Sind wir ehrlich, der wahre Basketball wird in den Playoffs gespielt, die Hauptrunde ist nur langweiliges Geplänkel, ein Abtasten, ein Kennen lernen, ein Einspielen. Das gilt nicht nur in der NBA oder der Beko BBL, sondern auch in der Rollstuhlbasketball-Bundesliga. Parallel zur ProB und der Nachwuchs-Basketball-Bundesliga (NBBL) haben hier am vergangenen Wochenende die Playoffs begonnen – und alle interessiert`s.
Erstmals hat die RBBL – die in Sachen Digitales noch ödes Entwicklungsland ist – ein gemeinsames, plattformübergreifendes Hashtag eingeführt, ein Facebook-Headerbild kreiert und die Vorberichterstattung zu den Halbfinals auf der Homepage intensiviert. Die Klickzahlen, Interaktionen steigen, der Wind des Aufschwungs pfeift immer lauter um die Häuserecken.
Soweit so gut. Dann der große Tag, Playoff-Halbfinale zwischen Trier und Lahn-Dill und Thüringen gegen Zwickau.
Ich bin beruflich in Berlin unterwegs und kann in keiner Halle vor Ort sein, ergo: Das liebe Internet ist mein treuer Begleiter in Sachen Ergebnisdienst. Und dann die pure Ernüchterung: Selbst sonntags um die Mittagszeit finden sich noch keine Ergebnisse auf der Homepage der Liga, beim Live-Scouting Dienst Key Scout ist –warum auch immer – nur eine der beiden Partien zu finden. Bis auf das Oettinger RSB Team Thüringen hat es keine der vier teilnehmenden Mannschaften geschafft, angemessen auf die Situation und die Bedürfnisse der Fans einzugehen. Selbst der RSV Lahn-Dill postet erst am Sonntag mit einem lieblosen Satz und ohne Verwendung des Hashtags oder eines Fotos das Ergebnis. Gab es vorher etwa kein Internet für die Verantwortlichen?
By the way: Blättert man das Heimspielmagazin des Wetzlarer Champions durch, findet sich dort immer eine Seite zu den Klickzahlen der Facebook-Seiten, neuen Like-Angaben oder dem Fan-Zuwachs der letzten Wochen. Ist ja ne nette Idee – ich hätte da mal einen Vorschlag: Reaktionszeit und Qualität der Beiträge. Denn jeder weiß: Die Stärke deiner Community macht´s und nicht die Masse an „Gefällt mir“-Angaben.
Zurück zur Homepage. Ohne Frage, hier hat sich einiges getan und eine Menge ehrenamtlicher Arbeit sorgt für Klickzahlen und eine spürbare Verbesserung. Die Ergebnisse auf der rechten Seite werden über den offiziellen Ergebnisdienst des DRS-Rollstuhlverbandes gezogen und nicht händisch gepflegt. Spielen wir es doch mal durch: Jemand der nur entfernt die Strukturen des Verbandes kennt, sich aber für den Sport interessiert wird eine Suchmaschine namens Google anwerfen und unter www.rbbl.de ein 0:0 finden. Peinlich, vor allem im Zeitalter von Smartphones.
Das Schöne ist: Es tut sich was in Sachen Rollstuhlbasketball, es sind Playoffs und alle interessiert´s. Die Frage die sich in unserer heutigen digitalisierten Gesellschaft allerdings stellt: Wie lange noch. Sich dann aber über das neue Facebook-Titelbild aufregen, bei dem ja nur ein Team bei den Fotos verwendet wurde. Sachen gibt´s, denke ich mir, schaue in den Nachthimmel der Hauptstadt und stecke mein Smartphone ein. Aktuelle Ergebnisse oder erste Emotionen und Stats liefert es mir heute sowieso nicht mehr.
Text: Sven Labenz // Grafik: RBBL