Status Quo: Insolvenzverfahren der BSC-Rollers Zwickau

Das Präsidium des Rollstuhlbasketball-Bundesligisten BSC-Rollers Zwickau e.V. lud am Montag zu einem ernsten Pressegespräch ein. Thema der Sitzung: Das Insolvenzverfahren des Vereins.

Bereits in der Bundesligasaison 2015/2016 soll es zu erheblichen Zahlungsschwierigkeiten und offenen Rechnungen gekommen sein. Die Ursache dafür soll sich auf die Arbeit des damaligen Geschäftsführers zurückführen lassen: „Der Vorstand hat sein vollstes Vertrauen in diese Person gesetzt, was aus jetziger Sicht unglaublich blauäugig erscheinen mag“, erklärt Yvonne Förster, die Pressesprecherin der BSC-Rollers. Damit hätte das Präsidium seine Kontrollpflicht gegenüber dem Geschäftsführer vernachlässigt. Erst als extern auf die Missstände aufmerksam gemacht wurde, unterzog der Vorstand die Arbeit des Geschäftsführers einer Prüfung – doch zu spät. „Da war das Kind schon in den Brunnen gefallen“, sagt Förster.

2019 scheiterte der Versuch, neue Sponsoren an Bord zu holen

An der Sponsorenakquise lag es nicht – allein im März und April 2019 wurden rund 70 schriftliche Anfragen versandt. Doch nur zwei Unternehmen reagierten mit einer Einladung zum Gespräch. „Das Problem in der Region ist vielschichtig“, erklärt Förster. „Und die wenigen großen Firmen, die es bei uns gibt, sind zentralisierte Unternehmen. Das bedeutet, dass sie vor Ort zwar einen Firmenstandort haben, die Entscheidungen über Sponsoringbudget allerdings am Standort des Mutterkonzerns getroffen werden.“ Die Unterstützung regionaler Sportvereine wie der Rollstuhlbasketball sind für diese Unternehmen nur von geringem Interesse – stattdessen fließen die Gelder in große Prestigeprojekte. „Hinzu kommt sicher auch, dass Zwickau sportlich durch die Fußballer in der dritten Liga und die Handballdamen in der zweiten Bundesliga breit aufgestellt ist – beides sind Sportarten, die zumindest in der Region eine deutlich höhere Strahlkraft haben als der Rollstuhlbasketball“, erläutert Förster.

Angestrebt wird im Fall der BSC-Rollers eine Übertragungsinsolvenz

Eröffnet wurde das Insolvenzverfahren am 17. Januar 2020 vom Landgericht Chemnitz. Insolvenzverwalter Herr RA Matthias Lechleitner erklärt das Vorgehen und den Ablauf der sogenannten Übertragungsinsolvenz wie folgt: „Man hat den alten Verein mit seinen Vermögenswerten – hier als konkretes Beispiel die Rollstühle der Spieler. Dieses Anlagevermögen wird wertgerecht an einen neuen Verein verkauft. Der neue Verein übernimmt zudem die Lizenz und arbeitet dann weiter. Die Schulden verbleiben im alten Verein, dieser wickelt das Insolvenzverfahren ab, hat aber mit dem neuen Verein nichts mehr zu tun.“ Somit wurde parallel zur Eröffnung der Insolvenz vom Präsidium die Gründung eines neuen Vereins vorangetrieben. Dieser soll die Tradition des Rollstuhlbasketballs in Zwickau weiterführen und darüber hinaus auch breiter aufgestellt agieren. Derzeit werden die Statuten des RB Zwickau e.V. beim zuständigen Finanzamt auf Gemeinnützigkeit geprüft, bevor die Eintragung in das Vereinsregister in Chemnitz beantragt werden kann. Zum Präsidenten des neugegründeten Vereins wurde Marco Förster gewählt. Bis zum Ende der aktuellen Bundesligasaison arbeitet er parallel als Headcoach weiter und zieht sich zum Start der neuen Saison in der 2. Bundesliga als Cheftrainer zurück.

Wie steht es um die aktuelle Gefühlslage im Verein?

„Wir arbeiten sehr transparent mit den Spielern und unseren Partnern, indem wir sie ständig auf dem neuesten Stand halten“, erklärt Yvonne Förster. Daraufhin haben sich die Spieler bereit erklärt, zunächst weiterzuspielen. „Wir unternehmen alles in unserer Macht stehende, um das in uns gesetzte Vertrauen zu rechtfertigen und die Tradition, sowie den Standort am Leben zu halten“, sagt die Pressesprecherin.

Text: Jana Rudolf | Foto: Bert Harzer (www.fotoharzer.de)

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