RSB Pressestelle (P.): Herr Leßmann, ist die vergangene Saison schon aufgearbeitet ?
Lutz Leßmann (L.L.): Es gab an sich durchweg nur Positives aufzuarbeiten, wenn da nicht der Trainerwechsel vor Weihnachten gewesen wäre. Doch der Wechsel von Lars Christink zu Josef Jaglowski war letztlich die Grundlage für die Rückkehr zu unserem tempostarken Spiel, was uns in den letzten Jahren so erfolgreich gemacht hat.
P.: Wie sind die Erfolge der letzten Saison einzuordnen ?
L.L.L Für unseren Verein war es die erfolgreichste Saison seit Bestehen. In der Meisterschaft sind wir in den Play Offs gegen Zwickau in drei aufregenden Spielen nur knapp gescheitert und im Pokal waren wir am besten Pokalendspiel der 30jährigen DRS Pokalgeschichte maßgeblich beteiligt. Mit dem Gewinn des André Vergauwen Cup in Madrid haben wir zudem den ersten großen Titel der Vereinsgeschichte errungen. So ganz nebenbei – im Europa Ranking haben wir uns auf Platz 10 vorgespielt. Das bedeutet nächstes Jahr das Startrecht im Euro Cup 1. Wir können also sehr stolz und zufrieden sein.
P.: Wie läuft die Vorbereitung auf die neue Saison ?
L.L.: Wir haben eine Sommerpause mit einer Menge Arbeit hinter uns. Zunächst musste der Umbau unserer Halle realisiert werden. Der Einbau eines neuen Parkettbodens ermöglicht uns nun, die strengen Auflagen der RBBL für die neue Saison zu erfüllen. Die Korbanlage muss zwei Meter von der Grundlinie entfernt sein, mit der Drehung des Spielfeldes um 90 Grad ist nun der Platz für die große Korbanlage entstanden und wir erfüllen damit alle Auflagen. In diesem Zusammenhang möchte ich allen fleißigen Helfern beim Ausbau des alten Hallenbodens danken, ohne diese vielen ehrenamtlichen Stunden wäre das Projekt nicht umsetzbar gewesen.
P.: Das Ergebnis des Hallenumbaus kann sich sehen lassen, aber wie sieht es mit dem Umbau des Teams aus?
L.L.: Umbau ist die treffende Bezeichnung,hatten wir doch in den letzten Jahren nur einen Abgang.
Wir haben nach drei sehr erfolgreichen Jahren nun die Aufgabe der Weiterentwicklung des Teams. Joakim Linden macht im kommenden Spieljahr eine Pause, in der er seine berufliche Weichenstellung in seiner Heimat vorantreiben möchte. Joakim hat die letzten fünf Jahre ohne große Pausen Hochleistungsbasketball abgeliefert, zuletzt als Topscorer der Weltmeisterschaften in Südkorea, was ihn einfach mal zum Luftholen zwingt. Dafür haben wir volles Verständnis und haben mit Joakim auch ganz klare Absprachen. Wenn es ihm zu ruhig in der Heimat wird, hängt sein Trikot mit der Nummer 15 bei uns jederzeit bereit. Marcin Balcerowski zieht es mit ganzer Familie nach Spanien, Karol Szulc konnte sich in den zwei Jahren in Elxleben nicht wie erhofft entwickeln und scheidet aus dem Kader aus. Auf Grund von ungeklärter Sponsorenlage haben wir bedauerlicherweise auch die Zusammenarbeit mit unserem langjährigen Kapitän Taz Capasso beenden müssen und nutzen die Möglichkeit zur Verjüngung des Kaders. Taz wird in der neuen Saison für den Aufsteiger Kaiserslautern auf Korbjagd gehen. Es ist sicher nicht nur für uns alle gewöhnungsbedürftig, nach fünf Jahren diesen großen Sportler nicht mehr im Team zu haben.
P.: Das bedeutet also vier Abgänge. Wie wird der Kader für die neue Saison ergänzt, um das Niveau zu erhalten, beziehungsweise sogar weiter zu entwickeln?
