Während er für seinen Trainer Malik Zahary in Frankfurt der wichtigste Spieler auf dem Court ist, ist er für seine Skywheelers-Teamkameraden als auch für seine Mitspieler im Dress der Nationalmannschaft der motivierende und zuhörende „Spaßvogel“. Ein Spieler und „Glue Guy“ mit der extra Portion Eigenmotivation und Selbstdisziplin: Lars Lehmann, der Teamspieler.
Spaßvogel ist eigentlich der falsche Ausdruck, um den 36-jährigen Guard der Mainhatten Skywheelers zu beschreiben. Erinnert der Ausdruck doch eher an eine Fernsehsendung im öffentlich-rechtlichen Programm bzw. den Klassenclown in der Grundschule. Dies wird dem 3,0-Spieler jedoch nicht gerecht, ist er es doch, der sich auf und neben dem Platz für seinen Verein, für sein Team und für seine Sportart einsetzt und aufreibt. „Mir ist wichtig, dass innerhalb der Mannschaft Ruhe herrscht und alle gleichbehandelt werden und Vollgas geben. Auch bei den Mädels im Team gibt es keine Ausnahme und auch keine Prinzessin, die rumheult. In Frankfurt stimmt einfach das Gesamtpaket und die Teamchemie“, so der einzige Deutsche Meister im Team der Skywheelers, den es 2003 vom amtierende Champion Heidelberg zum Wolkenkratzer-Klub an den Main zog. Andere Angebote ausschlagend, war es vor allem die Mischung aus Sport und Beruf, die den Nationalspieler in die Bankenmetropole lockten. „Ich hätte mich damals auch für eine Profilaufbahn entscheiden können. Hatte unter anderem Angebote aus Italien und Deutschland. Da ich jedoch eher bodenständig bin, hab ich mich für die Skywheelers entschieden, da ich dadurch – neben dem Sport – auch noch einen Job ausüben kann“, so Lars Lehmann weiter, dem sehr viel am Teamgedanken und dem Zusammengehörigkeitsgefühl innerhalb einer Mannschaft liegt. So gibt er nicht nur in Frankfurt als Teamkapitän die Marschroute vor, sondern auch als Motivator im Dress des Nationalkaders. Vor allem dann, wenn es darum geht, seine Kameraden und Mitspieler aufzumuntern, für sie da zu sein und ihnen ehrlich auf die Schulter zu klopfen. Oder sich nach dem Ende der Europameisterschaft in Frankfurt einfach mal gehen zu lassen und das eine oder andere Bier mit seinen Kameraden zu trinken.
Der gebürtige Mannheimer ist aber auch selbstkritisch genug und besitzt jede Menge Eigenmotivation. Charakterzüge, die vor allem nach seiner Nichtnominierung für die Paralympics in London 2012 gefragt waren. Aber genau diese Nackenschläge zeichnen Lars Lehman aus; ein Rollstuhlbasketballer und Kämpfer, der fünf Minuten benötigt, um seine größte sportliche Niederlage zu nennen und gerade mal dreißig Sekunden, um seinen schönsten basketballerischen Momente zu beschreiben. Augenblicke, wie z. B. der Einlauf bei den Paralympics in Athen, den Gewinn der Junioren-Europameisterschaft 1999 oder die Deutsche Meisterschaft 2003 mit der damaligen SG Heidelberg-Kirchheim. „Wenn ich was will, dann bin ich konsequent“, so der 36-Jährige, der seit seinem dritten Lebensjahr aufgrund einer Rückenmarksentzündung auf den Rollstuhl angewiesen ist. Lehmann will mehr und freut sich über entsprechende Rückendeckung seitens seiner Ehefrau Diana, die nicht nur Kuchen für die Skywheelers backt und das Catering mit vielen anderen Helfern bei den Heimspielen schmeißt, sondern auch ihrer „Schulliebe“ Lars den Rücken in Sachen Rollstuhlbasketball freihält. Da ist er wieder – der Lehmann’sche Teamgedanke. Ob auf oder neben dem Platz. Helfen, unterstützen, füreinander da sein. Werte und Eigenschaften, die dem Guard viel bedeuten. Aber nicht nur das, er lebt sie auch vor: für sein Team, seinen Sport und seinen Verein. Lars Lehmann ist eben ein teamorientierter „Pausenclown„.
Text: Martin Schenk | Foto: Appel