Der 54-jährige Tscheche gehört zu den BSC Rollers, wie die Mulde, der Trabant oder Robert Schumann zu Zwickau. Der Hallenwart der Sporthalle Mosel wird kommende Spielzeit nicht schlecht staunen, wenn er Punkt für Punkt seine Inventarliste durchgeht, um feststellen zu müssen, dass ein wichtiger Baustein in seiner Aufstellung fehlt: Rosti Pohlmann. Eine echte Legende in Sachsen und der RBBL. Zum Abschied – nach 20 Jahren Korbjagd in Zwickau – haben wir uns bei aktuellen und alten Weggefährten umgehört, wie sie den emotionalen 4,0-Punkte-Mann die letzten zwei Jahrzehnte on- und off-court erlebt haben.
Nicolai Zeltinger (Bundestrainer Herren): „Rosti war und ist immer ein großer Sportsmann gewesen. Auch wenn er sich manchmal auf dem Feld, meist gegenüber seinen eigenen Mitspielern und den Referees, nicht immer ganz so vorbildlich präsentiert hat. Dafür brannte er immer mit Leidenschaft und Herz für die Sache. Und nach dem Match war er stets gelassen. Das hat mich an ihm eigentlich am meisten beeindruckt. Wie schnell er nach dramatischen Phasen runtergekommen bzw. abgekühlt ist und man sich danach bestens mit ihm unterhalten konnte. Er ist sehr ehrgeizig und auch jetzt noch ein sehr großer Faktor in Zwickau. Auch wenn es schade für den Sport ist, aber so behalte ich ihn mit der Leistung in Erinnerung und nicht mit der Leistung eines 60-Jährigen, der es möglicherweise nicht mehr ganz so bringt. Ich erinnere mich noch an sein riesiges und breites, aber doch ein Stück weit verlegenes Grinsen, als ich ihm zum Pokalgewinn in Frankfurt gratulieren musste. Nach sehr langer Zeit hatten sie uns dort den Titel – nach Verlängerung – abgenommen. Rosti ist ein wirklich Großer, der uns verlässt.“
Dirk Passiwan (DONECK Dolphins Trier): „Ich schätze Rosti sehr. Er begleitet mich fast meine komplette Karriere und wir haben uns harte Fights geliefert. Rosti gibt immer 100 Prozent auf dem Court und erwartet dies ebenfalls von seinen Mitspielern. Er kann sehr impulsiv werden – aber nie unfair. Nach dem Spiel kann man mit ihm zusammensitzen und sich richtig nett unterhalten, so wie es sein soll. Ich wünsche Rosti nur das Beste für seine Zukunft.“
Sebastian Spitznagel (MTV Stuttgart Wheelers): „Rosti ist neben dem Platz ein richtig angenehmer und guter Zeitgenosse mit dem man viel Spaß haben kann. Ihn als Gegenspieler zu haben, hat mir immer Freude bereitet, da er noch schneller auf 180 war, als ich.“
Dirk Köhler (Ex-RSV Lahn-Dill): „Rosti Pohlmann hat zwei Persönlichkeiten. Auf dem Spielfeld ist alles dem Erfolg untergeordnet. Das bekommen Mitspieler und Gegenspieler zu spüren. Abseits des Spielfeldes ist er ganz anders, da kann man mit ihm bis zum Umfallen feiern.“
Frank Oehme (BSC Rollers Zwickau): „Für mich ist Rosti einer der erfahrensten, ehrgeizigsten und über die Jahre hinweg auf höchstem Niveau spielender Top-Center der Rollstuhlbasketball-Welt. Ein kompletter Spieler mit riesigem Kämpferherz und Willen. Rosti steht als Sportler für: 100% Einsatz, Emotionen, Big Points, Kämpfen bis zum Schluss und „Shake Hands“ am Ende des Tages, und zwar egal wie hitzig ein Spiel oder das Training gelaufen ist. Ich bin dankbar für die gemeinsamen Jahre und alles was ich von Rosti lernen durfte.“
Björn Lohmann (Co-Trainer RSV Lahn-Dill): „Ich habe Rosti als Spieler bzw. Sportsmann kennen gelernt, der unglaublich ehrgeizig ist, im Spiel alles ausreizt, dabei aber nie unfair war. Und ging es mal zu weit, hat er sich umgehend entschuldigt. Unvergessen und noch heute zum Schmunzeln sind dabei seine Schimpftiraden, meist gegenüber seinen Mitspielern oder, eher selten, gegen Schiedsrichter, die es ihm aber, so glaube ich, nie so richtig krummgenommen haben. Wenn es einer durfte, dann Rosti. 20 Jahre RBBL und mit 54 Jahren noch so eine Saison zu spielen, da bleibt mir nur zu sagen: Chapeau!“
Mehmet Hayirli (Sitting Bulls Klosterneuburg): „Rosti ist für mich der personifizierte Ehrgeiz. Wegen seiner cholerischen Art war ich anfangs ein wenig eingeschüchtert, doch, wenn man ihn etwas näher kennen gelernt hat, sieht man, dass unter der harten Schale, ein herzlicher und einzigartiger Sportsmann steckt.“
Rostis Rollstuhlbasketball-Erfolge
André-Vergauwen-Cup-Gewinner 2004, 2006
DRS-Pokalsieger 2004, 2008
Deutscher Meister 2002, 2009
Text: Martin Schenk | Foto: Ronny Schmalfuss / HARZER-PRESSEFOTO