Nationalspieler und RSV-Sniper Tommy Böhme steht dem Serienmeister aus Wetzlar aufgrund einer Daumenverletzung aktuell nicht zur Verfügung. Wir haben beim 3,0-Punkte-Mann nachgefragt, wie es um seine Rehabilitation bestellt ist, wann er wieder ins Spielgeschehen eingreifen und was er während der anstehenden Nationalmannschaftslehrgänge „treiben“ wird.
Tommy, du bist seit Anfang/Mitte Oktober verletzt. Du konntest weder gegen Essen noch gegen Köln mitspielen. Was exakt ist mit deiner Hand passiert?
Ich habe mich im Spiel gegen Hannover am Daumen verletzt, und zwar als ich einen Pass abfangen wollte. In dieser Situation habe ich den Ball komisch an den Daumen bekommen. Der ist auch direkt angeschwollen.
Wie ging es weiter?
Am Montag nach dem Spiel bin ich dann direkt zu unserer Teamärztin Petra Michel Leutheuser gegangen. Zunächst sind wir „nur“ von einer Kapselverletzung ausgegangen, aber ein anschließendes MRT hat einen Außenbandanriss im Daumen ergeben.
Kannst du mit der Verletzung irgendetwas machen, um dich fitzuhalten bzw. kannst du uns kurz erläutern, wie sich deine Reha gestaltet?
Basketballtraining fällt jetzt erstmal bis mindestens Mitte November flach. Aber ich halte mich mit einem speziellen Trainingsplan natürlich weiterhin fit. Ich bin im ständigen Austausch mit Christian von der MedReha Lahn-Dill Sport & Therapie und auch mit Tobi Maroske, der mich noch zusätzlich über den Olympiastützpunkt betreut, um das bestmögliche während meiner Verletzungspause rauszuholen. Außerdem bekomme ich neben dem Training noch regelmäßige Behandlungen von Christian und Tobi.
Anfang November trifft sich die Herren-Natio in Großwallstadt, um danach nach Köln zum Nations Cup weiterzufahren. Dort stehen Testspiele gegen Japan an. Wirst du die Tage bei der Mannschaft verbringen?
Leider kann ich im Trainingslager nicht aktiv dabei sein. Das ärgert mich richtig, da ich mich schon darauf gefreut habe, mit den Jungs zu trainieren und zu spielen. Ich werde voraussichtlich nicht die komplette Woche bei der Mannschaft sein, da ich hier in Wetzlar noch in Behandlung bin. Ich bin aber mit Nicolai Zeltinger im Austausch, wann ich zur Mannschaft dazu stoßen werde.
Was machst du dann bei den Jungs?
Ich möchte natürlich möglichst nah bei der Mannschaft sein, und ich werde dann auch an den Teamsitzungen teilnehmen und im Training und bei den Spielen als moralische Unterstützung anwesend sein (grinst). Obwohl mir die Zuschauerrolle schon extrem schwerfällt.
Mitte Juli: Tommy Böhme auf einem Promotion-Termin in Frankfurt für SCHWALBE – Foto: Max Priess
Laut RSV-Pressemitteilung wirst du Mitte November wieder an Bord sein. Wie genau muss ich mir deinen Wiedereinstieg ins Training vorstellen? Kannst du mich aufklären und mir sagen, wie lange es dauert, bis du wieder ganz der alte Tommy bist?
Ich hoffe, dass ich in der Woche um den 14. November herum wieder mit basketballspezifischem Training beginnen kann. Das wird jedoch davon abhängig sein, ob ich bis dahin schmerzfrei bin und wie mein Daumen auf die Belastung reagiert. Ich will nichts überstürzen und mir die Zeit nehmen, bis mein Daumen wieder voll belastbar ist. Daher werde ich mich erst langsam ans Teamtraining herantasten.
Lass uns ins Wetzlar bleiben: Wie beurteilst du die Leistung des RSV bis dato?
Ich denke, dass wir bisher ganz gute Leistungen gezeigt haben. Die ersten Spiele waren noch etwas holprig, aber so langsam finden wir unseren Rhythmus und hatten mit Hannover schon unseren ersten schweren Gegner. Allerdings müssen wir bis zum ersten Spiel gegen die Bulls noch einiges zulegen.
Wie haben sich die Neuen, also Maddes, Gaz & Co., ins Team integriert?
Alle drei haben sich direkt super integriert …
Wie ist das gelungen?
Wir unternehmen als Mannschaft auch außerhalb des Feldes sehr viel, und ich denke, dass die Unternehmungen es ihnen leichter gemacht haben, sich hier wohl zu fühlen. Gerade von Maddes bin ich bisher total begeistert. Wie hart er im Training arbeitet und auch von seinen bisherigen Leistungen auf dem Feld.
Von Kollege Güntner zur Liga: Was sagst du eigentlich zur Stärke der Liga. Wie schätzt du die RBBL dieses Jahr ein?
Ich glaube, die Liga ist dieses Jahr in der Spitze spannender geworden, da Hannover sich gut verstärkt hat. Wir haben uns im Hinspiel schon schwergetan. Ich denke das Rückspiel wird nochmal um einiges schwerer, da sie Zeit haben, sich einzuspielen. Auch in Wiesbaden hat sich einiges getan. Auch wenn sie noch ohne die beiden Neuzugänge aus der Türkei spielen, sind sie ein gutes Team, gegen das es schwer wird, zu spielen.
Am 10.12 steht das Topspiel in Thüringen an. Auf was freust du dich am meisten, wenn es gegen die Bulls geht?
Zunächst einmal freue ich mich, dass ich dann hoffentlich wieder auf dem Feld stehen werde und meiner Mannschaft helfen kann.
Außerdem …
…wird es das erste Spiel sein, das ich gegen bzw. mit André auf der Trainerbank spielen werde. Darauf bin ich auch schon gespannt.
Hand aufs Herz: Was ging dir durch den Kopf, als du die Champions-Cup-Gruppen das erste Mal gesehen hast? Ihr in der “Hammergruppe” in Wien bzw. Klosterneuburg antreten dürft.
Ganz ehrlich?
Ja bitte.
Es hat es mich gewundert, dass wir in der Vorrunde direkt gegen Madrid spielen müssen. Aber auch wenn es eine schwere Gruppe ist, sehe ich Madrid und uns als Favoriten, und unser Ziel ist es, die nächste Runde zu erreichen.
Bitte vervollständige zum Abschluss den folgenden Satz: Das Jahr 2023 wird aus Rollstuhlbasketball-Sicht …
… sehr ereignisreich sein – mit viel Rollstuhlbasketball.
Danke für deine Zeit, Tommy
Interview: Martin Schenk | Foto: Hannah Schrauth