In den letzten Tagen wurde vielerorts über das neue Streamingangebot der RBBL – teils emotional – diskutiert. Um den Fans gegenüber Licht ins “Streaming-Dunkel” zu bringen, den Status quo, die Fakten sowie die Beschlusslage zu transportieren, haben wir uns bei RBBL-Geschäftsführer Sören Pröpper über den Stand der Dinge informiert.
Sören, die Rollstuhlbasketball-Fans dürfen sich freuen, da es in der neuen Saison mehr Livestreams geben wird. Kannst du uns schon verraten, welche Vereine streamen werden?
„Zunächst ein Dankeschön für die Anfrage und die Möglichkeit das Projekt genauer vorzustellen.“
Gern geschehen.
„Du hast absolut recht: Die Fans dürfen sich in der nächsten Saison auf noch mehr Livestreams freuen und dafür bin ich nicht nur den Vereinen dankbar, die dies gemeinsam entschieden haben, sondern insbesondere den vielen ehrenamtlichen Helfern und Partnern, die an den Standorten selbst die Produktion übernehmen werden.”
Kannst du was zu den Klubs sagen?
„Die Ankündigungen möchte ich den einzelnen Vereinen überlassen, weil damit eventuell auch Partner und Sponsoren vorgestellt werden, die Equipment oder Knowhow zur Verfügung stellen. Ich kann aber jetzt schon sagen, dass ich aktuell von mindestens fünf Streaming-Standorten ausgehe und es am Ende der Saison möglich ist, dass noch mehr Vereine einen Livestream anbieten werden. Dabei bitte ich aber um die Geduld der Fans, weil diese Aufgabe für die Vereine eine große Herausforderung darstellt.“
Wie sieht die Zusammenarbeit zwischen der RBBL und Sportdeutschland.TV aus bzw. was leistet Sportdeutschland.TV?
„Sportdeutschland.TV bietet jeder Sportart und jedem Verein die Möglichkeit, den eigenen Sport live im Internet zu übertragen. Sei es Handball, Tischtennis, Fußgängerbasketball oder ab der kommenden Saison Rollstuhlbasketball im großen Stil.“
Und die Kooperation mit der RBBL?
„Die RBBL-Vereine produzieren ihren Stream in gewohnter Form vor Ort in der Halle und senden diesen dann live an Sportdeutschland.TV – dabei gibt es im Hintergrund Remote-Support durch Sportdeutschland.TV falls mal etwas nicht so funktioniert, wie es gerade soll. Sportdeutschland.TV bietet den RBBL-Vereinen dabei vorab eine Schulung an, geht die wichtigsten Fragen durch und stellt sicher, dass jeder Standort optimal vorbereitet auf Sendung gehen kann.”
Hat sich Sportdeutschland.TV auch den Klubs präsentiert?
„Ja, im Rahmen der Gründung des RBBL e.V. in Köln hatten wir einen Gast von Sportdeutschland.TV dabei, der den interessieren Vereinen eine zweistündige Einführung in die benötigte Hard- und Software gab. Darüber hinaus haben sich einige Vereine dazu entschieden die Hardware direkt über Sportdeutschland.TV zu mieten.“
Wurde seitens der RBBL Gegenangebote zu Sportdeutschland.TV eingeholt bzw. Alternativen in Betracht gezogen und den RBBL-Vereinen präsentiert?
An der Stelle muss ich ein wenig ausholen …
Dann mal los.
„Sportdeutschland.TV bietet gemeinsam mit einem Sponsor eine Aktion an, bei der der Sponsor 1000 Live-Produktionen mit kostenloser Leih-Hardware ausstattet. Daraus entwickelte ich die Idee, ob man hier nicht mit allen RBBL-Vereinen am ersten Spieltag eine gemeinsame Übertragung ohne Hardware-Kosten auf die Beine stellen kann.“
Wie ging’s weiter?
„Bei der Vorstellung der Idee im Rahmen der RBBL AG Sitzung in Hennef fand diese Idee breite Zustimmung unter den RBBL1-Vereinen. Und es wurde einstimmig beschlossen, dass man diese Idee umsetzen will und auch im Anschluss an den ersten Spieltag gemeinschaftlich auf Sportdeutschland.TV streamen möchte. Mittelfristig soll ein einheitliches Livestream-Bild entstehen und alle Übertragungen sollen im gleichen Look produziert werden.“
Und die anderen Optionen?
„Natürlich habe ich mir vorab die gängigen Alternativen YouTube und Facebook angeschaut – schließlich habe ich mit den Köln 99ers in den letzten Jahren ja dort selbst gestreamt. Beide Plattformen bieten natürlich großartige Möglichkeiten die eigenen Fans und Abonnenten zu erreichen, haben aber auch ihre negativen Seiten: Stream-Abbrüche und Lizenzprobleme sollen dabei nur zwei Stichworte sein.“
Stichwort Gegenangebote …
„Nun, bei dem Wort „Gegenangebote“ muss ich etwas schmunzeln: Wir müssen uns vor Augen führen, dass wir u.a. durch die Streuung der Streams in den letzten Jahren bisher kein gesamtheitliches Angebot hatten. Wir haben jetzt erstmalig die Chance durch ein gemeinsames Angebot und einen gemeinsamen „Sendeplatz“ neue Fans und Zuschauer zu gewinnen.”
Jetzt mal Futter der bei die Fische: Müssen die Vereine denn Sportdeutschland.TV zwingend als Streaming-Plattform nutzen? Oder ist das lediglich ein Angebot?
