Der Abteilungsleiter der Rolling Chocolate Heidelberg, Markus Bucher, spricht kurz vorm Playoff-Start gegen die Baskets 96 Rahden über die alten und jungen Recken am Neckar, das nahende Match gegen den ungeschlagenen Tabellenführer der RBBL2N und die Grand Dame des Rollstuhlbasketballs, Christa Weber.
Markus, am Wochenende stehen die Playoffs gegen den ungeschlagenen Tabellenführer der RBBL2N an. Mit welchen Mitteln wollt ihr den den Baskets 96 Rahden die Stirn bieten?
Wir haben uns seit drei Wochen mit Analyse der Videos und des Scoutings vorbereitet. Die stärksten Spieler sind uns schon länger bekannt und wir verfolgen ihren Werdegang, so dass wir jetzt eine Offensiv- und Defensivtaktik erstellt haben, mit der wir sie in den Playoffs schlagen wollen.
Ihr habt eine mehr als passable Saison gespielt und zuletzt die Lahn-Dill Skywheelers geschlagen. Was macht euer Team so stark?
Wir haben mit den alten Recken wie Ralf Schwarz und Klaus Weber äußerst erfahrene Spieler an Bord. Sie haben es in den vergangenen zwei Saisons geschafft, die jungen Spieler an die Hand zu nehmen und ihnen zu zeigen, was Rollstuhlbasketball bedeutet.
Mit jung meinst du?
Mit jung meine ich nicht nur Luca Diemer oder Luki Jung, sondern insbesondere JJ Ernst, der gewaltige Fortschritte gemacht hat. Hinzu kommt Marc Westermann, der sich zu einem wurfstarken Center entwickelt.
Was zeichnet euch noch aus?
Der Trainerstab. Allen voran Christa Weber, die die Spieler zu einer echten Mannschaft geformt hat. Das Team als solches hat die schwierigen Spiele gewonnen. Und nicht einzelne Spieler.
Rollten in den vergangenen Jahren immer junge Spieler, wie die Gumpert-Zwillinge, Nico Dreimüller oder Leon Schöneberg, im Dress der Chocolate übers Feld, stellt ihr aktuell – ohne dies despektierlich zu meinen – den Seniorentrupp der RBBL. Was sind eure Pläne für die Zukunft? Wollt ihr den Altersdurchschnitt reduzieren? Oder spielt ihr bis zum Eintritt in die Rente zusammen am Neckar?
Über einen unserer Spieler sagte Christa neulich „Der spielt, bis man ihn raustragen muss“.
Das war wer?
Wer gemeint war, verrate ich nicht.
Das ist zu respektieren.
Im Ernst, wir wissen, dass wir vom Lebensalter her die Senioren sind. Aber das macht im Rollstuhlbasketball, wie wir ebenfalls wissen, nicht viel aus. Wir haben etwa mit Marc Westermann und mir zwar Center jenseits der 40, doch ist unser Rollstuhlbasketball-Alter noch jung. Wir können locker noch zehn Jahre auf hohem Niveau spielen.
Und die jungen Wilden?
In Heidelberg sind wir sehr daran interessiert, jüngere Spieler bei uns aufzunehmen. Wie du beschrieben hast waren die Chocolate seit jeher ein Klub für junge Talente, die bei uns ausgebildet wurden und heute in den höchsten Ligen oder in den Nationalmannschaften spielen. Christa leitet bei uns das Nachwuchstraining für Talente und wir unterstützen auch weiterhin junge Spieler bei ihrem Werdegang mit unseren Mitteln und Beziehungen.
Du hast Christa angesprochen: Welchen Anteil hat sie am schokoladigen Erfolg?
Einen sehr hohen. Ich habe nach dem Umbruch im Jahr 2017 einen Scherbenhaufen vorgefunden. Und da kam Christa genau zum richtigen Zeitpunkt. Sie hatte die Ideen, Kontakte und das Wissen, um zusammen mit mir und dem Vorstand nicht nur Spieler zu uns zu holen, sondern auch in der ganzen Organisation einen Paradigmenwechsel zu vollziehen.
Und das Resultat daraus?
Wir haben im ganzen Verein wieder Spaß am Spielen gefunden und haben tolle, zuverlässige Helfer. Leider kann Christa zu den Playoffs nicht anwesend sein, da sie in ihrer zweiten Heimat, auf La Palma, seit langem Termine ausgemacht hat, die nicht zu verschieben waren. Ich werde sie bei den Spielen vertreten.
Wart ihr eigentlich bei der BVV anwesend?
Nein, wir waren nicht anwesend. Es war uns logistisch nicht möglich, bedingt durch familiäre Verpflichtungen oder Erkrankungen.
Kannst du was zu den Anträgen sagen?
Ich hatte vorab den Antrag gestellt, die BVV und andere Veranstaltungen als Webkonferenz für alle verfügbar zu machen, die nicht nach Hennef oder andere Lokationen kommen können. Das ist technisch meiner Meinung nach überhaupt kein Problem mehr. Der Antrag wurde aber abgelehnt. Die anderen Anträge waren durchaus sinnvoll, auch wenn ich mir eine genauere Beleuchtung des Vorfalls beim DRS-Pokal gewünscht hätte. Das kam zumindest in dem Protokoll nicht heraus. Da hätte ich mir mehr Transparenz gewünscht.
Gab’s noch was?
Ich persönlich freue mich sehr, dass Mareike Miller in die Lehr- und Trainerkommission gestoßen ist. Sie hat die richtige Art, Dinge zu bewegen und ich schätze sie sehr.
Lass uns bei der Administration bleiben: Wie bewertet ihr als traditionsreicher Rollstuhlbasketball-Standort die Arbeit der RBBL aktuell?
Mit der Einstellung von Marcus Albanus und Sören Pröpper wurden die ersten, wichtigen Schritte getan. Gleichzeitig erkenne ich aber noch Nachholbedarf innerhalb der Mannschaften, da nehme ich uns nicht aus. Wir müssen mehr in Richtung PR investieren. Auch die Jugendarbeit hat noch große Wege vor sich, da wäre meiner Meinung nach eine langfristige, bundesweite Initiative notwendig.
Du nimmst euch nicht aus: Was muss passieren, dass es in Zukunft wieder Erstliga-Partien in Heidelberg zu sehen gibt?
Wir gewinnen einfach zwei der nächsten drei Spiele. Dann werde ich mit unseren Partnern, Sponsoren und Vertretern der Wirtschaft in der Rhein-Neckar-Region sprechen und die finanzielle Lage klären. Wir haben bei uns viele Unternehmen, die in soziale und sportliche Zwecke investieren und unsere guten Kontakte werde ich mit meinen Kollegen aus dem Vorstand nutzen. Mein Traum und erklärtes Ziel ist die RBBL1. Der Aufstieg und Verbleib in der vielleicht besten Rollstuhlbasketballliga der Welt.
Das ist doch mal eine Aussage, die mich auch zum Schluss kommen lässt. Bitte vervollständige den folgenden Satz: Die Rolling Chocolates werden von einer erfolgreichen Saison 2018/2019 sprechen, wenn …
Unsere Fans mit unserem Abschneiden zufrieden sind und das Team nach den Spielen gegen die Baskets 96 Rahden mit einem Lächeln aus der Halle geht.
Vielen Dank für deine Zeit
War mir ein Vergnügen, Martin.
Interview: Martin Schenk | Foto: Alexandra Fink