Er hatte großen Anteil daran, dass die RBC Köln 99ers letzte Saison die Klasse halten konnten – und von den Rollt.-Lesern wurde er zum zweitbesten Akteur der letzten Saison gewählt. Die Rede ist von John McPhail, der in der bevorstehenden Spielzeit für die Rhine River Rhions aus Wiesbaden übers Parkett rollen wird und dort auf alte Bekannte trifft.
John, du bist innerhalb der RBBL von Köln nach Wiesbaden gewechselt. Wollten oder konnten die 99ers dich nicht halten?
Die 99ers haben alles versucht, was sie konnten, um mich zu halten. Am Ende habe ich mich jedoch dazu entschieden, Erfahrung in einem anderen Team in einer anderen Stadt zu sammeln. Ich hatte letztes Jahr eine großartige Saison mit den 99ers, und das Management hat mir immer geholfen, wo sie nur konnten. Es wird Spaß machen ein paar vertraute Gesichter wiederzusehen, wenn wir in der nächsten Saison gegen sie spielen.
Wie kam der Kontakt zu den Rhinos zustande? Und warum hast du “Ja” gesagt?
Ich habe mit Mirko Korder E-Mails geschrieben. Tommie Gray sagte mir, dass die Rhinos nach Spielern suchen. Tommie hatte schon bei ihnen unterschrieben. Und er erzählte mir immer aufs Neue, wie professionell ihm das Team erscheint. Mirko und ich haben angefangen uns zu unterhalten, und ich habe festgestellt, dass dieses Team genau das war, wonach ich gesucht habe.
In Hessen triffst du alte Bekannte, junge Talente und Weltklasse-Spieler, wie Janet McLachlan, Tommie Gray und Matthias Güntner. Eine gesunde und explosive Mischung. Was ist deine Erwartungshaltung?
Ich kann es gar nicht erwarten, wieder mit Tommie zusammen zu spielen. Er ist bzw. war ein wichtiger Grund, weshalb ich mich dazu entschieden habe, bei den Rhinos zu unterschreiben. Er ist ein großartiger Teamkollege. Es wird auch super sein, mit Janet zu spielen. Sie ist immer noch eine der besten Spielerinnen der Welt ist. Ich denke mit Matthias Güntner und den anderen Spielern werden wir mit der Spitze der Liga wetteifern, aber es muss eine ganze Menge harte Arbeit geleistet werden, bevor die Saison beginnt.
Die Paralympics stehen vor der Tür. Australien ist am Start, du jedoch nicht. Kannst du uns etwas über den Status “John McPhail und australische Nationalmannschaft” sagen?
Für Australien zu spielen, war mein größter Erfolg in Sachen Basketball. Es gibt kein großartigeres Gefühl, als in einem grün-goldenen Jersey übers Feld zu fahren und mit den Jungs alles zu geben. Ich würde unglaublich gerne wieder für Australien spielen, es gäbe keine größere Ehre für mich.
Was gefällt die eigentlich ganz besonders an Deutschland? Und was lässt dich immer noch die Stirn runzeln?
Ich liebe das Essen, denn es gibt einen großartigen kulturellen Mix, und das zeigt sich in den verschiedenen Gerichten, die man fast überall bekommt. Ich mag das Wetter manchmal nicht (lacht). Der Regen ist wirklich deprimierend, vor allem wenn es tagelang nicht aufhört. Aber wenn die Sonne scheint, ist es wunderschön.
Wer dich auf dem Spielfeld beobachtet erlebt dich als sehr zielstrebigen und ehrgeizigen Spieler. Was treibt dich an?
Ich liebe es einfach, zu wetteifern. Egal in welcher Form, ich mag es, mich mit meinen Teamkollegen zu messen, die das gleiche Ziel erreichen wollen. Ich hasse es, zu verlieren, und zwar überall. Ganz egal ob Basketball oder Brettspiel. Das treibt mich auch bis zum Ende des Spiels an. Ich gebe immer alles.
Wie bist du zum Basketball gekommen? Was fasziniert dich ganz besonders an der Sportart?
Ich habe 2004 mit dem New South Wales Junior Team angefangen. Was mich am Sport fasziniert, ist der Drive, den jeder einzelne Spieler mit ins Team einbringt, um das ultimative Ziel zu erreichen. Außerdem ist die Geschwindigkeit des Spiels schneller geworden. Das liebe ich.
Was ist dein größtes Ziel im Basketball? Was wiederum deine größte Angst?
Aktuell will ich den Rhinos helfen, eine der Top-Mannschaften in Deutschland zu werden. Meine größte Angst ist es, nicht 100% zu geben. Ich muss und will alles auf dem Feld geben und mich ständig antreiben, bis ich nicht mehr kann.
Wie lässt sich für dich das Leben als professioneller Rollstuhlbasketballspieler in Deutschland mit Privatleben und Familie vereinbaren? Vor allem im Bezug auf die Distanz Deutschland – USA/Australien und die Zeitzonenwechsel?
Manchmal ist es schwer, weil meine Familie in Australien ist und ich viel Zeit in Texas verbringe, wo meine Freundin lebt. So sehe ich meine Familie nicht so oft, wie ich es gern würde, was wahrscheinlich das Schwierigste daran ist, zwischen drei Ländern zu leben und zu pendeln. Aber wir versuchen uns so oft es geht zu sehen. Und meine Familie und ich skypen fast jeden Tag. Ich schätze mich glücklich, dass ich eine Familie habe, die mich so dabei unterstützt, meinen Träumen zu folgen. Auch wenn es bedeutet, dass wir Zeit mit der Familie dafür opfern müssen.
Was würdest du heute tun, wenn du dich gegen eine professionelle Basketball-Karriere entschieden hättest?
Wenn ich nicht professionellen Basketball spielen würde, hätte ich wahrscheinlich einen Vollzeitjob. Oder ich würde eine Art „Behinderten-/Straßensicherheitsprogramm“ initiieren.
Selbstverständlich hoffen wir noch lang nicht auf das Ende deiner aktiven Zeit. Aber hast du schon einen Wunsch für die Zukunft wie es ‚danach‘ weiter gehen soll?
Wie ich grade schon erwähnt habe, würde ich wahrscheinlich meine Kampagne zur Aufmerksamkeit für Menschen mit Behinderungen starten bzw. die Bekanntheit des Rollstuhlsports generell steigern. Aber ich kann es auch kaum erwarten meine Freundin Jillian zu heiraten, unsere eigene kleine Familie zu gründen und uns ein gemütliches Nest zu bauen.
Lass uns einen Moment träumen: Wenn du dein Wunschteam zusammen stellen könntest und dein Wunschspiel spielen könntest – wer würde an deiner Seite auf dem Feld stehen und gegen wen und wo würdet ihr spielen?
Das ist eine schwere Frage, weil es so viele großartige Spieler da draußen gibt. Aber ich muss mich für die Dallas Wheelchair Mavericks Startaufstellung entscheiden, mit Jay Nelms, Jared Arambula, Jorge Sanchez, Aaron Gouge und mir selbst. Ich glaube, dass dieses Team gegen die Top-Teams in Europa antreten und einige Siege einfahren könnte. Wir waren nicht groß, aber unsere Pressverteidigung war großartig, und ich glaube wirklich, dass wir gegen die besten Mannschaften in jeder europäischen Liga antreten könnten.
Interview: Martin Schenk & Steffie Wunderl | Übersetzung: Steffie Wunderl | Foto: privat