Mit zwei Niederlagen, zwei Siegen und gemischten Gefühlen im Gepäck, sind die Rhine River Rhinos am Sonntagmittag aus dem schweizerischen Nottwil an den Rhein zurückgekehrt. Während sich die Kurstädter gegen die gastgebenden Pilatus Dragons und BasKI aus St. Petersburg schadlos hielten, hatten die Dickhäuter gegen den türkischen Vertreter aus Karabük sowie BSR ACE Gran Canaria das Nachsehen.
Dass das Europapokal-Wochenende der Wiesbadener kein Zuckerschlecken werden würde, war den Verantwortlichen um Manager Korder und Coach Marco Hopp schon vor der Abreise klar. Ohne die verletzte Paralympicssiegerin Anne Brießmann traten die Hessen die Reise gen Süden an. Mit an Bord, aber nicht einsatzfähig bzw. -berechtigt aufgrund von Krankheit und dem Status „Nicht behindert“, waren Marina Mohnen und Center André Hopp.
Das Duo musste hilflos mit ansehen, wie ihr Team das ersten Match des Turniers deutlich gegen Kardemir Karabükspor Kulübü aus der Türkei verlor. Zwar hielt Marco Hopps Equipe fahrerisch und technisch mit, konnte aber die enormen Größennachteile gegenüber dem türkischen Kollektiv, das teilweise mit drei großgewachsenen Akteuren agierte, nicht dauerhaft kompensieren. Die Rhinos starteten alles andere als optimal ins Match gegen das Kollektiv aus Karabük. Vielmehr wirkten sie müde, nervös und teilweise angespannt. Zwar waren die Hessen in vielerlei Hinsicht die bessere Mannschaft, agierten allerdings oft zu hektisch, was sich in suboptimalen Abschlüssen, schlechten Pässe sowie Ballverlusten niederschlug. Auch im Angriff machten es Amacher & Co. den Türken aufgrund einer lückenhaften Verteidigung immer wieder zu einfach, so dass es mit einem deutlichen Rückstand in die Pause ging. Auch nach der Halbzeit fanden die Dickhäuter nicht wirklich Zugang zur Partie. Zwar wurde der Punkterückstand im dritten Viertel nochmals auf zehn Zähler reduziert, jedoch zeigten sich Kardemir unbeeindruckt und agierten weiter wirkungsvoll, so dass die Rhinos am Ende eine deutliche 47:81-Niederlage einstecken mussten.
Das zweite Match am Freitag bestritten die Rhinos gegen die gastgebenden Pilatus Dragons. Da die Wiesbadener schon des Öfteren das Vergnügen mit dem mehrfachen Schweizer Meister hatten, wussten die Kurstädter um die Stärken und Schwächen des Gegners. Clever agierend, zeigten die Rhinozerosse eine Reaktion auf die schwache Partie gegen die Türken und gewannen das Spiel gegen Maurice Amachers ehemaligen Klub verdient mit 63:50.
Der Mannschaft von den Kanaren, BSR ACE Gran Canaria, begegneten die Hessen am Samstagmorgen auf Augenhöhe, konnte sich Trainer Hopp doch am Vortag ein ordentliches Bild vom Gegner machen. Eins, zwei individuelle Fehler sowie ein Buzzerbeater der Mannen von den Kanaren, ließen die Rheinstädter in einem ausgeglichenen Spiel mit einem 8-Punkte-Rückstand zum Pausentee rollen. Im verflixten dritten Viertel verloren Güntner & Co. kurzzeitig den Faden, was die Spanier zu ihren Gunsten ausnutzten. Während die Deutschen ohne Fortüne agierten, traf die von U.S.-Paralympicssieger Jared Arambula angeführte Truppe ihre Distanzwürfe. Zwar ackerte der Bundesligavierte weiter energisch und konnte auch das vierte Viertel für sich entscheiden, aber schlussendlich mussten die Rhinos nach vierzig Minuten dem Kollektiv von den Kanaren das Feld überlassen. Nach dem Schlusspfiff prangerte ein 48:66 auf der Anzeigentafel in Nottwil, was Manager Korder mit einem leichten Seufzer in der Stimme kommentierte: „Alle waren nach dem Spiel sichtlich geknickt, hatten wir uns doch wesentlich mehr vorgenommen. Hinzu gesellte sich der Gedanke, dass wir alle Partien auch hätten gewinnen können. Dementsprechend sind wir auch ins letzte Match gestartet.“
Worauf der Kümmerer der Wiesbadener abzielte, war der etwas langsame und träge Start der Dickhäuter in die Partie gegen BasKI aus St. Petersburg. Den vergebenen Siegchancen nachtrauernd, agierte der Play-off-Teilnehmer müde und mitunter mit hängenden Köpfen, so dass die Russen, die dieses Aufeinandertreffen unbedingt für sich entscheiden wollten, mit einer 29:17-Führung in die Halbzeitpause rollten. Ein Zwischenergebnis, das Manager Korder leicht irritiert zurückließ und von ihm nach Spielende spitzzüngig thematisiert wurde: „Ich kann mich an kein Spiel erinnern, in dem wir so neben uns gestanden haben und so wenige Punkte in einer Halbzeit erzielt haben.“
Erst die Kabinenansprache rüttelte Palmer und Kollegen wach, standen sie doch kurz davor, die Teilnahme am europäischen Wettbewerb zu verpassen. Punkt für Punkt kämpften sich der Bundesligist nun an die Russen heran, die ihrerseits erste Ermüdungserscheinungen an den Tag legten, während die Dickhäuter den Druck erhöhten und BasKI zu Fehlwürfen und Fehlpässen zwangen. Angefeuert von der eigenen Bank netzten die Kurstädter die wichtigen Körbe ein, um nach vierzig gespielten Minuten mit einem hauchdünnen 50:48-Erfolg ins Euroleague 3 Finale einzuziehen.
