Ursprünglich wollten wir das Thema „Warum? Was? Wie?“ ganz groß in Ausgabe #22 spielen, um Denkanstöße zu liefern, der Leserschaft aufzuzeigen, was gut in „Rollstuhlbasketball-Deutschland“ läuft bzw. rollt, was die Kümmerer der Szene antreibt und was – in den Augen der wichtigsten Entscheider – die Zukunftsthemen sind. Daraus wurde nur bedingt etwas, da das Feedback der (An-)Treiber überschaubar war.
Nichtsdestotrotz wollen wir euch die bei uns eingegangenen Antworten nicht vorenthalten. Was RBBL-Geschäftsführer Sören Pröpper innerlich pusht, was die neue Lehr- und Trainer-Kommissions-Chefin Mareike Miller für Zukunftsthemen sieht und was in den Augen von Spielleiter Hans-Jürgen Bäumer gut läuft, haben wir entsprechend zusammengefasst. Den drei Protagonisten sei an dieser Stelle nochmal ausdrücklich gedankt.
Warum engagierst du dich im Rollstuhlbasketball? Was ist deine persönliche Motivation?
Sören Pröpper: „Als ich in Köln zum ersten Mal Rollstuhlbasketball live in der Halle erleben durfte, war ich begeistert von der Dynamik und Geschwindigkeit – als Petrolhead hat mich insbesondere die Geschwindigkeit begeistert. Nachdem ich mehr und mehr über die RBBL und die Bedingungen für die Sportler in Deutschland erfahren hatte, wollte ich mich engagieren und mithelfen für diesen Sport mehr Aufmerksamkeit zu generieren. Was die Athleten und „Kümmerer“ hier Woche für Woche liefern ist beeindruckend und wird in der Öffentlichkeit viel zu wenig wahrgenommen – das muss und soll sich ändern.“
Hans-Jürgen Bäumer: „Das habe ich mich mittlerweile auch schon gefragt. Vielleicht muss man positiv verrückt sein. Nenne mir jemanden, der das „gerne“ machen würde, dann bräuchte ich es ja nicht mehr zu tun.“
Mareike Miller: „Rollstuhlbasketball ist eine tolle Sportart, die mir viel gelehrt und gezeigt hat. Die Möglichkeiten dadurch um die Welt zu reisen, großartige Menschen kennen zu lernen oder einfach unglaubliche Momente in ausverkauften Stadien erleben zu dürfen, waren besondere Erlebnisse. Ich finde, dass aus unserem Sport und den Möglichkeiten immer noch viel mehr gemacht werden könnte, und deshalb engagiere mich ehrenamtlich für und im Rollstuhlbasketball, so dass wir weitere Schritte nach vorne machen können.“
Welches sind die Zukunftsthemen, die du in deinem Verantwortungsbereich anpacken möchtest, um den Rollstuhlbasketball noch besser zu machen? Wie möchtest oder wirst du diese Themen angehen?
Hans-Jürgen Bäumer: „Die Frage ist mir zu einseitig. Warum muss immer alles besser sein als es aktuell bereits ist? Vor lauter besser sein müssen, wurde in den letzten Jahren die Basis vergessen. Da müssen wir mit Priorität ansetzen, um dem entgegenzuwirken und die sportliche Entwicklung von deutschen Spielern zu forcieren. Das alles kostet Geld, was wir z.Zt. nicht haben.“
Mareike Miller: „Da ich mich als Aktive nicht einfach überall einmischen kann, freue ich mich zunächst als Aktivensprecherin der Damennationalmannschaft sowie als Gesamtaktivensprecher-Beiratsmitglied des DBS, großartige Fortschritte im Bereich der Athletenförderung erreicht zu haben. Mit diesem und einigen weiteren Themen, die die Athleten und Athletinnen betreffen, beschäftige ich mich seit zwei Jahren sehr umfänglich. Und ich freue mich, in vielen Gremien, wie z. B. dem DBS und der Deutschen Sporthilfe, sehr positives Feedback und Bereitschaft für Veränderungen vorzufinden. Seit Anfang 2019 habe ich zudem die Möglichkeit bekommen, mich im DRS im Rahmen der Lehr- und Trainerkommission zu engagieren. Leider war der Weg bis zur Übergabe sehr holprig und die Kommunikation im Vorstand quasi nicht vorhanden. Dennoch hoffe ich hier durch die Digitalisierung und Professionalisierung der Traineraus- und Trainerfortbildung, besondere Fortschritte erzielen zu können. Die Verbesserung des Lehrwesens kann uns in vielen Bereichen helfen, und der zukünftige Austausch mit dem Vorstand und den anderen Kommissionen bilden den Grundstein hierfür. Da im Rahmen meiner aktiven Zeit auch immer wieder deutlich wird, wie sehr es an der Grundausbildung der technischen und taktischen Fähigkeiten in den unteren Ligen fehlt, freut es mich auch hier eine Verbindung herstellen und daran arbeiten zu können, dies zu verbessern.“
Sören Pröpper: „Wie eingangs schon gesagt fehlt die angemessene Wahrnehmung in der Öffentlichkeit – das möchte ich in meiner Rolle als Geschäftsführer der RBBL AG ändern und ich behaupte, dass wir hier in der laufenden Saison schon viel geschafft haben und auch die Vereine sich noch mehr als zuvor um öffentliche Wahrnehmung bemühen.“
Was läuft im deutschen Rollstuhlbasketball sehr gut resp. exzellent und könnte noch besser hervorgehoben werden?
Mareike Miller: „Leider sehen zu viele Menschen immer das, was schlecht läuft. Aus diesem Grund freut mich die Frage. Ich finde der Spielbetrieb läuft sehr gut. Und das Level des Sports generell ist hoch. Nicht ohne Grund kommen sehr viele ausländische Spieler nach Deutschland. Zudem gibt es gerade auf dem „unprofessionelleren” Niveau sehr viele fleißige und ehrenamtliche Helfer oder Trainer, die den Nachwuchs sichern. Nur durch die Vorarbeit dieser teilweise unbekannten und schnell übersehenen Aktiven, finden einige Athleten zum Sport, bevor Sie von Auswahl-, Natio-, oder Bundesligatrainern entdeckt und weiter gefördert werden.“
Sören Pröpper: „Ich bin zwar gerne kritisch, aber man muss auch einfach anerkennen, dass zwei der besten vier Vereine in Europa seit Jahren aus Deutschland kommen. Wir haben in der Liga zudem ein unglaublich starkes Mittelfeld erlebt und an einigen Standorten auch tolle Bedingungen für Nachwuchsspieler. Aus Vermarktungssicht ist es natürlich auch toll anzusehen, dass immer mehr Vereine ihre Heimspiele per Livestream anbieten und damit noch mehr Fans und Zuschauer erreichen, die dann wieder zu Multiplikatoren für die Sportart werden.“
Hans-Jürgen Bäumer: „Die Verpflichtung von nicht-deutschen Spielern in den Bundesligen? Mehr möchte ich im Moment dazu nicht zu sagen.“
Fotos: Steffie Wunderl (Mareike Miller und Hans-Jürgen Bäumer) & Gero Müller-Laschet (Sören Pröpper)