In der aktuellen Ausgabe der Rollt. haben wir uns intensiv mit dem Abstieg der Mainhatten Skywheelers aus dem Rollstuhlbasketball-Oberhaus beschäftigt. Um ein verbessertes Bild über die Entwicklung am Main zu bekommen, haben wir uns dazu mit diversen Machern, Helfern und Spieler unterhalten. Die Stimmen von Manager Pierre Fontaine und die der Co-Trainerin Lisa Gans veröffentlichen wir exklusiv vorab. Alle weiteren Statements sowie den ganzen Bericht gibt’s nur in Rollt. #11.
Im Verein bzw. in Frankfurt dabei bist du seit?
Pierre: Im Oktober werden es zehn Jahre.
Lisa: Seit Mai 2015.
Wie würdest du Entwicklung der Skywheelers während deiner Zeit als aktiver Spieler bzw. Mitwirkender beschreiben?
Lisa: Schwierig zu sagen, da ich ja erst so kurz dabei bin. Die Spieler haben sich auf jeden Fall individuell weiterentwickelt und das Team ist über die Saison zusammengewachsen.
Pierre: Die Entwicklung ging seit dieser Zeit konstant nach oben. Es wurde ein Marke geschaffen, und es hat sich ein tolles sportliches Team entwickelt. Wir haben den Sport – durch die EM und den World Super Cup – einer größerer Anzahl an Menschen zugänglich gemacht. Aber auch die Liga an sich hat sich rasant entwickelt, und es wird immer schwerer sich als ehrenamtlicher Verein zu behaupten. Bei uns bekommt niemand, außer der Übungsleiter, eine Vergütung für seinen Einsatz. Weder das Management, noch die Spieler oder die Helfer. Das ist alles Liebe und Herzblut.
Was hat deiner Meinung nach zum sportlichen Abstieg 2016 geführt?
Pierre: Hier spielen viele Faktoren eine Rolle. Ein entscheidender war sicher der Totalausfall von Marina Mohnen. Wenn man solch eine vollendete Spielerin für das Team gewinnen kann, dann ist das schon mehr als bitter, wenn sie kein einziges Spiel bestreitet. Die suboptimalen Trainings- und Spielzeiten, bedingt durch die schwierige Hallensituation, haben sicherlich auch einen Beitrag geleistet. Sebastian Spitznagels Ausfall am Ende der Saison tat auch weh. Selbst wenn wir sportlich die Liga gehalten hätte, wäre es sicherlich schwierig geworden, ein Team zusammen zustellen. Auch das Finanzielle spielt in der Bundesliga eine immer wichtigere Rolle – und da können wir mit den vorhandenen Möglichkeiten nicht mitspielen.
Lisa: Ich denke, dass da mehrere Faktoren Einfluss hatten. Beispielsweise die Hallensituation, die uns zu Saisonbeginn vor eine große Hürde stellte. Außerdem die Verletzungen und die OP von Marina Mohnen und Sebastian Spitznagel. Beide hätten uns auf dem Spielfeld gut unterstützen können. In der ersten Liga wird es auch immer schwerer, ohne ein Mindestmaß an finanziellen Mitteln auszukommen. Deshalb sind wir umso dankbarer für die gezeigte Leistung und ehrenamtliche Unterstützung unserer Spieler und Helfer.
Was hätte seit der Vizemeisterschaft 2013 anders/besser gemacht werden müssen? Wo lagen die Fehler?
Lisa: 2013 war vor meiner Zeit bei den Skywheelers. Leider gab es zum Teil Kommunikationsschwierigkeiten zwischen den drei Teams der Skywheelers, und zum Teil wurde die Arbeit mit jungen oder neuen Spielern etwas vernachlässigt. Aber diese Probleme sind schon erkannt worden, und es wird auf jeden Fall daran gearbeitet, diese zu lösen.
