Frankfurt: „Wir werden eher um den Abstieg spielen“

Eine abwechslungsreiche und harte Pre-Season liegt hinter den Skywheelers und dessen Manager Pierre Fontaine. Hallenauszug, World Super Cup, Trainerwechsel, Sponsorengespräche und Spieler-Rücktritte. Wir haben den Familienvater gebeten, uns vor dem ersten Sprungball der Saison einige Fragen zu beantworten.

 

Pierre, Rollstuhlbasketball-Arbeit bis du ja durchaus gewohnt. Dennoch war es eine harte Vorbereitung. Was musstest du alles umsetzen, angehen bzw. bewerkstelligen?

 

Die Überraschung ereilte uns am 2. September. Ich wurde vom Sportamt darüber in Kenntnis gesetzt, dass wir uns Halle binnen 24 Stunden räumen müssten. Eigentlich eine unlösbare Aufgabe, aber mit Hilfe vieler freiwilliger Helfer, der Stadt Neu-Isenburg und der Stadt Frankfurt, haben wir Lösungen gefunden. Uns war es aber wichtig, schnell und unkompliziert zu helfen, denn es geht um Menschen, die ein sehr schlimmes Leid erfahren haben – und dann ist es selbstverständlich, dass unsere Bedürfnisse in den Hintergrund treten. 

 

Jetzt muss unser Fokus darauf liegen, den Spirit des Skywheelers Dome mit in die neue Spielstätte in der Carl-von-Weinberg Halle zu nehmen. Wir müssen mit den neuen Gegebenheiten klarkommen. Ich denke, wir werden mindestens bis Ende des Jahres hier spielen oder sogar die ganze Saison. Denn da sind noch so viele Menschen auf dem Weg zu uns. Und die Zeltstädte sind im Winter auch keine Option, da braucht man auch eine ordentliche Unterkunft. Wir können den Flüchtlingen nur zurufen, fühlt Euch wohl und sicher in unserem Skywheelers Dome.

Skywheelers-Manager Pierre Fontaine |Foto: Harald Appel

Skywheelers-Manager Fontaine. (Foto: Harald Appel)

 

Neben den Aktivitäten in Sachen Skywheelers, gab es ja auch noch den World Super Cup zu managen. Wie zufrieden bist du mit der zweiten Auflage des Turniers?

 

Das Turnier lief sensationell. Die Volunteers, die schon fast eine Rollstuhlbasketball-Familie sind, haben wieder einen genialen Job gemacht. Wir hatten die besten Mannschaften der Welt zu Gast, und sogar die Sportschau hat über das Turnier einen kleinen Bericht gemacht. Das war fast wie ein Ritterschlag für uns. Wir sind schon in den Vorbereitungen für 2016 und freuen uns, wenn wir wieder Gastgeber für so tolle Mannschaften sein können. Außerdem haben die Nationalmannschaften unsere Bemühungen entlohnt, gewannen sie doch Gold und Bronze bei der EM in Worcester!

 

Sebastian Spitznagel hat Malik Zahary an der Seitenlinie abgelöst. Ein Trainerwechsel ist nicht immer ganz einfach für alle Beteiligten. Was gab den Ausschlag für die Kursänderung?

 

Malik ist ein sehr ehrgeiziger Trainer mit vielen Visionen. Er hat uns zum Vizemeister und Vizepokalsieger geführt. Das war ein riesiger Erfolg. Aber leider waren seine Visionen und sein Ehrgeiz nicht mit den Möglichkeiten unserer Mannschaft in Einklang zu bringen. Daher mussten wir uns trennen. Das was er für den Verein geleistet hat, war wirklich grandios und das hätte uns auch niemand zugetraut. Wir sind ihm für seinen Einsatz und seine Zeit an der Seitenlinie im Skywheelers Dome sehr dankbar.

 

Sebastian Wolk letztes Jahr, Lars Lehmann, Anna-Maria Müller, Andi Kreß, Maria Kühn und Johannes Hengst dieses Jahr. Die Liste der “Kürzer- resp- Rücktretenden” ist nicht gerade kurz. Was geht in dir vor, wenn du so viele Abgänge miterleben musst?

 

Das sind Dinge, die eine Mannschaft erst einmal verkraften muss. Leider haben wir vernachlässigt, unsere Nachwuchsarbeit im Verein richtig zu betreuen, sonst wären diese „Rücktritte“ eigentlich kompensierbar gewesen. Wenn man sich überlegt, dass ein Nico Dreimüller und ein Chris Huber aus unserer Jugend stammen, ist es eine Schande, dass sie nicht in grünen Jerseys spielen. Hier haben wir wirklich versäumt, diese Spieler an den Klub zu binden. Wir wollen aus diesen Fehlern lernen und mit unseren Trainern der dritten Mannschaft Udo Hess und Dieter Allendorff nun ein ganz neues, nachhaltiges Konzept entwickeln. Aber ganz verloren gebe ich unsere zurückgetretenen Spieler noch nicht. Es gab in der Geschichte schon viele Rücktritte vom Rücktritt

 

Sei so nett und gib noch eine kurze Einschätzung über die nahende Spielzeit ab. Wo siehst du die Skywheelers im Vergleich zur Konkurrenz?

 

Ich glaube, diese Saison wird zwischen Hamburg, Thüringen und Lahn-Dill entschieden. Wobei das Duell Lahn-Dill und Thüringen immer spannender werden wird. Lutz Leßmann baut im beschaulichen Elxleben wirklich eine Rollstuhlbasketball-Hochburg auf. 

 

Wir werden eher um den Abstieg spielen. Und ich hoffe, dass wir nach allen Partien noch die Klasse halten werden. Am Schluss kommt es doch immer anders, als man denkt. Ich wünsche uns viele tolle und spannende Spiele.

PM: Mainhatten Skywheelers

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