Rollenwechsel #07: So muss Sport sein!

Ach, ihr Leut, ich bin immer noch geflasht von diesem fantastischen Final-Four-Wochenende in Elxleben. Das war der Hammer! Und es war einfach nur geile Werbung für die Sportart, für die SpielerInnen, für die Klubs und das Engagement unzähliger Helfer, Fans und Ehrenamtler. Was uns insbesondere die zwei Finalisten geboten haben, war klasse: Leidenschaft, Einsatz, Wille … pure Emotionen, die sich auf die Zuschauer übertragen haben. Waren die Thüringer Fans am ersten Tag eher gesetzt, fanden sie am Finaltag ihren Rhythmus. Dass dann auch noch die Loala „drin war“, war umso geiler. Klasse. So muss Sport sein. Ob Fans aus Wetzlar, Frankfurt, Heidelberg oder Elxleben, alle haben ihren Allerwertesten gehoben, um den beiden Teams ihren Tribut zu zollen, den sie verdient haben. Krass.

Des einen Freud, des anderen Leid

Des einen Freud, des anderen Leid

Dass am Ende dann der Serienmeister aus Lahn-Dill den Pokal in den Händen hielt, möchte ich gar nicht werten. Ob es nun Glück, Verstand, das Coaching, das Team, die Referees oder der unbändige Wille der Thüringer waren, die den Mittelhessen alles abverlangten haben, sei mal dahin gestellt. Es war pure Leidenschaft aller Spieler für ihr Team  – und für den Rolli-Basketball. Selbst die Gegner im Turnier bzw. in der normalen Punkterunde waren hin und weg. Hier und da hört man ein paar Flüche, ein paar Schiedsrichterschelten und verbales Daumendrücken für den „vermeintlichen Underdog“ aus Elxleben. Aber es war vor allem eines: fair und respektvoll. Denn schließlich liegt die Wahrheit immer noch auf dem Court.

Liebe Wetzlarer, hört mal kurz weg. Seien die „Nicht-Lahn-Diller“ mal ehrlich, wer möchte den großen RSV nicht mal in einem deutschen Wettbewerb straucheln sehen. Der FC Bayern des Rolli-Basketballs. Diese funktionierende und professionell organisierte „Maschinerie“ aus Mittelhessen, vor der ich meinen Hut zieh, schließlich muss es ein Verein erst einmal in diese Position schaffen. Ein Klub, dessen Budget mit Sicherheit größer ist, als jenes diverser RBBL-Klubs zusammen. Wer hätte da nicht mal den Herzblut-Rollis aus Thüringen um „Shooting Star“ Halouski, „Mr. Oberarm Capasso“ und den rührigen Helfer und Verantwortlichen, den Titel gewünscht? Aber sei’s drum. Am Ende kackt die Ente. Woran es letztlich lag, darüber mögen sich die Gelehrten streiten. Ich halt mich da raus – möchte jedoch „mal eben“ meinen Dank gegenüber allen Helfern in Elxleben ausdrücken. Das war Engagement und Unterstützung aufs Herzlichste. Insbesondere für uns von der Rollt. Ganz großes Kino. Mein ausdrücklicher Dank gilt Lutz Leßmann und „Konsorten“. Gracias.

Tolle Stimmung in Elxleben

Tolle Stimmung in Elxleben

Eines möchte ich an dieser Stelle noch loswerden, und zwar, warum ich der Meinung bin, dass der RSV Lahn-Dill, selbst mit solch einer Performance in der Liga und im Pokal, der RBBL gut tut. Ganz einfach: „Nur die Harten kommen in den Garten!“  Nur wer als Spieler und Verein bereit ist, sich mit den Besten zu messen, wird sich selbst verbessern. Damit meine ich nicht, den RSV zu kopieren oder wie dieser zu agieren, sondern gemäß Charles Darwins „Survial oft the fittest“, sich seiner (Rolli-Basketball-)Umwelt bestmöglichst anzupassen. Nicht der Starke und Große (siehe Mammut) wird am Ende die Ernte einfahren, sondern der smarte, schnelle, bestangepasste Verein, wird langfristig erfolgreich zu sein. Und hier liegt meines Erachtens die Chance für die Klubs jenseits der Lahn, was die Thüringer, Frankfurter und Zwickauer hier und da schon unter Beweis gestellt haben. Auch ein RSV muss sich mit jedem Sieg und jeder Meisterschaft neu erfinden, denn die „Gegner“ sind schlau, lernfähig und „heiß wie Frittenfett“. So wollen einige Trainer unbedingt gegen den RSV spielen, um unter Beweis zu stellen, dass sie dem Goliath mit ihrer „Steinschleuder-Truppe“ ein Bein stellen können. Und irgendwann fällt dieser Goliath, wenn er dem David nicht gewahr ist.

Und zum Glück hab ich auch noch nicht so ein Gejammer wie in der Fußball-Bundesliga gehört, wo jeder dritte Fan davon spricht, seine eigene Mannschaft nur noch mit einer B-Elf gegen die Bayern antreten zu lassen. Welch ein Stumpfsinn. Woran wachsen denn die Youngstars? Zum Beispiel die jungen Wilden aus Heidelberg? Wachsen sie an Matches mit gleichstarken Akteuren? Oder an Spielen gegen die richtig harten Jungs? Das Gleiche gilt für die Strukturen. Sollte es nicht Ziel sein, die Rahmenbedingungen innerhalb des Vereins sukzessive zu professionalisieren ohne die eigene Identität zu verlieren? Frankfurt spielt „deutsch“, Heidelberg spielt „jung und wild“, Hamburg spielt „weiblich“ etc. Professionalisierung heißt für mich nicht, wie z. B. in der Beko BBL, die Erhöhung der Standards (Parkettfußboden, VIP-Raum …) oder das Okkupieren einer zweiten Schulsport-Turnbank hinter der Spielerbank durch Physiotherapeuten, Mechaniker, Managern und anderer in Einheitsshirts gekleideter Verantwortlicher. Professionalisierung heißt für mich primär, die Rahmenbedingungen am Standort in kleinen nachhaltigen Schritten zu verbessern. Eine verlässliche Pressearbeit, wertschätzenden Ehrenamtsbetreuung und Sponsorenpflege, eine sukzessive Verbesserung der Trainingssituation, ein verlässliches Scouting usw. Wie dem auch sei, ihr Leut. Ich fand’s einfach nur geil in Elxleben. Bodenständige Menschen mit Herz, eine gute Thüringer Bratwurst, tolle Spiele, kämpfende Spieler und hervorragend investierte Lebenszeit. Das war das Final-Four für mich.

 
Text: Martin Schenk // Co-Herausgeber der Rollt.
Fotos: Oettinger RSB Team Thüringen 

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