Im Heimbach steckt der Teufel: Ein Nationalspieler in der 2. RBBL

Ein bayerischer Schwabe in der Pfalz: Matthias “Matze” Heimbach. Der gebürtige Augsburger ist nicht nur einer der besten 1,0-Punkt-Spieler Deutschlands, sondern auch ein echter Glücksgriff für die Rolling Devils Kaiserslautern, wie es sein Coach Sebastian Spitznagel beschreibt. Rollt.-Redakteur Martin Schenk hat sich mit dem Nationalspieler unterhalten, um mehr über ihn, seinen Wechsel ins teuflische „Lautre“ sowie seine sportlichen Zukunftspläne zu erfahren.

Nationalspieler Matthias Heimbach

Nationalspieler Matthias Heimbach

Matze, ganz direkt gefragt: Was hat eigentlich dazu geführt, dass du im Rollstuhl sitzt?

Ich hatte 2001 einen Motorradunfall wobei ich mir eine Wirbelluxation (seltene, fast ausschließlich an der Halswirbelsäule vorkommende Verletzung, bei der ein Wirbel aus seiner natürlichen Verankerung gerissen wird, Anm. d. Redaktion) zugezogen hab, was zur Querschnittslähmung geführt hat.

 

Hast du auch das Gefühl, dass sich einige Rollstuhlfahrer ein bisschen verstecken, sprich sie selten in der Öffentlichkeit zu sehen sind?

Also das habe ich persönlich noch nicht mitbekommen. Ich bin seit Anfang eigentlich nur mit aktiven Rollis in Kontakt. Was mir persönlich auch viel weitergeholfen hat.

 

Es wird ja immer viel getönt von Inklusion. Wie viel Bedeutung misst du diesem Thema bei?

Ich denke, dass es ein sehr wichtiges Thema ist und finde es gut, dass es jetzt mehr Aufmerksamkeit findet. Ich hatte als Junge Morbus Perthes (orthopädische Kinderkrankheit, Anm. d. Redaktion), aufgrund derer ich dann – wegen meiner körperlichen Einschränkung – auf eine Sonderschule sollte, obwohl ich die Noten fürs Gymnasium hatte. Aber dank meinen Eltern konnte dies verhindert werden. 

 

Um aufs Sportliche zu sprechen zu kommen: Was bewegt einen Nationalspieler, der mit Sicherheit auch andere Angebote zum letztjährigen Saisonende vorliegen hatte, zu einem Wechsel in die zweite Liga?

Ich war mit verschiedenen Erstligisten im Gespräch. Hatte auch schon die mündliche Zusage eines Klubs. Letztendlich hat es dann nicht geklappt. Was aber nicht weiter tragisch war, weil ich dann sehr schnell den Kontakt mit Sebastian Spitznagel knüpfen konnte – und wir haben uns sportlich und menschlich schnell verstanden.

 

Im Trikot des FCK in der 2. RBBL

Im Trikot des FCK in der 2. RBBL

Um mal ganz provokant nachzuhaken: War das “Ja” zu den Rolling Devils nicht ein sportlicher Abstieg? Gilt im Volksmund doch nur der Wechsel zu einem besseren oder höherplatzierten Team als sportlicher Karriereschritt.

Nein. Definitiv nicht! Die Trainingsmöglichkeiten bewegen sich auf Erstliganiveau. Und wir werden hoffentlich auch bald in der ersten Liga spielen. 

 

Wie lange läuft eigentlich dein Pakt mit dem Teufel? Sprich wie lange hast du noch Vertrag?

Mein Vertag läuft bis Ende dieser Saison. Ich stehe aber schon mitten in neuen Verhandlungen bezüglich einer Vertragsverlängerung, welcher ich recht positiv entgegenschaue. 

 

Besteht Hoffnung für die Anhängerschaft der Teufel, dich darüber hinaus im höllenroten Jersey zu sehen?

Ja, denn es ist eine sehr große, lautstarke, sympathische und freundliche Gemeinde, die uns immer den richtigen Rückhalt bietet und ein gutes Gefühl verleiht. Die Fans, das Umfeld und die Stimmungslage begeistern und motivieren mich enorm. 

 

Wenn du einem Dritten die Fan-Basis, das Umfeld und die Stimmung der Rolling Devils in einem Satz erklären müsstest, wie würde dieser Satz lauten?

Ich beschreib es meist mit dem sechsten Mann auf dem Spielfeld. Es ist echt gigantisch, wie die Jungs und Mädels auf der Tribüne Krawall machen. Und sie lassen sich auch immer eine nette und neue Überraschung einfallen.

 

Was möchtest du den Jungs und Mädels auf der Tribüne resp. den Supporters mal ganz offiziell sagen?

Macht weiter so. Wir brauchen euch! 

 

Die EM in Frankfurt war ja aus Sicht der Herren eher ernüchternd. Wo siehst du den deutschen Herren-Rollstuhlbasketball aktuell?

Ich denke, dass wir immer noch auf einem sehr guten Weg sind, dort zu landen, wo wir sportlich gesehen hingehören. Nämlich ganz nach oben, woran ich definitiv glaube, dass wir das mit harter Arbeit und Teamgeist schaffen können. 

 

Heimbach bei der Eurobasketball 2013

Heimbach bei der Eurobasketball 2013

Was müsste deiner Meinung nach noch getan werden, um an die absolute Weltspitze zu gelangen?

Ich denk es hängt viel mit den Basics zusammen. Bei den vermeintlich “einfachen Sachen” können wir noch so viel besser machen!

 

Zum Schluss musst du uns noch augenzwinkernd eine Marotte deines Nationalmannschafts-Zimmerkollegen verraten – natürlich ohne diesen öffentlich bloßzustellen. Schließlich wollen wir ja nicht, dass er mit deinem Statement beim nächsten Lehrgang des Nationalteams vom Rest der Truppe aufgezogen wird.

Tja, Felix. Das tut mir leid, aber ich muss dir ja schon ankreiden, dass du geworfene Kopfkissen einfach nicht mehr her gibst.

 

 

Und das sagt Rolling Devils Head Coach Sebastian Spitznagel über Matze:

„Man muss ehrlich sagen, dass er ein Glücksgriff für uns ist. Wir, die Rolling Devils, sind froh so einen Ausnahme-1,0-Punkt-Spieler zu haben. Für mich persönlich ist er einer der stärksten Spieler in Deutschland – und ein verdienter Nationalspieler.

Er ist einer der Führungsspieler unserer Mannschaft, und zwar innerhalb und außerhalb des Platzes.

Ich finde, er ist ein feiner Kerl, und wir unternehmen alles, so einen Spieler beim FCK zu halten, sportlich wie wirtschaftlich. Einer seiner Stärken ist nicht aufzugeben und im Training seine Mitspieler zu motivieren und zu korrigieren, um sie noch stärker zu machen. Er ist ein klares Vorbild im Training für unsere jungen Akteure und für die nicht so erfahrenen Spieler.“

 

Text & Interview: Martin Schenk // Fotos: FCK Rolling Devils, Sebastian Schlusnus, privat 

 

Leave a Reply