Jung, attraktiv und eine verdammt gute Basketballerin. Die Rede ist von Bo Kramer. Die niederländische Rollstuhlbasketball-Nationalspielerin trägt in der nahenden Spielzeit das Jersey des RSC Osnabrück. Die 19-Jährige hat uns von ihren Basketballanfängen, den großen Rollstuhlbasketball-Momenten und -Emotionen sowie ihrem Start bei den Niedersachsen erzählt.
Bo, mit 18 Jahren warst du eine der jüngsten Spielerinnen bei den Paralympics 2016 in Rio. Wie hat es sich angefühlt sein Heimatland zu repräsentieren?
„Um ehrlich zu sein, ich kann immer noch keine richtigen Worte finden. Aber es war unglaublich, unvergesslich, cool, aufregend. Mit der Aufzählung könnte ich eine Stunde weiter machen. Teil des Kaders zu sein, war wie ein wahrgewordener Traum für mich. Jeder hat mir erzählt, wie die Paralympics so sind, aber ich konnte mir nicht wirklich eine Vorstellung davon machen. Als wir ankamen wurden all meine Erwartungen weggeblasen. Es war alles noch großartiger. Ab dem Moment, an dem wir aus dem Flugzeug gestiegen sind, konnte ich nicht mit mehr mit dem Lächeln aufhören. Das hält bis heute an.“
Wann hast du angefangen, Rollstuhlbasketball zu spielen und wie bis du auf die Sportart aufmerksam geworden?
„Ich habe Ende 2012 angefangen, Rollstuhlbasketball zu spielen. Zu dem Zeitpunkt war ich 14 Jahre alt. In Holland gibt es jährlich einen Paralympischen Talenttag für Behinderte. Mein Vater hat mir davon erzählt, da ich keinen „Fußgänger-Sport“ mehr machen konnte. Ich bin dann zusammen mit meinem Vater dorthin gegangen und habe vier verschiedene Sportarten, die mich interessiert haben, ausprobiert. Das kann man in kleinen Gruppen den ganzen Tag testen. Ab der ersten Minute in der Rollstuhlbasketball-Gruppe, wusste ich, dass das mein Sport ist. Ich habe Rollstuhlbasketball seit der ersten Sekunde geliebt und hab nicht mehr damit aufgehört.“
Du hast es in kürzester Zeit in den Kader der niederländischen Nationalmannschaft geschafft und schon so einiges mit dem Team erlebt. Was ist die bisher beste Erinnerung bzw. schönste Erfahrung, die du gemacht hast?
„Ja, wenn ich zurück denke, gibt es viele Erinnerungen. Jedes Jahr, jedes Turnier hatte etwas Besonderes. Die schönste Erfahrung war wohl mit Abstand die Paralympischen Spiele mit zwei besonderen Momenten: Meine ersten Punkte und meine erste paralympische Medaille. Eine andere Erinnerung, die sicher noch lange anhalten wird, ist mein erstes Turnier mit der niederländischen Nationalmannschaft. Das waren die Weltmeisterschaften in Toronto. Das ist etwas, was ich nie vergessen werde. Und dann gibt es noch eine Sache, und zwar all die großartigen Menschen, die ich durch den Basketball getroffen habe. Das ist etwas, was ich so nicht erwartet habe.“
Ab der Saison 2017/2018 spielst du beim RSC Osnabrück in der 2. RBBL Nord. Wie kam es zu der Entscheidung, nach Deutschland zu wechseln?
„Einer der Gründe war, dass ich den Osnabrücker Coach bereits kannte. Zwei meiner Teamkolleginnen spielten dort letzte Saison und waren sehr zufrieden. Amy (Amy Kaijen, Anm. d. Red.), die auch im Nationalkader ist, spielt dort ebenfalls. Vorletzte Woche hatte ich mein erstes Training. Das Team ist sehr nett und hat eine Menge Potenzial. Das sind die Hauptgründe, warum ich mich für den Klub entschieden habe.“
In dieser Saison werden einige niederländische Spielerinnen in den deutschen Ligen zu sehen sein. Soweit mir bekannt ist, habt ihr immer sehr häufig zusammen trainiert. Gibt es einen Umbruch, bzw. eine Art Umdenken im Trainingsplan der Nationalmannschaft?
„Für mich ändert sich nicht viel, da ich in Papendal bleibe. Für die anderen Spielerinnen wird es teilweise schwieriger. Ich denke aber, dass es wichtig ist, so viel wie möglich zusammen zu trainieren. Das ist das, was ein Team sehr stark macht. Aber ich kann noch nicht sagen, ob sich etwas ändern wird.“
Was sind deine Ziele mit dem RSC Osnabrück für die Saison 2017/2018 und was ist das Ziel mit der Nationalmannschaft bei der WM 2018 in Hamburg?
„Ich finde es schwierig, Ziele für Osnabrück zu nennen, da ich die anderen Mannschaften, auf die wir treffen werden, noch nicht wirklich kenne. Sicher möchte ich Meister werden. Aber ich weiß nicht, ob das überhaupt möglich ist. Ich selbst möchte mich als Spielerin weiterentwickeln. Das Ziel für die Nationalmannschaft ist eine Fortsetzung dessen, was wir auf Teneriffa geleistet haben. Als Team müssen wir noch stärker werden, auch mit Fokus auf Tokyo 2020. Bei der Weltmeisterschaft möchten wir zeigen, wie wir Basketball spielen und unseren Plan weiter verfolgen. Wir werden dort sehen, mit welchem Ergebnis das ausgehen wird. Alles ist möglich bei so vielen Teams, die immer stärker werden.“
Vielen Dank für deine Zeit, Bo!
Interview: Annika Aul