Er ist nicht nur Shootingstar, Topscorer und Motor des RSB Team Thüringen, sondern auch ein bescheidener, geerdeter und vorbildlicher Sportler, Mensch und Teamkamerad. Ein stiller und hart arbeitender Basketballer, der in Zukunft für das Team Germany auf Korbjagd gehen wird und schon jetzt seine Fans und die gegnerischen Trainer verzaubert. Die Rede ist von Aleks Halouski, dem sanften Riesen aus Minsk. Ein Porträt.
Egal wer in Rollstuhlbasketball-Deutschland um ein Statement über den 28-jährigen Halouski (sprich: „Golowski“) gebeten wird, alle Befragten berichten dasselbe. „Aleks ist anständig, höflich, dankbar und bescheiden. Als Sportler ist er ehrgeizig, zielstrebig und ein absoluter Teamplayer“, so der RSB-Macher, Lutz Leßmann. Ein Kerbe, in die auch Nationalspieler Sebastian Magenheim schlägt: „Unsere Nummer 14 ist ein fairer Sportsmann, der zufrieden seine Arbeit erledigt. Als Privatperosn ist er korrekt, ordentlich und pünktlich. Wir machen immer Witze, dass er derjenige unter uns ist, der sämtliche deutschen Attribute und Eigenschaften in sich vereint.“ Halouski, der Ur-Deutsche bzw. Muster-Bürger? So scheint es, lesen sich die Worte über den Topscorer doch wie ein mustergültiges Empfehlungsschreiben bzw. das exzellente Zeugnis des letzten Arbeitgebers.
Der 4,5-Punkte-Spieler verkörpert sämtliche Charaktereigenschaften, die sich jeder Coach und Schwiegervater wünscht. Er ist fleißig und verdammt emsig, was sich unter anderem an neun bis zehn reinen Basketball-Trainingseinheiten pro Woche festmachen lässt. Aber nicht nur in der heiligen Elxlebener Sporthalle zeigt sich die Zielstrebigkeit des 2-Meter-Mannes, sondern auch Off-Court. So hat Halouski, der Dirk Nowitzki als sein großes Vorbild bezeichnet, binnen kürzester Zeit die deutsche Sprache gelernt. Eine Tatsache, die für ihn selbstverständlich ist. „Wenn ich hier lebe, dann muss ich auch die Sprache können“, gibt der mit einem weißrussischen Wirtschaftsdiplom ausgestattet Aleks zum Besten.
Entdeckt wurde der wissbegierige Neu-Erfurter von seinem aktuellen Trainer Josef Jaglowski und RSB-Mann Leßmann 2011 in St. Petersburg, wo die Equipe aus Elxleben seiner Zeit ein Vorbereitungsturnier bestritt. Eigentliche einen schwedischen Center im Fokus, geriet der smarte Halouski gleich ins Visier der Thüringer Macher. Zwar bewegte er sich behäbig und eher hölzern im Rollstuhl, überzeugt die beiden Zaungäste jedoch mit seiner Treffsicherheit in des Gegners Zone. Eine Schussqualität und Präsenz in Korbnähe, die jüngst auch die italienischen und spanischen Übungsleiter beim Champions Cup in Guilianova mit der Zunge schnalzen ließen. „An diesem Big Man werdet ihr die nächsten zehn Jahre noch eure Freude haben“ oder „An diesem Center kommt so leicht keiner ran“, waren nur zwei von etlichen Komplimenten, die das Management des „Bier-Teams“ zu hören bekam. Aussagen, die dem schüchternen und zurückhaltende Aleks eher die Schamesröte, denn die Freude ins Gesicht treiben würde. Ist er doch vielmehr ein stiller und introvertierter Typ, der sich immer für sein Team aufreibt und fightet. Läuft es nicht im Spiel oder verliert seine Truppe, ist es Halouski, der zuerst die Fehler bei sich sucht und die vermeintliche Schuld auf sich lädt. Ein Maß an Selbstkritik und Selbstreflektion, das schon fast zu viel des Guten ist. Während extrovertierte Spieler im Falle einer Niederlage die Schuld bei Dritten oder den Umständen suchen, analysiert der ehemalige Fußgänger-Basketballer sich und sein Spiel. Eine Fähigkeit, die Gewinner und intrinsisch motivierte Sportler von Menschen unterscheiden, die externe Leistungsanreize und Streicheleinheiten benötigen, um in die Gänge zu kommen.
Dass der 28-Jährige seit diesem Jahr die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, mag zwar weder dem weißrussischen Konsulat noch den Deutsch-Puristen geschmeckt haben, aber es war die logische Konsequenz einer gelungenen „Integrationsarbeit“ vieler Beteiligter. Sein persönlicher Einsatz sowie sein bescheidenes und dankbares Wesen haben dazu geführt, dass Freunde und nahestehende Menschen sich für den Hünen eingesetzt haben. Aus den Händen des thüringischen Ministerpräsidenten Bodo Ramelow erhielt er jüngst die Einbürgerungsurkunde der Bundesrepublik Deutschland. Eine tolle Geste sowie eine auf Papier gedruckte Wertschätzung für den sanften Riesen aus Minsk.
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Und das sagte der Bundestrainer, Nicolai Zeltinger, über seinen neuen Center:
Wie würdest du Aleks in einem Satz beschreiben?
Mit Aleks gewinnt die Nationalmannschaft einen bodenständigen, sehr ehrgeizigen und talentierten, großen Spieler hinzu, der uns allen noch viel Spaß bereiten wird.
Was zeichnet ihn als Mensch und Sportler charakterlich aus?
Er gibt sich nicht mit dem Erreichten zufrieden. Aleks arbeitet sehr hart an sich, um sich immer wieder zu verbessern. Er ist der erste und der letzte Spieler in der Halle.
Wo hat er seine Stärken und Schwächen bzw. woran muss er noch arbeiten?
Sein Wurf und mittlerweile seine Chairskills gehören zu seinen Stärken. Nichtsdestotrotz hat er noch viel Arbeit mit dem Rollstuhl vor sich. Beim Tilten und Springen hat er noch Entwicklungspotenzial. Josef Jaglowski hat ihn in kurzer Zeit zu einem der besten europäischen Center geformt. Davor habe ich sehr großen Respekt. Josef und ich werden im Sommer weiter intensiv an seiner Verteidigung arbeiten. Wir sprechen uns hier gut ab.
Was erwartest du von ihm in der Zukunft?
Wir erwarten uns von ihm bei der Nationalmannschaft deutlich mehr Stabilität beim Defensivrebound und ein sehr aggressives Insidespiel, das unseren sehr guten Außenschützen zu mehr Freiheit verhelfen wird.
Text: Martin Schenk | Foto: Jürgen Berg