„Wir können und werden als RBBL niemanden zu etwas zwingen.“
Will heißen?
„Entscheidungen der RBBL fallen immer demokratisch durch die Mitglieder – die Entscheidung der RBBL1-Vereine ist in Hennef einstimmig gefallen, hier wird also niemand zu irgendwas gezwungen. Aber es ist doch auch klar, dass das gemeinsame Auftreten aller Vereine für die RBBL weitaus wertvoller ist, als wenn jetzt nach dem ersten Spieltag wieder einige Vereine auf anderen Plattformen streamen.“
Wieso?
„Wenn alle Vereine regelmäßig auf Sportdeutschland.TV streamen, steigt auch die Relevanz der Liga als Partner für Sportdeutschland.TV und öffnet damit eventuell Türen zu neuen, spannenden Projekten. Ich möchte, nicht ohne Stolz, nochmal darauf hinweisen: Alle RBBL1-Vereine haben sich gemeinsam dazu entschieden das Thema Livestream in Angriff zu nehmen. Das finde ich ein sehr starkes Signal für den Zusammenhalt der Vereine.“
Wo siehst du den größten Vorteil von Sportdeutschland.TV?
„Sportdeutschland.TV ist eine etablierte Plattform für Sport-Livestreams, für jeden Zuschauer kostenlos erreichbar und bietet den Vereinen und der Liga eine stabile und sichere Umgebung, um neue Fans und Zuschauer für unseren tollen Sport zu begeistern. Dank der Sendelizenz von Sportdeutschland.TV sind die Vereine auch rechtlich abgesichert und müssen sich bei regelmäßigen Live-Produktionen dazu keine Gedanken mehr machen.”
Hat die RBBL die etablierten “Livestreamer” in irgendeiner Form eingebunden oder diese um Ihre Sichtweise gebeten? Oder gab es dazu keine Notwendigkeit?
„Ich begleite das Thema Sport-Livestreams jetzt schon einige Jahre. Angefangen bei den RheinStars in der zweite Basketballbundesliga und aktuell bei den Köln 99ers in der RBBL. Parallel hatte ich an verschiedenen Basketball-Standorten Einblick in deren Eigenproduktion für das aktuelle AirTango-Livestream-Angebot. Ich würde also behaupten, dass ich in den Jahren einiges an Wissen rund um das Thema aufgebaut habe.“
Und hast du dich nochmal umgehört?
„Nach der RBBL-AG Entscheidung in Hennef hatte ich mit zwei Streamern Kontakt und habe die Vorteile für die beteiligten Vereine und aus der Perspektive der Liga dargestellt. Dabei gab es Verständnis für die gemeinsame Plattform, aber auch Hinweise bezüglich der verschiedenen, Refinanzierungsmöglichkeiten einer Stream-Produktion.“
Erklär mal bitte.
„Auf Sportdeutschland.TV gibt es für die Vereine – und damit indirekt für die Streamer – die Möglichkeit, Werbezeiten in den Streams zu vermarkten. Auch können die Vereine weiterhin Partner in den Stream einbinden, die als exklusiver Presenter auftreten. Streams können zudem parallel auf Social-Media-Seiten von Partnern gezeigt werden. Wir haben damit eine Chance den Sport, den die Streamer in der Vergangenheit schon großartig in Szene gesetzt haben, einem noch breiteren Publikum zugängig zu machen und verlieren dabei die Interessen und Vermarktungsmöglichkeiten der Vereine und Streamer absolut nicht aus den Augen. Dank der Erfahrung von Sportdeutschland.TV und den bereit gestellten Hardware-Paketen bieten wir aber auch allen noch nicht so erfahrenen Standorten die Möglichkeit möglichst einfach und kostengünstig in das Thema Livestreaming einzusteigen und damit neue Fans zu gewinnen und neue Einnahmequellen zu erschließen.”
Wie die Thuringia Bulls am vergangenen Wochenende?
„Ja, der Stream des Thuringia Bulls Cup am vergangenen Wochenende wurde vom Verein vor Ort produziert und ich finde die Jungs haben das super gemacht und ihre Begeisterung für den Sport wunderbar transportiert.“
Abschlussfrage: Gibt es in diesem Zusammenhang noch etwas, was dir wichtig ist zu erwähnen?
„Ich hatte beides schon angerissen, möchte es aber nochmal erwähnen: Die gemeinsame Entscheidung aller RBBL1-Vereine für eine Plattform und einen Ausbau des Livestream-Angebots halte ich für einen ganz großen Meilenstein in der medialen Geschichte der RBBL. Darüber hinaus möchte ich mich erneut bei allen Streamern bedanken, die in den vergangenen Jahren mit großartigen Streams unsere großartige Sportart unterstützt haben und ich würde mich sehr freuen, wenn es hier zu einem fleißigen Austausch mit den neuen Streaming-Standorten kommt und man sich gegenseitig hilft. Bei allem Verständnis für Kritik finde ich es wichtig, dass man das große Ganze nicht aus den Augen verliert: Unser Sport wird in Zukunft, dank der gemeinsamen Anstrengungen von Vereinen und Streamern, noch mehr Reichweite haben – das sollte alle Anhänger des Rollstuhlbasketballs und der RBBL sehr freuen.”
Sören, Danke für deine Zeit.
Interview: Martin Schenk | Foto: RBBL / Gero Müller-Laschet