Rollt. #26 | Was ist eigentlich aus unserem Ex-Kinderreporter Sören Seebold geworden?

Sören Seebold startete bei unserem Rollt.-Magazin eine kleine journalistische Karriere, als er knapp drei Jahre lang als Kinderreporter für uns tätig war. Heute hat er das Mikrofon gegen den Basketball getauscht und spielt mittlerweile selbst in der Rollstuhlbasketballnationalmannschaft.

„Mein allererstes Interview habe ich damals mit Jan Haller geführt“, erinnert sich der 16-Jährige. Bis heute ist Haller für Sören der Mensch, der ihn am meisten inspiriert. „Er ist einfach eine irre nette Person! Und wir haben sogar die gleiche Behinderung“, sagt Sören, der mittlerweile selbst in der U-19 und U-22 Nationalmannschaft Rollstuhlbasketball spielt. Knapp acht Jahre ist es mittlerweile her, seit er seine Leidenschaft für die Sportart entdeckt hat. Anfangs noch in einer Rollisport-Gruppe, bevor er in Dortmund in eine Rollstuhlbasketball-Gruppe wechselte: „Damals war das Alter, ab dem man in Dortmund spielen durfte, noch deutlich höher angesetzt. Aber ich durfte dann trotzdem mal mit ins Training, und seitdem bin ich dabeigeblieben“, erzählt der 16-Jährige.

Der Weg in die Nationalmannschaft

Schon bald stellte sich heraus, dass Sören das nötige Zeug dazu hatte, es im Rollstuhlbasketball weit nach oben zu schaffen – mit seiner schnellen Auffassungsgabe, guten Spielübersicht und seinem ausgeprägten Spielverständnis überzeugte er auf dem Feld. In seinem ersten Jahr im Ligabetrieb in Dortmund spielte er in der Landesliga, ein Jahr später dann zusätzlich noch in der Regionalliga. Als vier junge Spieler aus Dortmund im Januar 2019 zur U19-Sichtung eingeladen wurden, war Sören einer von ihnen: „Ich hatte das Glück, von beiden Trainern sowohl in die U19-, als auch in die U22-Natio aufgenommen zu werden“, erzählt er. Bis letztes Jahr spielte er noch in Dortmund, bevor er zum Schuljahr 2019/2020 nach Hannover in das Lotto Sportinternat gezogen ist, wo er Rollstuhlbasketball spielt. „Das ist eine irre tolle Einrichtung mit Martin Kluck als U19-Natiotrainer und Co-Trainer der A-Natio. Und es ist einfach eine tolle Möglichkeit, dienstags, mittwochs und donnerstags noch vor der Schule in die Halle zu können!“, findet Sören. Im Internat hat er einen taffen Trainingsplan: Montags und mittwochs trainiert er jeweils eine Einheit, dienstags sind es drei, donnerstags dann vier und am Wochenende kommen noch die Spiele dazu. Zusätzlich hat er noch Kraft- und Teamtraining mit Hannover United, für die er in der zweiten Liga spielt. Und als wäre das noch nicht genug, spielt Sören noch in der Regionalliga für Oldenburg. „Es soll ja nicht langweilig werden“, sagt er und lacht.



Das Leben im Internat hat für Sören und seine Familie viele Vorteile: Vor allem sind es die perfekten Trainingsmöglichkeiten und die Fahrtwege zum Training, die jetzt deutlich kürzer sind. „Davor haben wir knapp 20.000 Kilometer pro Jahr zurückgelegt“, erzählt Sörens Papa. Seine Eltern sind für den 16-Jährigen der größte Support auf seinem Weg. „Ich bin ihnen wirklich sehr dankbar dafür, dass sie mich überall hinfahren und mich auf jedes Spiel begleiten“, sagt Sören. Außerdem hat ihn das Internat selbstständiger gemacht, morgens und abends bereiten sich die Bewohner ihre Mahlzeiten eigenständig zu, die Wäsche muss selbst gewaschen werden und auch an Termine muss er jetzt alleine denken.

Der Journalismus ist ein kleiner Teil in Sörens Leben geblieben

Kinderreporter ist Sören zwar nicht mehr, dafür aber Online-Co-Kommentator auf Sport Deutschland TV bei Heimspielen von Hannover United´s erster Bundesligamannschaft. An seine Zeit bei unserer Rollt erinnert er sich aber trotzdem gerne: „Damals war ich ja noch relativ frisch im Rollstuhlbasketball, und es war schon toll, die großen Stars mal persönlich kennenzulernen und sich mit ihnen zu unterhalten! Und es war spannend zu sehen, wie die im Privatleben so drauf sind, weil man sie ja sonst nur vom Feld kennt“, erzählt der 16-Jährige.

Wo er sich später einmal beruflich sieht, ist noch unklar: „Ich habe ein Praktikum in einer Bank gemacht, das hat mir ganz gut gefallen. Aber es könnte auch in eine mathematische Richtung bei mir gehen, mal sehen. 2023 will ich zunächst mein Abitur machen, und danach studiere ich vielleicht“, erzählt Sören. Eine Schulzeitstreckung hilft ihm dabei, sich parallel zur Schule weiterhin so intensiv auf den Sport konzentrieren zu können und trotzdem einen möglichst guten Abschluss zu machen. Sören ist ehrgeizig, und er will es im Rollstuhlbasketball nach ganz oben schaffen. Seine Motivation? „Zu sehen, was man im Sport alles erreichen kann. Menschen wie Jan Haller zeigen mir, wo ich noch hinkommen kann, wenn ich nur hart genug dafür trainiere“, sagt der 16-Jährige. „Das motiviert mich, jeden Morgen aufzustehen und mein Bestes zu geben, um weiterzukommen.“

Text: Jana Rudolf | Foto: Steffie Wunderl

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