L.L.: Die Erfolge der jüngsten Vergangenheit machen uns natürlich auch interessant für Spieler mit einem erhöhten Leistungsvermögen. Neben den etablierten Spielern wie Raimund Beginskis, Alex Halouski, Teemu Partanen und Jens Albrecht kommt mit Sebastian Magenheim ein absoluter Spitzenspieler in der RBBL nach Thüringen. Für Sebastian geht es in erster Linie darum, den “Betriebsunfall” Ausfall aus der Nationalmannschaft zu reparieren und mit Hilfe der Oettinger Jungs wieder auf den Nationalmannschaftszug aufspringen zu können. Aus Berlin kommt zudem U19 Nationalspieler Marvin Malsy. Marvin wird seinen Lebensmittelpunkt nach Erfurt verlegen und in unserem Verein eine Lehre als Bürokaufmann beginnen. Mit 17 Jahren steht der talentierte 3 Punkte Mann am Anfang einer vielversprechenden Karriere, freut sich vor allem auch Coach Josef Jaglowski.
Mit dem englischen Europameister Dan Highcock hat ein absoluter Hochkaräter den Weg nach Thüringen gefunden und schafft damit flexiblere Aufstellungsmöglichkeiten für Coach Josef Jaglowski. Dan Highcock ist ein ausgesprochener Teamplayer und passt ideal in unsere Philosophie. Ebenfalls aus GB kommt U22 Nationalspieler Billy Bridge, einer der talentiertesten Nachwuchsspieler in GB. Für die Flexibilität in den Aufstellungsmöglichkeiten sorgen außerdem noch die Neuzugänge Bart Nulens mit 1,0 Punkten und Nerius Venskus 1,5 Punkte. Der Belgier und der Litauer, beide Nationalspieler ihres Landes, ergänzen unseren Kader hervorragend und sind absolute Wunschspieler unseres Trainers. Damit sind wir schließlich bei unserem Coach Josef Jaglowski. Auf dem Weg zur Damen WM in Kanada / Toronto als Assistenztrainer von Holger Glinicki hat Josef einen Herzinfarkt erlitten und konnte die Damen WM nur aus dem Krankenhaus in Toronto verfolgen. Was das für Josef bedeutet, muss ich keinem erklären. Die Genesung nimmt einen guten Verlauf, was uns hoffen lässt, dass der Trainer Dino pünktlich zum Saisonauftakt auf der Kommandobrücke stehen wird.
P.: Das hört sich nach einem schlagkräftigen Kader an. Was kann man da in der Saison 2014/2015 erwarten?
L.L.: Ich glaube, wir sind sehr gut gerüstet für die neue Saison. Wir hatten noch nie einen so tiefen Kader. Die Play Offs sind Pflicht und im Pokal möchten wir auch ein Wort mitreden. Es wird darauf ankommen, wie schnell die Mannschaft zueinander findet und ihr Potenzial ausspielt. Die Konkurrenten schlafen nicht und wir sollten den Umbruch so schnell als möglich abschließen. International werden wir im Euro Cup 1 neben Lahn Dill und Zwickau als dritter deutscher Vertreter an den Start gehen und um den Einzug in die Endrunde des Champions Cup kämpfen. Was mir sehr wichtig ist, ist die Entwicklung in der Zusammensetzung des Teams. 4 Spieler in unserem Team stehen auf dem Zettel der verschiedenen deutschen Nationalteams, was vor allem dem deutschen Rollstuhlbasketball zugute kommt. Für einen Großteil unseres Kaders steht die Europameisterschaft 2015 auf dem Programm, in welcher es um nicht weniger, als die Qualifikation für die Paralympischen Spiele in Brasilien geht. Es steht also einiges auf dem Programm und wir blicken sehr zuversichtlich auf ein erfolgreiches viertes Jahr in der 1.deutschen Rollstuhlbasketball Bundesliga.
PM: Oettinger RSB Team