Ich hatte es schon einmal in einem meiner Texte bzw. Kommentare erwähnt, dass gut gemeint, nicht immer gut gemacht ist. Dies trifft auch in Teilen auf die aktuelle Livestream-Situation und -Diskussion in der RBBL zu. Der Ansatz sich auf eine Streaming-Plattform zu einigen ist stimmig und sinnvoll, um das Produkt Rollstuhlbasketball einheitlich, professionell und emotional zu präsentieren.
Jetzt lässt sich gewiss darüber streiten, ob Facebook, YouTube oder andere Anbieter, eine bessere Wahl gewesen wären, als dies Sportdeutschland.TV ist. Da ich kein Experte bin, kann ich mir nur bedingt eine Meinung über die Plattformen und deren Vor- und Nachteile erlauben. Dafür gibt es Profis, die wir in Rollt. #22 zu Wort haben kommen lassen oder, wie im RBBL-Fall, gehört und gesprochen, aber nicht aktiv eingebunden wurden. Das mag der eine oder andere verteufeln, ist aber aktuell nicht mehr zu ändern. Dies ist und war die Entscheidung der RBBL-Geschäftsführung. Für solche Entscheidungen wurden Sören Pröpper und Marcus Albanus als Geschäftsführer bestellt* – und sie müssen mit den Folgewirkungen dieser Entscheidungen leben.
Ein etwas anderes Bild geben in diesem Zusammenhang scheinbar einige Vereinsverantwortliche bzw. deren Vertreter ab, die die „Sportdeutschland.TV-Entscheidung“ abgenickt haben, ohne vorher ihre Streamer zu hören, aktiv einzubinden, zu befragen oder vom Ansinnen Pröppers zu informieren. Ebene jene Klubs sind es jetzt auch, die mit der Entscheidung Sportdeutschland.TV und all ihren Konsequenzen leben müssen. Die Fans und Klubs hierzulande werden ganz genau hinsehen, welche Vereine nicht über Sportdeutschland.TV streamen, stellt dies doch einen Bruch eines gemeinsamen Beschlusses dar, der, wie Pröpper im Interview erwähnte, einstimmig geschlossen wurde. Diese Streaming-Diskussion wird den Zusammenhalt innerhalb der RBBL vor eine Zerreißprobe stellen. Brechen Klubs aus, konterkarieren sie den Beschluss, den sie – oder abgestellte Vertreter – noch vor ein paar Wochen einstimmig gefasst haben. Sie würden nicht nur den RBBL-Geschäftsführern und Sportdeutschland.TV vor den Kopf stoßen, sondern insbesondere den Vereinen, die sich extra Equipment angeschafft haben, sich schulen ließen und Vorkehrungen getroffen haben, um den gemeinsam getroffenen Beschluss umzusetzen.
Schlimmer als das potenzielle Unterlaufen der getroffenen Verabredungslage würde jedoch der damit einhergehende massive Vertrauensverlust in gemeinsam verabschiedete Beschlüsse wiegen. Welchen verbindlichen Wert hätten zukünftige Abmachungen innerhalb der RBBL? Richtig: gar keinen. Was wäre das für ein Armutszeugnis für die Liga, die Vereine, den Sport und das Demokratie- und Verbindlichkeitsverständnis mancher Manager.
Kommentar: Martin Schenk
* – In der ersten Version meines Kommentars hieß es “Für solche Entscheidungen werden Sören Pröpper und Marcus Albanus bezahlt”. Dies wurde nachträglich angepasst. Richtig ist, dass die Geschäftsführung (GF) erst dann bezahlt wird, wenn für den RBBL e.V. ein finanzkräftiger Sponsor gefunden wird. In diesem Fall wird die GF eventuell wieder eine Aufwandsentschädigung erhalten.