etc.  sein. Wen würdest du wählen? Und warum?

“Ich persönlich sehe Menschen, die unermüdlich und aus eigener Motivation seit Jahrzehnten für unsere Sportart arbeiten und ihr Wissen weitergeben, als die Hall-of-Famer unserer Sportart. Hier fallen mir spontan und aus direkter Erfahrung Christa Weber und Peter Richarz ein. Sie waren schon Jahrzehnte vor mir in den Sporthallen und haben jungen Talenten unsere Sportart schmackhaft gemacht. Und ich bin jetzt auch schon 30 Jahre dabei  (lacht).”

 

9. Wie bildest du dich weiter, um als Mensch zu wachsen?

“Ich versuche mein Wissen zu teilen und gleichzeitig so viel wie möglich aus allen Situationen mitzunehmen. Sharing is careing. Jedoch sollte man vorsichtig sein zu versuchen, all das, was woanders funktioniert, zu kopieren. Ich erinnere mich an eine Zeit, als ein Video von Mike Frogley um die Welt ging. Kanada wurde stets als das Nonplusultra genannt. Sie waren das Nonplusultra wegen Joey Johnson, Pat Anderson und der Mannschaft. Und Mike ist ein Trainer auf höchstem Niveau. Man wird aber nie so gut wie er, wenn man ihn kopiert und seine Übungen trainieren lässt, sondern dann, wenn man das Beste für sich aus seiner Lehre zieht und daraus – wie aus vielen anderen Impulsen –  seinen persönlichen Stil entwickelt. So funktioniert aus meiner Sicht persönliche Entwicklung – als Spieler, Trainer, Mitarbeiter, Vater – einfach überall.”

 

10. Wie sieht deine klassische Trainingswoche aus?

“Früher habe ich gerne mit der Mannschaft trainiert, bin im Sommer am Berg gefahren und habe für mich an meiner Stuhlfitness gearbeitet. Heute hält mich die Familie auf Trab – und ich habe Crossfit für mich wiederentdeckt.”

 

Fragen: Martin Schenk | Foto: Ana Sasse

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