Es war alles angerichtet im Rhinos-Dome für den großen Showdown um den Einzug ins Eurocup-Finale in Bosnien-Herzegowina: jede Menge Zuschauer, zwei hochklassige Teams und das alles entscheidende Match zweier im Turnierverlauf ungeschlagener Mannschaften. Nach vierzig kämpferischen, dynamischen und spannenden Minuten mussten sich die gastgebenden Rhinos – nach aufopferungsvollem Fight – dem türkischen Club Rehabilitasyon Merkezi Engelliler S.K. aus Ankara mit mageren drei Pünktchen Unterschied (62:65) geschlagen geben.
Doch der Reihe nach. Nach harten Wochen der Vorbereitung, Planung und jeder Menge Gespräche und Telefonate, begrüßte am vergangenen Freitagmorgen Wiesbadens Oberbürgermeister Sven Gerich die Rollstuhlbasketball-Mannschaften aus Polen, Russland, England und der Türkei in der hessischen Landeshauptstadt. Ein Willkommensgruß, der den gastgebenden Dickhäutern gut tat, gewannen sie ihre Partien am ersten Wettkampftag gegen die favorisierten London Titans (55:47) und die Polen aus Konstancin (90:39). Ohne die rekonvaleszente Janet McLachlan und den vom internationalen Parkett – aufgrund seiner Nicht-Behinderung – ausgeschlossenen Oliver Hoffmann, zeigten sich die Kurstädter gefestigt. Vor allem Routinier Ralph Schwarz übernahm Verantwortung und netzte am ersten Tag 45 Punkte in toto ein. Auch der zweite Tag begann für Gerber & Co. erwartungsgemäß, konnte der russische Verein aus Kazan mit 59:44 in die Schranken gewiesen werden. Da parallel auch der türkische Hauptstadtclub all seine Partien gewann, kam es am Samstagabend im sehr gut gefüllten Rhinos-Dome zum Showdown zwischen den beiden Teams. Die mit drei großen Akteuren und zwei wieselflinken Spielern agierenden Türken limitierten die Rhinozerosse in deren Rotationsmöglichkeiten, wobei sich beide Teams über 40 Minuten auf Augenhöhe bewegten. In den Reihen der Gastgeber konnten sich lediglich Amend, Güntner, Schwarz und Gerber in die Scorerliste eintragen. In der zweiten Halbzeit führte der Zweitligist schon mit 48:39, ehe es den Mannen aus Ankara nach und nach gelang, das Blatt zu wenden. Trotz knappen Rückstands in den letzten Spielzügen der Partie und einiger Stop-the-clock-Aktionen, gelang es den Rheinstädter nicht, die Niederlage abzuwenden. Nach vier Viertel schimmerte ein 62:65 auf der Anzeigetafel im Rhinos-Dome.
Auch wenn im ersten Moment die Trauer über die Nicht-Qualifikation für das Finalturnier in Bosnien-Herzegowina überwog, konnten die Verantwortlichen – wie Teammanager Mirko Korder – dem nächsten Entwicklungsschritt in sportlicher und struktureller Sicht jede Menge Positives abgewinnen: „Spiele wie das Finale verkörpern all das, was wir an diesem Sport so lieben. Die Stimmung war phänomenal und die Spannung über die gesamte Spieldauer gegeben – es war kaum auszuhalten. Letztlich hat Ankara das Spiel für sich entscheiden können. In meinen Augen gab es keinen wirklichen Verlierer. Ich bin verdammt stolz auf unsere Mannschaft und unseren Verein. Sportlich wie auch organisatorisch war diese Euroleague-3-Vorrunde in Wiesbaden ein voller Erfolg. Es war extrem gute Werbung für unseren Sport, unser Team, die Stadt Wiesbaden und unseren Club.“
Auch Headcoach Cliff Fisher waren einen Tag nach der Niederlage nur wohlwollende Töne zu entlocken: „Das Team als auch die Stadt haben allen Grund stolz zu sein. Meine Mannschaft hat eine tolle und sehr gute Performance an den Tag gelegt. Alle Begegnungen haben uns in unserer Entwicklung weitergebracht. Dass wir das Finale in den letzten Minuten verloren haben, ist zwar ärgerlich, hat aber auch den tollen Charakter und Kampfgeist des Teams aufgezeigt. Während der Gegner seine Würfe versenkt hat, haben wir mit unserem Wurfglück gehadert. Aber so ist Basketball nun mal. Ich bin es, um es in einfache Worte zu fassen, einfach nur stolz auf diese Mannschaft.“
Am kommenden Wochenende reisen die Rhinos zum letzten Spiel der Saison nach Heidelberg. Am Neckar will die Equipe aus Hessen den finalen Schritt in Richtung Meisterschaft machen. Auch wenn es mit der Erfüllung des europäischen Traums nicht geklappt hat, werden Hoffmann & Co. alles daran setzen, den lang gehegten Wunsch der 1. Rollstuhlbasketball-Bundesliga wahr werden zu lassen.
Die Scorer des Wochenendes im Überblick
Punktverteilung vs. London Titans (England) : Güntner (17), Schwarz (14), Weber (11), Amend (9), Antac (2), Dillmann (2).
Punktverteilung vs. IKS GTM Konstancin (Polen): Schwarz (31), Amend (27), Güntner (20), Weber (8), Antac (6)
Punktverteilung vs. Krylja Barsa Kazan: Güntner (22), Amend (12), Schwarz (9), Gerber (4), Jung (4), Antac (4), Weber (4)
Punktverteilung vs. Rehabilitasyon Merkezi Engelliler S.K. (Türkei): Schwarz (26), Amend (19), Güntner (14), Gerber (3)
Die Ergebnisse im Überblick:
London Titans: 55:47
IKS GTM Konstancin: 90:39
Krylja Barsa Kazan: 59:44
Rehabilitasyon Merkezi Engelliler S.K.: 62:65
PM: RRR