„Ich werde es Holger schwer machen, sich gegen mich zu entscheiden“

 

Nach Abschluss der Hinrunde in der 1. RBBL haben wir Paralympicssiegerin und “Skywheelers-Dauerbrennerin” Anne Brießmann zum Interview gebeten. Die 1,0-Punkte-Spielerin verrät uns ihre sportlichen Ambitionen, sie definiert den Begriff “erfahrene Spielerin” und verrät uns, wo der Klub aus der Bankenmetropole am Ende der Saison 2015/2016 landen wird.

Schon vor dem Saisonstart war klar, dass die aktuelle Spielzeit in Frankfurt keine leichte sein wird. Wie beurteilst du den bisherigen Saisonverlauf der Skywheelers?

Durch den fast kompletten Umbau des Teams und der sporadischen Hilfe unserer alten Recken, war klar, dass wir hart um den Verbleib in der 1. Liga werden kämpfen müssen. Wir haben nun die Hinrunde hinter uns und sind absolut zufrieden mit der momentanen Situation, da wir die wichtigen Spiele gegen Hannover und Köln gewinnen konnten. Nichtsdestotrotz haben wir noch viel Arbeit vor uns, um auch die Rückrunde für uns erfolgreich gestalten zu können. Zum Glück haben wir nun wieder bessere Trainingszeiten.

Wo liegen für dich die größten Unterschiede zwischen dem alten Coach, Malik Zahary, und Spielertrainer Sebastian Spitznagel?

Anne Brießmann hat neben Marco Zwerger (RSV Lahn-Dill) auch die Paralympics 2016 in Rio im Blick.

Anne Brießmann hat neben Marco Zwerger (RSV Lahn-Dill) auch die Paralympics 2016 in Rio im Blick.

(lacht) Schau sie dir an. Malik kam aus dem Fußgängerbasketball und hat neue – manchmal auch nicht umsetzbare – Ideen mitgebracht. Er war eher der ruhige Typ, der versucht hat, das Spiel taktisch zu gestalten, und er hat auf der mentalen Ebene gearbeitet. Sebastian ist eher der laute, emotionale Typ, der mit seiner großen Erfahrung im Rollstuhlbasketball versucht, die Stärken eines jeden von uns zu fordern und zu fördern. Und er lehrt uns als Team zu kämpfen.

Ihr nehmt ja, wie Lahn-Dill, mit einem Team in der 1. und einem Team in der 2. Liga statt. Wie gestalten sich die Absprachen, wer wo am Wochenende spielt?

Da wir aufgrund der angespannten Hallensituation sehr viel zusammen trainieren, ist der Kontakt zwischen den Trainern eng und die Absprachen funktionieren entsprechend.

Nächstes Jahr stehen die Paralympics an. Du warst ja 2012 in London dabei. Dein Vereinstrainer meint, dass du vorbildlich und hart trainierst, sogar Sonderschichten einlegst. Wie siehst du deine Chancen in Hinblick  auf Rio?

Ja, das stimmt. Nachdem ich in der letzten Saison einen Gang zurückgeschaltet hatte, um meine Schultern zu kurieren, habe ich aktuell wieder richtig Spaß am Rollibasketball. Und auch richtig Lust, mich nochmal voll reinzuhängen. Da ich aber nicht mehr die Jüngste bin, meine Schultern schützen muss und vom Typ her eher von der Kraft, als von der Geschmeidigkeit lebe, trainiere ich zusätzlich noch ein paar Einheiten im Fitnessstudio. Ich werde es Holger schwer machen, sich gegen mich zu entscheiden. Allerdings weiß ich natürlich auch, dass junge Spielerinnen zur Wahl stehen und der Nachwuchs gefördert werden muss. Ich bin gespannt, wie sich Holger am Ende entscheidet.

Zuletzt hast du mehrere Partien durchgespielt und hältst nicht, wie andere Damen in der RBBL, die Bank warm. Sollten die Trainer an der einen oder anderen Stelle mehr Vertrauen in ihre Spielerinnen haben? Wie siehst du das?

Das ist schwierig. Es kommt natürlich immer auf die Zusammenstellung der Mannschaft an. Ich erhalte durch meine Punktzahl und der Konstellation in Frankfurt viel Spielzeit, was mich als Spielerin natürlich voran bringt. Grundsätzlich würde ich meinen Kolleginnen natürlich mehr Spielzeit wünschen.

Normalerweise spricht man(n) ja nicht über das Alter, aber du bist Baujahr 1972 und übst eine tragende Rolle in deinem Team aus.  Britt Dillmann ist 63er Jahrgang und jagt in Wiesbaden übers Parkett. Was zeichnet deiner Meinung nach ältere Spielerinnen aus, neben der Erfahrung?

Na klasse. Vielen Dank auch für diese Frage, jetzt glaubt mir keiner mehr, dass ich Mitte 30 bin. Ich finde es immer witzig, dass man bei mir von der “erfahrenen Spielerin” spricht. Ich habe 2009 angefangen Rollstuhlbasketball zu spielen. Es ist also nicht so, dass man hier von ewiger Erfahrung sprechen kann. Allerdings bringt man mit dem Alter eine gewisse Ruhe und Gelassenheit mit, welche ich dann versuche ein Stück weit auf meine “jungen Wilden” zu übertragen. Dazu kommt, dass ich schon als Fußgänger Basketball gespielt habe und somit etwas Basketballverstand mitbringe.

Zum Schluss musst du uns noch verraten, auf welchem Platz die Skywheelers am Ende der Saison landen werden?

Auf einem Nichtabstiegsplatz.

Interview: Martin Schenk // Foto: Harald Appel

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