Wetzlar: Trotz Niederlage ist am Ende der Kopf oben

71:62-Niederlage nach schwacher ersten Halbzeit | Nach der Schlusssirene im ersten Finalakt um die deutsche Meisterschaft konnte der RSV Lahn-Dill am Ende mit erhobenem Haupt die August-Bebel-Sporthalle verlassen. Doch trotz einer 45:29 gewonnenen zweiten Halbzeit, verlor der dreizehnmalige Titelträger aus Mittelhessen das erste Spiel der „best-of-three“ Serie gegen die RSB Thuringia Bulls zuhause mit 61:72. Grund hierfür war ein desaströser erster Durchgang gegen einen allerdings auch bärenstarken frisch gebackenen Champions League Sieger.

Die nach dem Seitenwechsel bewiesene Moral versöhnte jedoch und so geriet die stimmungsvolle Verabschiedung der scheidenden Spieler am Ende zu einem emotionalen Höhenpunkt vor großer Kulisse. Kaum einer der rund 1.250 Besucher in der Wetzlarer August-Bebel-Sporthalle verließ die Partie nach der Schlusssirene ohne den offiziellen Worten und die begleitende Fotostory auf der Videowand zu verfolgen, als Nico Dreimüller, Jan Gans, Philipp Häfeli und Hiroaki Kozai sowie Physiotherapeutin Beke Lischka und Technikprofi Lukas Kapfer „auf Wiedersehen“ sagten.

Zuvor sahen die zahlreichen RSV-Fans jedoch eine erste Halbzeit, in der die Thuringia Bulls nahtlos an das Champions League Halbfinale vor einer Woche im polnischen Walbrzych anknüpften. Das US-Duo Jake Williams und Matt Scott sorgte mit drei Dreiern binnen der ersten fünf Angriffe schnell für einen frühen 13:6-Vorsprung (4.), der die Gastgeber sichtlich beeindruckte. Mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerks spulten die Bulls ihr Programm ab, während die Wetzlarer von diesem Auftritt sichtlich beeindruckt in der eigenen Offensive vollkommen verunsichert wirkten.

Als es so nach den ersten zehn Spielminuten bereits 23:6 für die Thüringer stand, war schnell klar, dass an diesem Tag ein großer Kraftakt notwendig würde, um der Mannschaft von Trainer Michael Engel Herr zu werden. Diese These unterstreichend ließen die Bulls Kapitän Michael Paye & Co. kaum eine Sekunde Luft zum Atmen und machten aus einem 28:14 (14.) bis zur Halbzeitpause ein unfassbares 43:16. Mit gesenkten Köpfen ging es für die Hausherren in die Kabine, aus der sie trotz des hohen Rückstandes jedoch erhobenen Hauptes zurückkamen.

Nun war dem RSV Lahn-Dill die Wut im Bauch über die eigene Leistung vor dem Seitenwechsel förmlich anzusehen. Von Minute zu Minute zog sich die Mannschaft am eigenen Zopf aus dem Schlamassel, in das sie sich zuvor selbst gebracht hatte. Nach einem 8:0-Start mit einem Drei-Punkte-Spiel von Thomas Böhme war Engel auf der Bank der Bulls früh zu seiner ersten Auszeit in der zweiten Hälfte gezwungen. Doch nun lief der Ball bei den Mittelhessen, mit zurückgewonnenem Selbstbewusstsein gelangen endlich sehenswerte Kombinationen, auch wenn das Spiel des deutschen Rekordmeisters noch lange nicht perfekt war. Kleinere Fehler warfen die Truppe von Head Coach Janet McLachlan jetzt jedoch nicht mehr aus der Bahn und die große Kulisse sorgte stimmgewaltig für den sprichwörtlich „sechsten Mann“ auf dem Parkett.

Insbesondere mit Beginn des vierten Viertels, das Kapitän Paye mit einem Dreier zum 39:58 (31.) eröffnete, spielte nun fast nur noch der zu Beginn fast nicht anwesend wirkende RSV Lahn-Dill. Zwei weitere Dreier von Topscorer Thomas Böhme und dem mit zehn Rebounds in dieser Partie besten Rebounder Brian Bell, sorgten beim 48:64 (34.) und 61:71 (38.) für zwei weitere Auszeiten auf Seiten der Thuringia Bulls. So konnten die Hausherren am Ende diese denkwürdige Partie doch noch mit erhobenen Haupt verlassen, in der sie sich schon in der Anfangsphase aller Chancen selbst beraubt hatten.

Während Aktivposten Böhme bei den Wetzlarern erneut bester Akteur war, gefiel bei den Bulls erneut der unauffällig aber effektiv agierende Iraner Vahid Gholomazad sowie in Durchgang eins US-Boy Jake Williams, der am Ende auch auf zehn Assists kam. Für den RSV Lahn-Dill gilt es nun die ersten zwanzig Minuten so schnell als möglich aus den Köpfen zu bekommen, um am kommenden Samstag um 18 Uhr in der Erfurter Riethsporthalle mental an die zweite Halbzeit des vergangenen Samstags anzuknöpfen. Dabei haben die Ostdeutschen in Duell Nummer zwei bereits Matchball, während Michael Paye & Co. mit einem Erfolg in der thüringischen Landeshauptstadt erst einmal ein drittes und dann alles entscheidende Finalspiel erzwingen müssten.

Lahn-Dill: Thomas Böhme (19/1 Dreier), Brian Bell (13/1), Philipp Häfeli (12), Michael Paye (11/1), Nico Dreimüller (6), Annabel Breuer, Jan Gans, Christopher Huber, Hiroaki Kozai, Marian Kind (n.e.), Kai Möller (n.e.).

Thüringen: Aliaksandr Halouski (14), Vahid Gholamazad (13), Andre Bienek (11/1), Jake Williams (11/2), Jens-Eike Albrecht (10), Matt Scott (9/1), Karlis Podnieks (4), Teemu Partanen, Jitske Visser.

PM: RSV Lahn-Dill | Foto: Armin Diekmann

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