Helmut, Mirko, herzlichen Glückwunsch zum Aufstieg eurer Teams in die 1. RBBL. Wie ist eure aktuelle Gefühlslage?
Helmut Beines (HB): Ich kenne die 1. Liga ja bereits. Vor diesem Hintergrund ist das Gefühl umso unglaublicher, wieder ein Teil der besten Liga der Welt zu sein. Ich habe einige Zeit gebraucht, um zu realisieren, dass wir es geschafft haben.
Mirko Korder (MK): Für alle Beteiligten ging am vergangenen Wochenende ein großer Traum in Erfüllung. Wir wurden für all die harte Arbeit in den letzten Jahren belohnt und sind absolut stolz und glücklich, dass wir es geschafft haben. Die Anspannung fällt so langsam ab. Der Aufstieg bedeutet jedoch auch, dass wir uns noch mehr reinhängen und noch bessere Arbeit in nahezu allen Bereichen abliefern müssen. Das ist uns Verantwortlichen, unserem Coach sowie den Spielern bewusst, und wir werden alles tun was nötig ist, dass die Rhine River Rhinos weiterhin eine Erfolgsstory bleiben. Aber die nächsten Tage werden wir erst mal unseren Erfolg genießen und diesen gebührend feiern.
Was gab den Ausschlag, dass es trotz starker Konkurrenz mit dem Gang in die höchste deutsche Spielklasse geklappt hat?
MK: Das ist nicht so einfach zu beantworten. Viele Faktoren haben eine Rolle gespielt. Zum einen haben wir im Management versucht, die für einen Aufstieg benötigten strukturellen und sportlichen Grundlagen zu schaffen. Spielerverpflichtungen wie Janet McLachlan, David Amend und Serdar Antac haben unseren ohnehin schon starken Kader optimal verstärkt. Doch die hochkarätigen Neuzugänge bringen nicht alleine die Pace auf den Court, wir mussten zu einer Mannschaft heranwachsen, bereit sein, füreinander zu kämpfen, sich gegenseitig zu motivieren und unaufhörlich anzutreiben. Dies ist uns im Laufe der Saison gelungen, und das hat letztlich auch den Ausschlag gegeben. Die Mannschaft hat in guten wie in schlechten Zeiten zusammengehalten. Das Kollektiv hat Verletzungen unserer Leistungsträger erfolgreich kompensieren können und Krisen wie den unerwarteten Trainerwechsel, kurz vor unserem wichtigsten Spiel gegen die Roller Bulls, überstanden. Dazu kamen herausragende Einzel- und Teamleistungen unserer Akteure in nahezu allen Partien. Und eine sehr gute Arbeit von Cliff Fisher.
HB: Die 2. Liga Nord war wesentlich ausgeglichener als der Süden. Wir haben uns auch nach den beiden Niederlagen und krankheitsbedingter Ausfälle nicht verrückt gemacht, uns auf das nächste Spiel konzentriert und uns in jedem Duell als Team präsentiert.
Was war für euch der sportliche Moment der Saison – neben dem Aufstieg?
HB: Sportliche Momente gab es viele. Das Wichtigste war aber, dass wir uns im Verlauf der einzelnen Begegnungen immer steigerten, so dass unsere Gegner dem nicht mehr vielmehr entgegensetzen konnten. Stichwort: 3. Viertel ist ASV Viertel. Nach dem Auswärtssieg in Paderborn war ich aber überzeugt, dass wir es in diesem Jahr schaffen können.
MK: Das war ganz klar das Rückspiel gegen die Roller Bulls. Zwei Wochen vor dem wichtigsten Spiel der Saison erfuhren wir, dass Christa Weber nicht mehr zur Verfügung stehen würde. Cliff Fisher, mit dem wir ohnehin im Gespräch für die nächste Saison waren, übernahm kurzerhand die Mannschaft. Und er hatte lediglich ein 3-tägiges Trainingslager und zwei Trainingsabende zur Verfügung, um die Mannschaft auf das wichtige Match vorzubereiten. Wir waren natürlich überzeugt von Ihm und seiner Qualität als Coach. Aber das Team, und auch wir im Management, waren ziemlich verunsichert und sehr angespannt zu diesem Zeitpunkt. Cliff hat letztlich einen tollen Job gemacht. Er hat es geschafft, das Team mental sowie taktisch richtig einzustellen und bis in die Haarspitzen zu motivieren. Mit einer extrem starken Defense-Leistung und einem unstoppable Oliver Hoffmann, schickten wir die Bulls mit 79:55 zurück nach St. Vith.
