RSV Lahn-Dill will im Baskenland den ersten Schritt Richtung Final Four machen | Was sich geographisch wie der größte Unsinn anhört, ist in der europäischen Champions League 2020 für den RSV Lahn-Dill die sportliche Realität. Das Ziel für die Wetzlarer Rollis ist nichts Geringeres als die Qualifikation für das Final Four in der Königsklasse im eigenen Wohnzimmer, sozusagen dem Finale zuhause. Um am 1. und 2. Mai dieses Jahres in der August-Bebel-Sporthalle dabei sein zu können, muss sich der sechsfache Champions League Sieger aus der Domstadt zunächst im spanischen Bilbao in der Gruppenphase beweisen, um über das im März stattfindende Viertelfinale letztendlich das Ticket für die Endrunde in der IWBF Champions League zu buchen. Im Baskenland treffen die Mittelhessen am kommenden Wochenende auf Amicacci Giulianova aus Italien, TSK Merkezi Ankara aus der Türkei, den französischen Erstligisten CS Meaux und Gastgeber Bidaideak Bilbao BSR.

Spielplan & Modus

Um in das angestrebte Viertelfinale einziehen zu können, müssen Kapitän Michael Paye & Co. in dieser Fünfergruppe mindestens Platz zwei belegen. Gelingt dies in den vier Spielen gegen die renommierten Kontrahenten aus der Frankreich, Italien, Spanien und der Türkei, so steht der RSV wie seit 2004 durchgehend unter den Top acht Teams des Kontinents. Das Viertelfinale wird dann vom 13. bis 15. März in zwei Vierergruppen im spanischen Madrid und in Thüringen ausgetragen, ehe das Final Four mit den besten vier europäischen Teams Anfang Mai in Wetzlar stattfindet, ohne dass der RSV Lahn-Dill dafür automatisch qualifiziert wäre.

Schaffen die Wetzlarer in der jetzt anstehenden Gruppenphase nicht den Sprung unter die beiden Erstplatzierten, würden sie sich als Dritter für die Endrunde der EuroLeague I im spanischen Badajoz oder als Vierter für die Endrunde der EuroLeague II im spanischen Valladolid qualifizieren. Nur wenn der sechsfache Champions League Sieger auf dem fünften und letzten Rang seiner Gruppe ins Ziel kommen sollte, wäre das Abenteuer Europa für die Mittelhessen in dieser Saison vorzeitig beendet.

POOL A – CANTU / ITA
Galatasaray Istanbul / TUR
GSD Porto Torres / ITA
Ilan Ramat Gan / ISR
Köln 99ers / GER
Briantea ´84 Cantu / ITA

POOL B – ALBACETE / ESP
BKIS St. Petersburg / RUS
BSR ACE Gran Canaria / ESP
Hornets Le Cannet / FRA
Besiktas Istanbul / TUR
BSR amiab Albacete / ESP

POOL C – BILBAO / ESP
CS Meaux / FRA
RSV Lahn-Dill / GER
TSK Merkezi Ankara / TUR
Amicacci Giulianova / ITA
Bidaideak Bilbao BSR / ESP

Analog dazu kommt es in den beiden anderen Champions League Gruppen A und C im italienischen Cantu und im spanischen Albacete zur gleichen Konstellation. Während RBBL-Kontrahent Thüringen als Finalist des Vorjahres bereits für das Viertelfinale qualifiziert ist, müssen die beiden anderen deutschen Teams aus Köln und Wetzlar in ihren Gruppen die entsprechende Fahrkarte erst noch buchen. Dass dabei der Zweitligist aus dem Rheinland in der Königsklasse an den Start gehen kann, wirkt zwar sportlich überaus eigenartig, hängt aber mit dem europäischen Ranking der IWBF zusammen, in der die Kölner als langjähriger Teilnehmer eine Startberechtigung besitzen.

Spielplan

Der Modus ist so einfach wie intensiv, jeder muss gegen jeden binnen der zwei Turniertage antreten. Los geht es für den RSV Lahn-Dill gleich mit einem Kracher. Am Freitag um 11:15 Uhr wartet zum Auftakt mit Gastgeber Bidaideak Bilbao BSR der ärgste Herausforderer auf die Wetzlarer. Es folgen die Duelle mit den türkischen und italienischen Erstligisten aus Ankara (Fr., 15:45 Uhr) und Giulianova (Sa., 9 Uhr), ehe die Begegnung am Freitag um 15:45 Uhr gegen den dreimaligen Champions League CS Meaux aus Frankreich den Abschluss in der Arena de Txurdinaga bildet.

IWBF Champions League, Gruppenphase – Pool C, 31. Januar/1. Februar 2020:

Freitag:
Bidaideak Bilbao BSR – RSV Lahn-Dill (11:15)
Amicacci Giulianova – CS Meaux (13:30)
TSK Merkezi Ankara- RSV Lahn-Dill (15:45)
Bidaideak Bilbao BSR – Amicacci Giulianova (18:00)
CS Meaux – TSK Merkezi Ankara (20:15)

Samstag:
Amicacci Giulianova – RSV Lahn-Dill (09:00)
Bidaideak Bilbao BSR – CS Meaux (11:15)
TSK Merkezi Ankara – Amicacci Giulianova (13:30)
CS Meaux – RSV Lahn-Dill (15:45)
Bidaideak Bilbao BSR – TSK Merkezi Ankara (18:00)

