Interview mit Jens Hasselbächer: “Jeder sollte Rollstuhlbasketball mal probiert haben”

Seit Anfang August ist es offiziell: R+V heißt der neue Hauptsponsor der Rollstuhlbasketballer der Rhine River Rhinos Wiesbaden. Nach der Pressekonferenz in der Sporthalle Klarenthal, haben wir Jens Hasselbächer (Vorstand Kunden & Vertrieb der R+V Versicherung) zum Interview gebeten. Im Gespräch mit uns berichtet der 51-Jährige über den positiven Rückhalt der R+V Belegschaft in puncto „Rhinos-Sponsoring“, seine ersten Rollversuche Mitte April sowie persönlich gewonnene Erkenntnisse und Learnings aus dem Rollstuhlbasketball-Engagement.

 

Jens, nach der Pressekonferenz wurde dir ein Trikot mit deinem Namen und der Nummer neun von den Rhinos überreicht. Was hat es mit der neun auf sich. Hast du die Nummer von Robert Lewandowski geklaut?

Nummer neun ist meine Nummer. Da ich älter bin als Robert Lewandowski hat er sie höchstens von mir geklaut (lacht). Spaß beiseite. Ich habe früher beim Fußball längere Zeit Mittelstürmer gespielt, da war die neun Usus und dementsprechend meine Rückennummer.

 

Vom Fußball zum Basketball. Ich habe das Gefühl, insbesondere nach der gemeinsamen Rollstuhlbasketball-Veranstaltung hier im Rhinos Dome Ende April, dass die Belegschaft der R+V voll hinter der Partnerschaft mit den Rhinos steht. Dies scheint sich auch in den Kommentaren im R+V-Intranet widerzuspiegeln, wenn ich meinen „geheimen Quellen“ trauen kann. Kannst du das bestätigen bzw. ein, zwei Reaktionen der Kolleginnen und Kollegen zum Besten geben?

Das ist in der Tat ganz wunderbar. Als Vorstand, da will ich ehrlich sein, fällt oder transportiert man nicht immer Entscheidungen oder Nachrichten, auf die ich oder wir nur positiven Zuspruch erhalten. Insofern ist es schön zu sehen, dass das Engagement bei den Rhinos ein fantastisches Feedback aus der Belegschaft erhält. Es mobilisiert die Kolleginnen und Kollegen und spricht sie an. Neben dem Nutzen für den Verein ist es für uns als R+V ganz wichtig, dass wir Identität schaffen und Identifikation erzeugen. Von daher freut mich das sehr. Und natürlich haben wir auch den Kolleginnen und Kollegen zugehört.


 

Jens Hasselbächer (rechts) erhält von Maskottchen Rainer Rhino und Rhinos-Spieler Motjaba Kamali (links) ein Trikot mit der Nummer 9 überreicht – Foto: R+V (Paul Müller)


Inwiefern das?

Nun, wir haben ja eben auf der Pressekonferenz den Film von der Unfall-Rallye gezeigt. Als wir dieses Video seiner Zeit ins Intranet gestellt haben, waren die Rückmeldungen durch die Bank weg positiv. Viele Mitarbeitende haben auch gefragt und gefordert, dass wir den Verein bzw. die Projekte der Rhinos unterstützen sollten.

 

Und du bzw. ihr habt den Ruf gehört.

In der Tat.

 

Wie ging es weiter? Ihr habt euch im R+V Management mit Sicherheit über die Partnerschaft ausgetauscht. Welche Schlagworte sind in diesem Kontext am Konferenztisch immer wieder gefallen. Kannst du uns einen kleinen (Ein-)Blick durchs Schlüsselloch geben?

Gern. Wir hatten alle ein gutes Gefühl. Der Film und der Bericht im Intranet waren wichtige Hebel bei der Entscheidungsfindung. Dadurch, dass die Veranstaltung im April nicht nur mit Vertriebskollegen und -kolleginnen stattfand, sondern auch die Sparte Unfallversicherung sowie der Leistungsbereich vertreten waren, gab es ein breites Stimmungsbild. Alle haben positiv davon erzählt. Natürlich haben wir auch die Zahlen und Daten geprüft. Es war jedoch eine Herzens- und Bauchentscheidung.

 

Und alle haben zugestimmt?

Definitiv.

 

Hand aufs Herz: Wann hast du das erste Mal von der Sportart Rollstuhlbasketball gehört und was waren deine Gedanken?

Ganz ehrlich?

 

Ich bitte darum (grinst).

Tatsächlich als ich hier zum Event resp. der „Unfall-Rallye“ in die Sporthalle Klarenthal kam. Vielleicht habe ich die Sportart mal unbewusst wahrgenommen. Bewusst jedoch tatsächlich erst Mitte April. Neben der sportlichen hat mich insbesondere die inklusive Kraft des Sports beeindruckt. Einfach fantastisch.

