Späte Wende zum glanzlosen Arbeitssieg in Bayreuth | Nach der bisher besten Saisonleistung vor Wochenfrist gegen Köln, servierte Titelverteidiger RSV Lahn-Dill am vergangenen Samstag eher Magerkost. Als hoher Favorit ins Frankenland gereist verschliefen die Hessen Halbzeit eins vollkommen und sicherten sich erst durch einen 35:7-Schlussspurt einen 70:53-Auswärtssieg (13:14/27:27/46:43) beim gastgebenden RSV Bayreuth, der 26. Spielminuten lang die bessere Mannschaft war.

Zunächst schienen die Wetzlarer beim 10:6 (5.) durch Center Matthias Güntner die Weichen in die richtige Richtung stellen zu können. Doch was der 15-fache RBBL-Titelträger in den folgenden Minuten vor allem offensiv bot, durfte streckenweise durchaus als indiskutabel bezeichnet werden. Unkonzentriert, schläfrig und ohne Spannung agierend, sank die eigene Trefferquote bis kurz vor dem Seitenwechsel auf äußerst schwache 25 Prozent ab, ohne dass der Begriff Wurfpech hierbei als Erklärung hätte herhalten dürfen. Die Gastgeber aus der Wagnerstadt seinerseits spielte mutig und unbekümmert auf, nutzen seine Chancen clever und machte so aus einer 17:14-Führung (12.) der Mittelhessen in wenigen Minuten ein 19:23 (18.). Erst ein kurzzeitiges Aufblitzen des eigenen Potenzials vor der Halbzeitsirene sorgte dafür, dass der RSV Lahn-Dill durch den späteren Topscorer Güntner, Kapitän Thomas Böhme und Neuzugang Julian Lammering zumindest mit einem Unentschieden in die Kabinen gehen konnte. Vor allem André Hopp war es auf Bayreuther Seite, der immer wieder agil die nicht energisch genug zupackende Defensive der Gäste aushebelte und bis zur 14. Spielminute bereits zwölf Punkte auf seinem Konto verbuchen konnte.

Aus der Kabine kam die Mannschaft von Cheftrainerin Janet Zeltinger dann zumindest mental deutlich besser, auch wenn die Defensive dem Neuling aus Bayreuth weiterhin viel zu viele Einladungen aussprach, die dieser über Sebastian Gillsch und André Hopp weiter dankend annahm. Das daraus resultierende 35:41 (26.) aus Sicht der Lahn-Diller veranlasste dann die Kanadierin Zeltinger in einer Auszeit deutliche aber bei ihrem Team auch endlich fruchtende Worte finden. „Wir hatten bis dahin viel zu wenig Intensität, haben auf dem Parkett förmlich geschlafen und so hatten wir uns die Situation zu diesem Zeitpunkt selbst zuzuschreiben“, so Janet Zeltinger in ihrer späteren Analyse die Fehler klar ansprechend: „Aber es war für unseren Lernprozess als Mannschaft gut und wichtig zu sehen, wie vor allem Matthias, Jannik und Quinten mit deutlich mehr Aggressivität das Ruder in der Verteidigung dann herumgerissen haben“.

Was die RSV-Cheftrainerin beschrieb, war der nun sichtbare Wille des Favoriten sich in der Oberfrankenhalle von Bayreuth nicht bis auf die Knochen blamieren zu wollen. Aus einer jetzt deutlich bissigeren Defensive heraus brachten Jannik Blair und Quinten Zantinge lange vermisstes Tempo in die Partie und dieses wurde dann zum Schlüssel in den bis dato schwachen Angriffsbemühungen der Hessen. Nationalspieler Matthias Güntner war nun nicht mehr von der Bayreuther Verteidigung zu stoppen und erzielte alleine in den verbleibenden vier Spielminuten des dritten Viertels neun Punkte. Sein Freiraum unter dem Korb wurde vor allem vom Niederländer Zantinge erarbeitete, der aus der Distanz zusätzliche acht Punkte einstreute. Von beiden inspiriert war es dann Youngster Finlay Erskine, der mit weiteren sechs Zählern einen nicht mehr für möglichen gehaltenen 35:7-Schlusspurt binnen 13 Minuten zum 70:48 (39.) abschloss, dem der Aufsteiger nichts mehr entgegenzusetzen hatte. All das, was zuvor gänzlich vermisst wurde, gelang den nun konzentriert und frei aufspielenden Gästen, die am Ende auch mit 44 zu 27 die Rebound-Hoheit klar für sich entschieden. Topscorer Güntner, erzielte ein starkes Double-double mit 26 Punkten und 19 Rebounds.

Für den RSV Lahn-Dill heißt es nun sich auf den DRS-Pokal zu konzentrieren, der dem Titelverteidiger im Achtelfinale dieses Wettbewerbs am kommenden Sonntag ein K.o.-Duell beim Oberligisten ART Giants Düsseldorf beschert.

Bayreuth: André Hopp (20), Sebastian Gillsch (14), Miguel Reis (6), Svenja Mayer (5), Dagmar van Hinte (3), Sebastian Holzheu (3/1 Dreier), Lilly Sellak (2), Dominik Langer.

Lahn-Dill: Matthias Güntner (26), Rose Hollermann (12), Quinten Zantinge (12), Thomas Böhme (6), Finlay Erskine (6), Jannik Blair (2), Julian Lammering (2), Peyman Mizan (2), Marek Wesolowski (2), Maxcileide de Deus Ramos.

PM: RSV Lahn-Dill | Foto: Armin Diekmann

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