Pierre: Das ist schwer zu sagen. Wir hätten Basti Magenheim gerne im Team gehalten, aber das war für uns finanziell einfach nicht zu machen. In der Frankfurt Sportstuktur spielt der Fußball eine sehr dominante Rolle spielt, und Unternehmen tummeln sich hauptsächlich dort, um Gelder zu investieren. Es ist uns nicht gelungen, finanzielle Mittel in der nötigen Höhe zu generieren. Wir haben alle Möglichkeiten ausgeschöpft, von der Direktansprache, über Agenturen, die wir beauftragt haben oder Einladungen zu Events. Was wir aber grundsätzlich falsch gemacht haben, ist, dass wir den Nachwuchs zu wenig gefördert haben. Damit meine ich nicht die aktuellen Spieler, die aus unserem Nachwuchs kommen. Sondern wir haben aktuell kaum noch Nachwuchs für den Nachwuchs. Und das müssen wir dringend ändern. Mit Dieter Allendorff und Udo Hess haben die Skywheelers zwei Vertreter unserer Zunft in ihren Reihen, die dieses Thema sehr gut bedienen können. Sie werden in Zukunft organisatorisch entlastet, und wir werden in diesem Bereich mehr unterstützen. „Wir“ können nur mit dem Nachwuchs wachsen.
Grundsätzlich werden die Unterschiede in der Liga immer größer. Ein Verein in der ersten Liga ist ein Wirtschaftsunternehmen mit Geschäftsführung. Dann gibt es Clubs mit professionellen Strukturen, wie Thüringen oder München und die BG Baskets, die auf gesunden finanzielle Beinen stehen. Und dann ist da der Rest, der mit ehrenamtlichen Strukturen jedes Jahr aufs Neue versucht, die Gelder für die Saison zu generieren. Wir haben ja auch durch die Rollt. und Facebook mitbekommen, wie schwer sich Trier und Kaiserslautern tun und taten, ihre Mittel zu erkämpfen. Und uns ist allen auch noch „die Geschichte“ aus und mit Zwickau parat. Die Liga triftet einfach auseinander. Und Vereine, die weder über die nötigen Gelder, noch über die Struktur verfügen, werden da nicht mehr lange mitspielen können. Da kann man jetzt auch niemandem einen Vorwurf machen. Warum sollten Vereine wie Lahn-Dill oder Thüringen langsamer machen, nur weil wir nicht hinterherkommen. Das macht auch keinen Sinn.
Wie sollten sich die Frankfurter für die Zukunft positionieren?
Pierre: Unser Ziel ist es, uns in der 2. Liga stabil zu präsentieren. Ein Aufstieg ist erst sinnvoll, wenn auch die Rahmenbedingungen stimmen, wenn man mitspielen kann. Das heißt, neben dem Spielfeld müssen die Hausaufgaben gemacht werden, und es müssen weitere und neue Sponsoren gefunden werden. Außerdem müssen Arbeiten anders verteilt werden. Insofern bietet der Abstieg auch die Chance, sich neu aufzustellen. Da sind wir gerade auf einem guten Weg – und die Mainhatten Skywheelers des RSC Frankfurt sind mehr als nur die erste Mannschaft.
Für die Ansprache von Sponsoren konnten wir jemanden gewinnen, der über sehr gute Kontakte verfügt und dieses Thema umsetzen möchte. Ich bin gebremst optimistisch, dass wir gute Chancen haben, mittelfristig einen erstligatauglichen Etat zu erwirtschaften.
Lisa: Natürlich ist unser Ziel, uns bestmöglich in der nächsten Saison zu präsentieren. Es geht aber keineswegs darum, direkt wieder aufzusteigen. Hauptsächlich gilt es, sich sportlich weiterzuentwickeln, den Zuschauern was zu bieten und natürlich auch gemeinsam Spaß zu haben.
Was haben die Skywheelers, was andere Vereine nicht haben?
Pierre: Wir haben die Chance, Menschen eine berufliche Perspektive zu geben. Viele unserer Spieler konnten in Lohn und Brot gebracht werden, und sie haben am Main einen sicheren Job bis zur Rente. Es gibt aber auch Spieler, die so eine Chance nicht ergreifen und das direkte Geld vorziehen. Aber diese Entscheidung muss jeder für sich selbst treffen. Außerdem sind wir schon eine gute Truppe. Und bei uns ist neben Ehrgeiz und Leistungsdruck, auch der Spaß sehr wichtig. Die Skywheeelrs sind eher eine Familie, als eine zusammengekaufte Truppe.
Lisa: In Frankfurt haben wir auf jeden Fall Spieler und Helfer, die zu 100% mit dem Herzen dabei sind, und zwar nicht aus monetären Gründen.
Text: Martin Schenk // Foto: Harald Appel