 Konkurrenten

Bidaideak Bilbao BSR

Das Teilnehmerfeld in der europäischen Königsklasse ist fraglos anspruchsvoll, eine sportliche Auszeit kann man sich gegen keinen der vier Konkurrenten leisten. Als ärgster Konkurrent des RSV Lahn-Dill auf das Weiterkommen gilt dabei vor allem der spanische Gastgeber aus dem Baskenland. Dem Dritten der Primera Divsion standen die Mittelhessen bereits im Vorjahr im Viertelfinale gegenüber. Damals sorgte der lange Zeit hart umkämpfte 70:62-Erfolg gegen die Basken für den entscheidenden Schritt ins Final Four. Die Spanier gelten als eingespieltes und physisch starkes Team, das zum Vorjahr nahezu unverändert an den Start geht. Bilbaos Leistungsträger sind der wuchtige spanische Center Asier Garcia, der Australier Tom O´Neill-Thorne sowie US-Nationalspieler Joshua Turek. Dieses Trio sorgte auch im Vorjahr, mit zusammen 54 der 62 Punkte erzielten Punkte, für die größten Sorgen auf der RSV-Bank.

TSK Merkezi Ankara

Der Vertreter aus der türkischen Hauptstadt Ankara ist der große Unbekannte in Bilbao. Als Neuling in der europäischen Königsklasse, reist die Mannschaft mit einem rein türkischen Kader an. Gegen den Außenseiter im Klassement ist die Favoritenrolle des sechsfachen Champions League Sieger aus Wetzlar daher nicht nur von der Papierform unbestritten, belegt das Team aus Ankara im kontinentalen Ranking doch lediglich Platz 20. In der Breite mit vielen Lowpointern, aber mit nur zwei etatmäßigen Centern bestückt, darf in diesem Duell nichts anderes als ein klarer Erfolg das Ziel für den RSV Lahn-Dill sein.

Amicacci Giulianova

Zum italienischen Erstligisten aus Giulianova, aktuell Tabellenvierter der Serie A, hat vor allem Weltmeister Simon Brown eine enge Beziehung. Der Brite wechselte erst im vergangenen Sommer von der Adriaküste nach Mittelhessen und trifft somit auf seine alte Mannschaft, die jedoch auf zahlreichen Positionen personell verändert ist. Als Ersatz für Simon Brown verpflichteten die Italiener den auch aus der Bundesliga in Zwickau und Thüringen bekannten Letten Raimund Beginskis. Zentrale Figur unter den Brettern ist weiterhin Galliano Marchionni, der dem RSV Lahn-Dill im Vorjahr beim 87:72 stolze 20 Punkte einschenkte. Der Iranier Morteza Gharibloo, der Pole Andrzej Macek oder der italienische Neuzugang Marco Stupenengo sind weitere international bekannte Namen im Kader von Amicacci Giulianova.

CS Meaux

Der vierte und letzte Gegner des RSV Lahn-Dill ist der dreifache Champions League Sieger CS Meaux. Mit den Franzosen kreuzten die Wetzlarer seit dem Jahr 2008 bereits viermal die Klingen im Europapokal und blieben dabei bisher ohne Niederlage gegen das Team aus dem Großraum Paris. Mit dem Litauer Zymantas Bucinskas und dem Australier Jontee Brown stehen auch hier zwei ehemalige RBBL-Spieler im Kader des 14-fachen französischen Meisters, der mit Jeremy Tyndall einen weiteren Landsmann von RSV-Center Michael Auprince in seinem Team hat.

Sportliche Ziele

Für den kontinentalen Ranglistendritten aus Mittelhessen ist das Ziel klar und eindeutig definiert, der Weg für den RSV Lahn-Dill soll am Ende nach Wetzlar in die eigene Halle führen, denn dort steigt am 1. und 2. Mai das Final Four in der europäischen Königsklasse. Doch dies ist auch für einen Klub, der seit 2004 in 17 Jahren insgesamt 16-mal im Halbfinale stand, davon zehnmal das Endspiel erreichte und dieses sechsmal für sich entscheiden konnte, kein Automatismus. „Wir müssen von Spiel zu Spiel und von Runde zu Runde denken, alles andere wäre vermessen und den kommenden Gegner gegenüber überheblich“, so RSV-Geschäftsführer Andreas Joneck. Dabei müssen Kapitän Michael Paye & Co. in Bilbao viermal hoch konzentriert zur Sache gehen, denn ein Ausrutscher kann in diesem Teilnehmerfeld bereits das Aus bedeuten. Vor allem der spanische Gastgeber dürfte ein ganz harter Brocken für die Mittelhessen werden. Die internationale Erfahrung, die das Team von Cheftrainerin Janet McLachlan aufweist könnte hier einer der entscheidenden Faktoren werden, um im März im Viertelfinale dabei sein zu können.

Historie

Die europäische Königsklasse, gestartet 1976 als West European Cup, geht in diesem Jahr in ihre 45. Spielzeit. Bisher konnten sich 17 verschiedene Teams in die Siegerlisten eintragen, angefangen vom Premieren-Champion ISA Amsterdam bis zum aktuellen Titelträger aus Thüringen. Je fünfmal triumphierten der BC Verkerk Zwijendrecht und Galatasaray Istanbul, der Rekordsieger ist mit sechs Titeln seit dem Jahr 2015 aber der RSV Lahn-Dill. Die Wetzlarer Rollis bestiegen erstmals 2004 als erstes deutsches Team den Thron. Insgesamt bestritten die Wetzlarer Rollis bis heute 124 internationale Pflichtspiele gegen Teams aus 18 Nationen. Stolze 94 dieser Partien beendete der RSV als Sieger, nur 30 gingen verloren, darunter jedoch auch vier Champions League Endspiele.

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