Wetzlar: Sehenswerter Schlagabtausch auf Augenhöhe

 

77:71-Erfolg trotz großartiger Passiwan-Show | Titelverteidiger RSV Lahn-Dill hat auch am sechsten Spieltag der Rollstuhlbasketball-Bundesliga (RBBL) seine weiße Weste mit einem 77:71 (17:15/40:36/53:55) Heimsieg gegen die Doneck Dolphins Trier bewahrt. Der sehenswerte und hoch spannende Schlagabtausch geriet dabei zu einer großartigen Show des Dirk Passiwan und stand bis drei Minuten vor der Schlusssirene auf des Messers Schneide.

„Das war beste Werbung für unseren Sport und für uns ein perfekter Test für das Spitzenspiel am kommenden Wochenende in Thüringen“, freute sich RSV-Trainer Nicolai Zeltinger am Ende nicht nur über die zwei wichtigen Punkte, sondern auch über die sehenswerte Partie vor gut 1.000 Besuchern in der Wetzlarer August-Bebel-Sporthalle. In dieser hatte er in den vierzig Minuten zuvor aber auch einige Lücken in der ansonsten sattelfesten RSV-Defensive gesehen: „es ist natürlich extrem schwer einen Gegenspieler in der aktuellen Form eines Dirk Passiwan zu verteidigen, da ist es logisch, dass immer wieder an anderen Stellen zwangsläufig Lücken auftreten müssen“, kommentierte Zeltinger auch den Auftritt von Triers zentraler Figur an diesem Samstagnachmittag.

Nach einem lupenreinen 9:0-Blitzstart (3.) wusste der RSV Lahn-Dill spätestens in der siebten Spielminute was ihm an diesem Tag blühen sollte, als Nationalspieler Dirk Passiwan bereits seinem zweiten Dreier zum 13:10 einstreute. In der Folge wogte die Partie ausgeglichen hin und her, auch wenn der mittelhessische Gastgeber bis Mitte des zweiten Spielviertels die Nase immer leicht vorne hatte. Doch der vierte und wenig später der fünfte Erfolg von jenseits der 6,75m Markierung durch Passiwan zum 27:29 (15.) und 35:36 (19.) deutete den Ritt auf des Messers Schneide an diesem Tag an.

In die Halbzeitpause ging der RSV dann jedoch trotzdem mit einem kleinen Vorsprung, denn auch der US-Amerikaner Steve Serio hatte an diesem Tag seine Hausaufgaben gemacht, beantwortete den fünften Fernschuss von Passiwan mit einem eigenen Dreier und erzielte zwei Sekunden  vor der Pausensirene das 40:36 für seine Mannschaft. Unter dem Strich zeigte damit auch Serio eine starke Leistung mit 19 Punkten, zusätzlichen 14 Assists und einer später noch elementar wichtigen Trefferquote  von der Freiwurflinie, von der der 28-jährige New Yorker acht von neun Versuchen verwandelte.

Nach dem Seitenwechsel setzte sich das zur Freude der Zuschauer spannende und sehenswerte Duell dann nahtlos fort, bei dem Michael Paye & Co. zunächst wiederum die Nase leicht vorne hatten und kurz vor Ende des dritten Viertels knapp mit 53:51 (29.) führten. Doch der Gast von der Mosel witterte an diesem Tag seine reelle Chance, ging angesichts einer möglichen Überraschung in Wetzlar trotzdem weiterhin mental locker an die Sache heran und hatte in der 32. Minute die Partie beim 53:57 sogar für sich gewendet. Neben Passiwan gefiel dabei vor allem die lettische Nationalspielerin Diana Dadzite, die ein klarer Aktivposten für die Dolphins während der gesamten Partie war.

Doch im Wohnzimmer des RSV Lahn-Dill, der seine letzte Heimniederlage am 4. Januar stark ersatzgeschwächt gegen die BG Baskets Hamburg kassierte, ist eine Punkteentführung nicht gerne gesehen, was die gute Kulisse in der August-Bebel-Sporthalle in der Schlussphase eindrucksvoll unter Beweis stellte. Neben diesem wichtigen Faktor war es in den letzten acht Spielminuten aber vor allem Center Joe Bestwick, der seine Physis in die Waagschale warf und maßgeblich an der Wende auf der Zielgerade beteiligt war. Zunächst holte der 30-jährige Brite beim 58:57 (33.) die Führung zurück, ehe er nach dem 65:65 (37.) binnen 80 Sekunden acht weitere Punkte folgen ließ.

Doch auch ein 73:65 gut zwei Minuten vor dem Ende sollte noch keine absolute Sicherheit bringen, an einem Tag, an dem das Prädikat „Weltklasse“ für den Trierer Topscorer sicher nicht übertrieben schien. Zwei urplötzlich wie aus der Hüfte geschossene und damit ansatzlos kaum zu verteidigende Dreier ließen dem Publikum noch einmal den Atem stocken, ehe Thomas Böhme mit dem 77:71-Endstand den Sack endgültig zumachte.

„Im Grunde muss ich mit dem Spiel meiner Mannschaft zufrieden sein. Wenn wir jetzt noch den ein oder anderen Fehler bis zur nächsten Woche abstellen, können sich alle auf ein erneutes Basketballfest in Thüringen freuen“, zog Nicolai Zeltinger eine positive Bilanz des Arbeitstages und warf zugleich bereits einen Blick auf das kommende Topspiel gegen die im Fernduell in Hamburg mit 82:74 siegreichen RSB Thuringia Bulls voraus.

Lahn-Dill: Michael Paye (20), Thomas Böhme (19), Steve Serio (19/1 Dreier), Joe Bestwick (12), Dirk Köhler (7), Felix Schell, Annabel Breuer, Jan Haller, Christopher Huber, Björn Lohmann, Nico Dreimüller (n.e.), Marco Zwerger (n.e.).

Trier: Dirk Passiwan (36/7), Diana Dadzite (17), Edgaras Ciaplinskas (8), Mattijs Bellers (4), Tracey Ferguson (4), Tommie Gray (2), Frank de Jong, Martin Koltes, Florian Ewertz (n.e.), Alieu Faal (n.e.), Valeska Finger (n.e.).

PM: RSV Lahn-Dill

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