Die Finalrunde der Euroleague 3 (ehemals Challenge Cup) findet vom 26. bis zum 29. April im spanischen Badajoz statt. Neben den Rhine River Rhinos werden die folgenden Mannschaften teilnehmen: Gastgeber Mideba Extremadura Badajoz (Spanien), KKI VRBAS Banja Luka (Bosnien-Herzegowina), Izmir BB Genclik VE S.K. (Türkei), ASD S. Stefano Sport (Italien), Leopards de Guyenne Bordeaux (Frankreich), Les Aigles de Meyrin (Frankreich) und SSD Santa Lucia (Italien).
Ins All-Star-Team in Nottwil wurden berufen: Nicolas Hausammann (Pilatus Dragons), Jared Arambula (BSR ACE Gran Canaria), Murat Arslanoglu (Kardemir Karabükspor Kulübü) sowie die beiden Wiesbadener Jim Palmer und Matthias Güntner.
Stimmen zum Europapokal-Wochenende
Trainer Marco Hopp: „Ich freue mich, dass wir die Endrunde der Euroleague 3 in Spanien erreicht haben. Da müssen andere Teams erstmal hinkommen. Diesen dritten Platz in der Schweiz haben wir uns hart erkämpft. Es ist schön zu sehen, was die Mannschaft imstande ist, zu leisten. Insbesondere die vermeintlichen Ergänzungsspieler sind mit ganz viel Herz und Einsatz dabei. Alle haben das in sie gesetzte Vertrauen voll zurückbezahlt. Vor dem Hintergrund, dass uns einige Stammkräfte fehlen, kann ich vor dem Engagement aller nur meinen Hut ziehen. Auch wenn das eine oder andere Spiel nicht wirklich optimal lief, muss immer auch bedacht werden, was bereits hinter dem Team liegt und mit welchen Personal-Restriktionen wir in der Schweiz leben mussten. Ich bin sehr glücklich, dass wir nach Badajoz reisen. Das hat sich das Team, um einen tollen Kapitän Maurice Amacher, wirklich verdient.“
Matthias Güntner: „Wir haben leider in keinem Spiel unsere beste Leistung abgerufen, und der Verzicht auf drei wichtige Mitspieler, hat seinen Teil dazu beigetragen, dass es mitunter schwierige Spiele geworden sind. Aber trotzdem haben wir uns durch das Turnier gekämpft und uns noch die Qualifikation für die Euroleague 3 gesichert.“
Maurice Amacher: Zwei Niederlagen und zwei Siege aus vier Partie sind ein gerechtes Ergebnis. Das entspricht unserer Leistung, die wir in Nottwil gezeigt haben. Persönlich und für die Mannschaft hätte ich mir natürlich den ersten Platz gewünscht, aber wir können auch mit dem dritten Rang zufrieden sein. Die Abwesenheit von drei Leistungsträgern hat sich natürlich bemerkbar gemacht, insbesondere auf die Line-ups. Ich bin dennoch stolz auf mein Team, da wir den Kampf angenommen und in jedem Match bis zum Schluss 100% gegeben haben. Für mich persönlich war es natürlich super, dass wir in meiner Schweizer Heimat gespielt haben. Nun geht der Blick aber wieder nach vorne, und zwar gen Play-offs und die Europapokal-Endrunde in Spanien.“
Jim Palmer: „Das Turnier hatte seine Höhen und Tiefen. Schlussendlich haben wir uns aber für die Euroleague 3 Endrunde qualifiziert und zwei Spieler unserer Mannschaft wurden ins All-Star-Team gewählt.“
Svenja Mayer: „Wir können mit dem 3. Platz zufrieden sein, obwohl ich denke, dass wir unter unseren Möglichkeiten gespielt haben. Das lag primär daran, dass wir auf einige unserer Leistungsträger verzichten mussten und somit keine große Rotation spielen konnten. Ich hoffe trotzdem, dass wir als Team noch mehr zusammenwachsen. Als Rookie hatte ich meine ersten Minuten, und ich freu mich schon auf die nächste Runde.“
Manager Mirko Korder: „Trotz der Verletzungssorgen und der personellen Engpässe haben wir uns für die Euroleague 3 Endrunde in Spanien qualifiziert. Dass Jim Palmer und Matthias Güntner ins All-Star-Team berufen wurden, spricht für sich. Die Mannschaft hat sich nie aufgegeben. Ich möchte mich auch Marco Hopps Worten in Bezug auf unseren Kapitän Maurice Amacher anschließen, der an alter Wirkungsstätte eine echter Leader war und das Team super geführt hat.“
Ergebnisse
Freitag, 9. März
Kardemir Karabükspor Kulübü (Türkei) | 47:81-Niederlage
Pilatus Dragons RCZS (Schweiz) | 63:50-Sieg
Samstag, 10. März
BSR ACE Gran Canaria (Spanien) | 48:66-Niederlage
BasKI (Russland) | 50:48-Sieg
Abschlusstabelle
1. 8:0 | Kardemir Karabükspor Kulübü (Türkei)
2. 6:2 | BSR ACE Gran Canaria (Spanien)
3. 4:4 | Rhine River Rhinos
4. 2:6 | Pilatus Dragons RCZS (Schweiz)
5. 0:8 | BasKI (Russland)