Am morgigen Samstag beginnen die Parapan America Games in Lima. Mit am Start: die argentinische Rollstuhlbasketball-Nationalmannschaft mit den ehemaligen RBBL-Akteuren Maximiliano Ruggeri (2,5), Cristian Gómez (4,5) sowie Italien-Legionär Adolfo Berdún (3,5). Mit dem 7. Platz in Hamburg haben die “Gouchos” nicht nur den Europäern einen Paralympics-Stratplatz stibitzt, sondern auch ihre Tokio-Ambitionen untermauert. Was die Südamerikaner seit der WM getrieben haben, wie der Rollstuhlbasketball in Argentinien organisiert ist und was die Wünsche von Headcoach Mauro Varela sind, hat uns der argentinische Cheftrainer im Gespräch verraten.
Was haben Du und Dein Team nach der WM in Hamburg so getrieben?
„Nach der WM in Hamburg hat unsere Auswahl am Qualifikationsturnier für die panamerikanischen Spiele in Lima 2019 teilgenommen. Dort konnten wir die Goldmedaille im Endspiel gegen Brasilien gewinnen.“
Wie siehst Du das Team in der Zukunft und was hast Du geplant?
„Wir arbeiten seit drei Jahren kontinuierlich mit zwei Nachwuchsgruppen bzw. Jugendmannschaften. Einige der Athleten werden wir auch in der Seniorenmannschaft einsetzen. Damit wollen wir eine Bresche für den Nachwuchs schlagen, um diesen an den Herrenbereich heranzuführen. Die Arbeit geht Stück für Stück und minuziös voran. In Lima bei den Parapan America Games haben wir drei junge Spieler dabei.“
Wer denkst Du ist das stärkste Team bei den panamerikanischen Spielen in Lima?
„Das Niveau aller Mannschaften ist generell sehr hoch. Und es steht außer Frage, dass das Team der USA auf der Skala ganz weit oben rangiert. Danach folgen die restlichen Teams, wie Kanada, Brasilien, Mexiko und Kolumbien.“
Was ist der größte Vorteil deines Teams gegenüber den anderen Mannschaften?
„Der größte Vorteil unserer Mannschaft ist, dass die Mehrheit des Teams seit zwölf oder mehr Jahren zusammenspielt. Das Wichtigste ist jedoch, diesen Vorteil intelligent einzusetzen und ihn uns zu Nutze zu machen.“
Welche Dinge dominieren das Spiel deiner Mannschaft?
„Eine Sache, die unsere Mannschaft prägt, ist unsere Verteidigung. Da wir keine wirklichen Größenvorteile gegenüber anderen Mannschaften haben, besteht die Kernarbeit unseres Spiels aus der Verteidigungsarbeit.“
Wie siehst du die Entwicklung deines Teams seit der WM Hamburg?
„Die Mannschaft hat eine tolle Weltmeisterschaft in Hamburg gespielt. Wir haben unsere eigenen Erwartungen übertroffen, weil wir es das erste Mal unter die besten acht Teams der Welt geschafft haben. Besser noch: Wir sind Siebter geworden, was gleichbedeutend mit einem zusätzlichen Paralympics-Startplatz für die Amerika-Zone war. Seit diesem Tag haben wir nicht mehr aufgehört, uns neu zu finden und uns auf unseren nächsten Wettbewerb, der immer der wichtigste ist, vorzubereiten. Bis heute hat sich, auch aufgrund der WM, einiges verändert.
Gibt es eine Förderung für den Rollstuhlbasketball in Argentinien?
“In Argentinien wird der Rollstuhlbasketball von einer Organisation gesteuert, die F.A.B.A (Federación Argentina de Basquet Adaptado) heißt. Aktuell gibt es drei Ligen bzw. Divisionen, in der mehr als 25 Klubs spielen. Aufgrund der anhaltenden Wirtschaftskrise im Schwellenland Argentinien, leidet natürlich auch die Entwicklung des Rollstuhlbasketballs, da sich die Wirtschaft und die strukturelle Entwicklung bedingen. Aufgrund dessen, lenkt der Verband die Unterstützung in Trainingsprogramme zur Förderung junger Nachwuchsspieler.“
Wenn Du drei Wünsche hättest, welche wären das?
„Es sind zwei Wünsche, die ich habe. Und zwar, dass unsere Auswahl die Qualifikation für Tokio 2020 schafft und dass wir im Finale der panamerikanischen Spiele in Lima stehen. Ich weiß nicht, ob es allen bekannt ist, aber die argentinischen Rollstuhlbasketballer haben seit knapp 23 Jahren nicht mehr an Paralympischen Spielen teilgenommen. Das letzte Mal war wir bei den Spielen in Atlanta 1996 dabei.“
Hat dich eigentlich jemand inspiriert Trainer zu werden?
“Nein, es gibt da niemanden, der mich inspiriert hat, Trainer zu werden.“
Abschlussfrage: Gibt es eigentlich einen Glue Guy im Team, der nach einer Niederlage den Rest der Mannschaft wieder aufbauen kann?
„Das Team kennt sich untereinander sehr gut. Und in schwierigen und komplizierten Momenten, schauen wir alle gemeinsam nach vorne. Da gibt es keinen einzelnen Spieler.“
Mauro, vielen Dank für deine Zeit.
Interview: Martin Schenk & Nicole Schultz Übersetzung: Nicole Schultz | Foto: Steffie Wunderl