Losgerollt…
Ja, ich war bisher „nur“ Fußgänger. Mit Rollstühlen hatte ich maximal dann etwas zu tun, wenn ich während meiner Tätigkeit bei der Lebenshilfe Münster e. V. Rollifahrer betreut habe.
Wie bin ich jetzt aber auf Rollstuhlbasketball und dann auch noch auf das Projekt „Vom ,Fußgänger‘ zum ersten Spiel“ gekommen?
Schon seit Jahren bin ich auf der Suche nach einem neuen Sport für mich gewesen. Viele Jahre habe ich, auch beruflich, intensiv trainiert. Nach mehreren Knieoperationen bin ich, was sportliche Betätigungen betrifft, nun aber etwas eingeschränkt. Aus diesem Grund war ich, bis auf etwas Fitnesstraining, in den letzten Jahren nicht wirklich aktiv.
Nun habe ich, im Auftrag der Lebenshilfe, vor einigen Wochen einen Klienten zur Rollstuhlbasketball-WM in Hamburg begleitet. Eigentlich sollte es ein normaler Einsatz werden. Ich hätte niemals gedacht, was daraus werden würde. Obwohl ich vorher nie eine Affinität zu Basketball hatte, haben mich die Spiele unheimlich fasziniert. Das Tempo und die Spannung haben mich sofort gefangen. Wir haben uns einige Spiele der deutschen Damen und Herren angesehen. Die Sportart hat direkt mein Interesse geweckt. Dass es „Klick“ gemacht hat und ich gedacht habe, dass ich es auch mal versuchen könnte, ist tatsächlich die „Schuld“ unserer sensationellen Nationalspielerin Mareike Miller. Da ich mir über Rollstuhlbasketball bisher keine Gedanken gemacht hatte, war mir auch nicht wirklich bewusst, welch Inklusion dahintersteckt und dass behinderte und nicht-behinderte Sportler auf Augenhöhe miteinander spielen.
Erst als Mareike nach dem Spiel aufgestanden ist und ihren Stuhl nach hinten geschoben hat, hat es in meinem Kopf angefangen zu rattern. Ich habe mich nach einem der Spiele noch kurz mit ihr unterhalten und mir später dann eine kurze Doku über sie angeschaut. Hier wurde mir dann immer mehr bewusst, dass ich meinen neuen Sport vielleicht gefunden habe. Schnell war der Entschluss gefasst, dass ich es auf jeden Fall einmal probieren werde. Nach einer kurzen Recherche war dann auch schnell klar, dass wir in Münster einen guten Verein haben – den UBC Münster.
Direkt nach der Rückkehr aus Hamburg habe ich dann mit der Trainerin Jil Manderfeld einen Termin zum Probetraining vereinbart.
Nach dem ersten Training war eigentlich schon klar, dass ich dabeibleiben werde. Schon nach dem nächsten Training wurden die Antragsunterlagen abgegeben und ich war dabei. Eine gewisse Rolle haben natürlich auch die anderen Vereinsmitglieder gespielt. Ich wurde sehr freundlich und offen empfangen und hatte direkt einen sehr positiven Eindruck vom UBC Münster. Wirklich ein Haufen toller Menschen!
Aktuell darf ich in der 2. Mannschaft unter den beiden Trainern Johannes Symalla und Ansgar Kaul trainieren.
Wer mich kennt, weiß, dass ich sehr exzessiv bin, wenn ich einmal etwas angefangen habe. Wie sich das auswirkt, werde ich zu einem späteren Zeitpunkt berichten. Als erfahrener Sportler habe ich die Trainings- und Spielbelastung schon etwas analysiert und einen ersten zusätzlichen Fitnessplan für mich erstellt.
Wie ist es jetzt aber zum Projekt „Vom ,Fußgänger‘ zum ersten Spiel“ gekommen?
Wie schon erwähnt, bin ich sozial sehr aktiv. Unter anderem eben auch bei der Lebenshilfe Münster e. V. Im Gespräch mit vielen anderen Menschen wurde mir mittlerweile klar, dass es doch einige Menschen gibt, die wenn sie keinen Bezug zu diesem Sport haben, nicht auf dem Schirm haben, welche inklusiven Möglichkeiten hier in alle Richtungen möglich sind. Auch einigen Rollifahrern, mit denen ich gesprochen habe, war dies in dieser Form nicht bekannt.
Da ich schon viele Artikel publiziert habe, und auch mehrere Jahre Redakteur eines Fachmagazins war, kam mir sofort der Gedanke, dass ich meinen Einstieg in den Rollstuhlbasketball journalistisch dokumentieren könnte. Wenn ich damit auch nur bei einigen Menschen, die bisher keinen Bezug zu diesem tollen Sport hatten, Interesse wecken kann, wenn ich nur bei einigen Menschen das Bewusstsein für den inklusiven Gedanken wecken kann, dann habe ich mit dem Projekt erreicht, was ich wollte.
Damit die Serie möglichst viele Menschen erreicht, wird es nicht nur die monatliche Veröffentlichung in der „Rollt.“ geben. Wir werden auch eine Seite bei Facebook online stellen, der UBC wird auf der eigenen Homepage berichten und es wird auch weitere Veröffentlichungen in anderen Medien geben. Ich bin schon sehr gespannt, wo die Reise hingeht, da es jetzt schon, bevor es richtig losgegangen ist, Kreise gezogen hat, die mich sehr überraschen.
Im Übrigen freue ich mich, dass ich Mareike Miller mit ins Boot holen konnte. Im Laufe des Projektes werde ich unsere tolle Nationalspielerin in Hamburg besuchen. Über unsere Gespräche werde ich ausführlich berichten. Ihr dürft gespannt sein. Dann werden wir auch noch etwas ausführlicher die erwähnte „Schuldfrage“ beleuchten.
Da ich ein sehr ehrgeiziger Mensch bin, will ich nicht nur mein Ziel, die erste Spielteilnahme, erreichen. Ich setze mir das persönliche Ziel, ein echt gutes Debüt hinzulegen. Ja, mir ist bewusst, dass dies ein sehr „sportliches“ Ziel ist. Aber wenn ich eines von einem der besten Verkaufs- und Motivationstrainer, nämlich Martin Limbeck, gelernt habe, dann ist es die Tatsache, dass man sich große Ziele setzen muss. Man muss große Bilder haben.
Eine große Hilfe bei der Umsetzung der genannten Ziele sind auch die Sponsoren des Projektes. Die Firma Ottobock sowie das Sanitätshaus Kaiser aus Witten. Sie haben schon sehr früh dafür gesorgt dass ich mit eigenem Material, einem phantastischen Invader von Ottobock trainieren kann. Über die Unterstützer des Projektes werde ich, so wie auch über mein Material ausführlich berichten.
Genug der Vorstellung. Jetzt rollen wir los. In der nächsten Ausgabe werde ich von meinen ersten Trainingseinheiten, meinem Fitnesstraining und auch vom UBC Münster erzählen.
Begleitet mich auf der Reise von einem blutigen Anfänger im Rolli UND im Basketball zu meinem ersten Spiel. Gleich zwei Herausforderungen auf einmal. Wahrscheinlich werde ich von Problemen berichten können, über die der „normale“ Rollifahrer nur schmunzeln kann.
Ich freue mich auf eure Begleitung und natürlich auch auf zahlreiche Rückmeldungen.
Text & Foto: Frank Wegerhoff