Welcher Spieler in eurem Kader hat eurer Meinung nach den größten Entwicklungsschritt vollzogen? Und warum?
HB: Wir haben dank der Arbeit unseres Trainergespanns die individuellen Fähigkeiten aller Spieler weiter entwickeln können. Einen Spieler heraus zu heben würde unserer Philosophie nicht gerecht. Aber natürlich habe ich mich besonders gefreut, als Hannfrieder Briel seine ersten Punkte für den ASV gemacht hat.
MK: Ich möchte nur ungern einzelne Akteure herausheben, viele unserer Spieler haben sehr gute Fortschritte gemacht, und ich bin auf die Gesamtentwicklung unserer Mannschaft sehr stolz. Besonders sticht aber immer wieder unser Youngster Matthias Güntner hervor, er ist einfach extrem talentiert und sehr trainingsfleißig. Dazu ist er noch sympathisch, freundlich und ein wahrer Teamplayer. Matze ist einfach ein klasse Junge und hat noch eine große Karriere vor sich, wenn er weiter so hart an sich arbeitet, wie bisher.
Könnt ihr schon etwas zum Kader sagen. Wer hat noch Vertrag? Wer kommt? Wer geht?
MK: Der Großteil unseres aktuellen Kaders und die meisten Leistungsträger bleiben uns erhalten. Wir wollen nicht direkt wieder um den Abstieg spielen, und deswegen müssen wir uns noch auf der einen oder anderen Position verstärken. Aktuell führen wir diverse Gespräche mit sehr guten Spielern aus Deutschland sowie aus dem Ausland. Und wir hoffen sehr, dass die Rhinos für die eine oder andere Überraschung sorgen können. Zu den jetzt schon bekannten Abgängen wird es demnächst eine Pressemeldung geben. Mehr möchte ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht verraten.
HB: Wir setzen in der ASV-Familie auf Kontinuität. Natürlich werden wir uns für die kommende Saison verstärken. Namen möchte ich jetzt aber noch nicht nennen. Alles zu seiner Zeit.
Was plant ihr kurz- bis mittelfristig, um die Klasse in Liga eins zu halten?
HB: Wir wollen ein Team präsentieren mit einer gesunden Mischung aus erfahrenen und jungen Spielern, die diese Sportart nicht nur spielen, sondern leben. Viele sehen uns jetzt schon als Abstiegskandidat Nummer eins. Zusammen gezählt wird aber am Ende der Saison.
MK: Wir möchten uns noch breiter aufstellen und nicht nur in Spieler, sondern auch in unsere Strukturen investieren. Wir müssen in einigen Bereichen noch eine Schippe drauflegen, um uns langfristig in dieser extrem starken Liga behaupten zu können.
Nächstes Jahr um diese Zeit werden wir über den ASV Bonn bzw. die Rhine River Rhinos den folgenden Satz lesen …
HB: Der ASV Bonn setzt sich im entscheidenden Finalspiel gegen die Rhine River Rhinos mit 76:75 nach Verlängerung durch und ist Deutscher Meister … Aber mal im Ernst: Beide Teams haben das Potenzial, die Klasse zu halten. Von daher: Wiesbaden und Bonn sichern sich den Klassenerhalt am drittletzten Spieltag.
MK: Keine Ahnung. Es ist einiges möglich. Die Konkurrenz schläft bekanntermaßen nicht. Ich weiß aber auf jeden Fall, dass nicht zu lesen sein wird, dass die Rhine River Rhinos abgestiegen sind.
Interview: Martin Schenk | Fotos: Michael Witte & ASV Bonn