 

Da wir uns nun warmgelaufen haben, möchte ich dir fünf Schlagwörter zur Partnerschaft mit den Rhinos zurufen, die du bitte spontan kommentierst. Einverstanden?

Na klar. Auf geht’s.

 

Inklusion.

In unserer Gesellschaft ist es wichtig, dass wir mit- und untereinander mit Anstand, Respekt und Toleranz umgehen. Das heißt, mit- und voneinander zu lernen. Das bringt uns alle weiter. Von daher passt das wunderbar zur R+V.

 

Standort Wiesbaden.

Unsere Zentrale ist in Wiesbaden verwurzelt. Die meisten Kolleginnen und Kollegen, die für die R+V arbeiten, arbeiten in der hessischen Landeshauptstadt. Deswegen haben wir hier auch eine besondere gesellschaftliche Verpflichtung, der Stadt auch etwas zurückzugeben. Und das machen wir, in Kombination mit den Rhinos, sehr gerne.

 

Rollstuhlbasketball.

Einfach wahnsinnig beeindruckend. Ich habe eben nach der PK selbst noch ein paar Bälle aus dem Stuhl heraus geworfen. Eine technisch anspruchsvolle Sportart, die unheimlich schnell ist und jede Menge Spaß macht. Jeder sollte Rollstuhlbasketball mal probiert haben.

 

Hohe Mitarbeiteridentifikation mit dem Rhinos-Sponsoring

Die Resonanz war und ist einfach fantastisch. Insbesondere in der aktuellen Zeit, in der wir als Arbeitgeber gefordert sind, Menschen für uns zu begeistern, ist das super. Wir befinden uns in einem Bewerbungsmodus, müssen attraktiv sein. Da passt ein solches Engagement ganz wunderbar. Insbesondere dann, wenn unsere Kolleginnen und Kollegen das positiv nach draußen multiplizieren und wir dadurch potenzielle Bewerber ansprechen.

 

Unfallversicherung.

Eine ganz zentrale Absicherung, die häufig unterschätzt wird. Da das Thema Unfall gerne gedanklich verdrängt wird. Für mich ist dies existenziell, wenn der Mensch selbst betroffen ist, da der Kunde finanzielle Sorgen genommen bekommt. Und wir lernen über den rein finanziellen Aspekt hinaus, um individuelle Hilfsmittel- oder Assistance-Angebote machen zu können. Wir wollen es den Menschen ermöglichen, möglichst schnell ins „normale Leben“ zurückzukommen.


 

Shake Hands mit Rainer Rhino vor der Pressekonferenz in der Sporthalle Klarenthal – Foto: R+V (Paul Müller)


Ich hätte noch eine persönliche Frage, wenn ich darf.

Sehr gerne.

 

Nach der Unfall-Rallye habe ich dich im Kloster Eberbach vor deinen Mitarbeitern über das Rollstuhlbasketball-Event reden hören. Du warst richtig euphorisch und authentisch. Neudeutsch „geflasht“. Es gibt ja immer, bitte nimm es nicht persönlich, viele phrasendreschenden Manager, die Worthülsen rausposaunen und inhaltsleere Nebelkerzen zünden. Ich hatte das Gefühl, dass du richtig berührt und voller Energie warst.

Das war ich auch. Ich komme selbst aus dem Sport. Sprich, ich habe Hochachtung vor jeder sportlichen Höchstleistung. Vor Teamleistung ganz besonders. Ich bin demütig geworden, als ich selbst im Rollstuhl saß. Ich musste feststellen, wie hilflos ich war. Ich habe in diesem Moment erkannt, was ich kann und was ich nicht kann.

 

Was noch?

Nun, mir wurde auch bewusst, wir vulnerabel ich, meine Familie und die Menschen um mich herum sind. Wie oft höre ich von sogenannten Schicksalsschlägen im Bekanntenkreis. Das ist etwas Alltägliches. Das kann jeden treffen. Und, um deine Frage zu beantworten, wenn ich dies alles zusammennehme und ein ehrliches Interesse an den Menschen habe, dann kommt eine solche Ansprache – aus dem Herzen – zustande.

 

Abschlussfrage: Was hast du deiner Frau und deinen Kindern erzählt, als du von der „Unfall-Rallye“ und dem Event im April nach Hause gekommen bist?

Ich habe versucht, dieses ganze positive Erlebnis zu schildern. Diese energiereiche Stimmung. Ferner habe ich von den Lebensgeschichten der beiden jungen Frauen (Maria Kreß und Svenja Mayer, Anm. d. Red) erzählt. Wie mich deren Geschichten beeindruckt haben. Dass die Lebenslust beider die vermeintlichen Alltagsprobleme zu Nichtigkeiten haben werden lassen. Lasst uns bei allen vorhandenen Familien-Nickligkeiten und -Streitereien unser Leben genießen. Das hat mir einfach gutgetan.

 

Schöne Schlussworte, Jens. Ich danke dir für deine Zeit.

 

Interview: Martin Schenk | Fotos: R+V (Paul Müller)

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