“Wir finden keine Helfer“, „Bei uns will niemand Schiedsrichter werden“, „Wir bräuchten mehr Sponsoren“ und, und, und. Die ganze Sorgen-und-Nöte-Litanei in der Basketballvereinswelt ließe sich abendfüllend fortführen.
Wie in der Unternehmens- so gilt auch in der Vereinswelt, dass diejenigen Klubs zu den langfristigen Gewinnern zählen, die einen Plan verfolgen und ein Ziel vor Augen haben, hart arbeiten und für den Erfolg kämpfen. Es ist jedoch so, dass viele Vereine sich im administrativen Mittelalter bewegen. Posten werden an denjenigen vergeben, der sich am wenigsten wehrt, Fahr-, Hallen- und Kuchendienste übernehmen immer dieselben, und was die Werte, die Philosophie und die strategische Ausrichtung des Klubs sind, kann aus dem Stegreif keiner beantworten – da sie nicht existent sind. Sorry: In vielen Vereinen herrscht die gelebte Selbstverwaltung und -beschäftigung. Hinzu kommt, dass die wenigen Freiwilligen, die kraftvoll starten, durch die Ewiggestrigen in ihrem Enthusiasmus und unbekümmerten Engagement oftmals ausgebremst werden. Was Neues ausprobieren? Gott bewahre. Das haben wir ja noch nie gemacht. Oder: Das kann ich jetzt nicht entscheiden, das müssen wir innerhalb des Vorstands erst diskutieren. Der Klassiker: Das haben wir schon mal probiert, das hat nicht geklappt. Gähn. Ebenjene Vereine werden perspektivisch zu den Verlierern gehören, irgendwann den Laden schließen, mit anderen Vereinen aus einer Position der Schwäche heraus eine Spielgemeinschaft bilden oder mit anderen Institutionen fusionieren.
In einer meiner letzten Vereinsberatungen berichtete mir eine junge Abteilungsleiterin von einem Ehrenamtler, der zum Besten gab, dass der Verein nicht erwarten könne, dass er im Klub dasselbe Engagement an den Tag legt wie auf der Arbeit. Schließlich werde er von seinem Arbeitgeber bezahlt – und von seinem Verein nicht. Was für ein Bullshit! Wer solche Helfer hat, braucht keine Feinde. Professionalität, Leidenschaft und Hingabe zum Verein sind keine Frage des Geldes, sondern eine der intrinsischen Motivation, eines positiven Selbstbildes und einer starken Vereinsführung. Eines Managements, das begeistert, das eine klare Vision vor Augen hat und die Kräfte innerhalb des Klubs bündelt.
Leider zeigt sich in etlichen Vereinen folgendes Bild: Es gibt einen Abteilungsvorstand, der sich in unregelmäßigen Abständen auf drei Hefeweizen trifft, keine Tagesordnung festgelegt hat, sich gegenseitig über die Schwere des Lebens beschwert, kein Protokoll schreibt und den Laden irgendwie am Laufen hält. Ja, es gibt auch Ausnahmen und viele Klubs, die Vollgas geben. Unbenommen. An diese Einrichtungen richten sich weder meine Zeilen noch die Engagementberatung des DBB. Eine kostenlose Beratung, die jeder Basketballverein in Deutschland in Anspruch nehmen kann, um sich Denkanstöße abzuholen, Inspiration in puncto Ehrenamtsmanagement zu erhalten und mit ausgebildeten Beratern zu diskutieren. Das Projekt „Engagier dich!“ reicht all jenen Basketballverantwortlichen und -machern die Hand, die ihren Klub entwickeln und die Ehrenamtssituation verbessern möchten. Seid für einen Augenblick ehrlich zu eurem Klub und euch selbst und beantwortet die folgenden Fragen wie aus der Pistole geschossen:
- Einzigartig macht meinen Verein?
- Unsere Klub-Philosophie lautet?
- Wir unterscheiden uns vom Nachbarklub durch …?
- In fünf Jahren werden wir (strukturell) … ?
- Das letzte Mal, als ich den Ehrenamtlern und / oder Eltern aufrichtig Danke gesagt habe, war … ?
Diese Aufzählung ließe sich ausführlich weiterführen. Und nein, ich möchte keine Macher oder Kümmerer bloßstellen, sondern Ärmelhochkrempler und Anpacker dazu ermutigen, sich ernsthaft über die (Ehrenamts-)Entwicklung und die strategische Ausrichtung ihres Vereins Gedanken zu machen. Umstände-verantwortlich-Macher und Besitzstands- und Pfründe-Absicherer dürfen diese Kolumne getrost überblättern und weiter Klubmanager-Airballs werfen.
Ich bin froh, dass die BIG-Verantwortlichen dem Thema Ehrenamt sowie dem Projekt „Engagier dich!“ eine Plattform und eine Stimme geben. Das Gut Lebenszeit und damit die ehrenamtliche Arbeit ist die wertvollste Ressource, die ein Verein, die unsere Gesellschaft besitzt. Menschen engagieren sich ehrenamtlich, weil sie ihrer Umwelt und der Gemeinschaft etwas zurückgeben möchten. Wer diese Ressource bei Dritten und Vereinsmitgliedern heben möchte, muss nicht nur sexy, ehrlich, aufrichtig, kraftvoll, begeisternd und wertschätzend sein, nein, er oder sie muss anstecken, zuhören, planen und mit gutem Beispiel vorangehen. Das Wichtigste jedoch: Ich muss meine Werte, meine Einzigartigkeit und meine Ziele kennen. Ehrenamtler wollen erkennen, welchen Beitrag sie leisten und was sie mitgestalten und schaffen. Auf all dem bauen das Projekt „Engagier dich!“ und diese Kolumne auf, die euch das Thema Ehrenamtsmanagement in den kommenden Ausgaben sukzessive näherbringen und euch kleine Anstupser liefern wird.
Text: Martin Schenk – erschienen in BIG-Ausgabe #101 | Foto: Uli Gasper