Wetzlar: „Dieses Endspiel hatte keinen Verlierer verdient“

Dramatische 71:72-Finalniederlage gegen Thüringen | Nach der Schlusssirene des 35. Endspiels um den Deutschen Pokal flossen beim RSV Lahn-Dill Tränen, keine der Freude, sondern der bitteren Enttäuschung. Zuvor hatten die Wetzlarer eine großartige Vorstellung geboten, sich in ein Finale zurückgekämpft, dass sie schon fast wie den Sieger aussehen ließ, um wenige Sekunden vor dem Ende den Knockout zum 71:72 (16:22/30:42/55:56) einstecken zu müssen.

„Dieses Endspiel hatte keinen Verlierer verdient“, bekannte der anwesende IWBF Europe Präsident Walter Pfaller aus Österreich kurz vor der Siegerehrung per Mikrofon in der Sporthalle der Säbener Straße in München und erhielt dafür Beifall von beiden Fanlagern und allen neutralen Besuchern eines denkwürdigen Endspiels, das einmal mehr gezeigt hat, über welche zwei absolute internationale Spitzenteams sich die deutsche RBBL freuen darf.

Nach einer gutklassigen ersten Halbzeit, in der der amtierende Champions League Sieger jeden Fehler des nichts desto trotz gut spielenden RSV Lahn-Dill mit seiner ganzen Klasse eiskalt bestrafte, kam es zu einem zweiten Durchgang, der für viele Schlagzeilen gut gewesen wäre. Mit der Hypothek eines 30:42-Rückstand kamen die Mittelhessen aus der Kabine und legten los wie die Feuerwehr. Ein Dreier von Thomas Böhme zum 33:44 (21.) leitete danach eine Phase ein, auf die der Gegner aus Thüringen zunächst keine Antwort fand. Mit einem 14:2-Lauf, bei dem vor allem Nationalspieler Böhme heiß zu laufen schien, verkürzte der RSV noch im dritten Viertel auf 47:49 (28.), ehe US-Boy Jake Williams ebenfalls mit einem Dreier eine hauchdünne Führung des bisher in dieser Spielzeit ungeschlagenen Favoriten in das letzte Viertel rettete.

Doch der RSV ließ nun nicht locker, zeigte von außen Treffersicherheit und unter dem Bulls-Brett ein enorm physisches Spiel. Der Schlüsselfaktor war aber in dieser Phase eine Defensivleistung, die taktische Disziplin und Leidenschaft perfekt vereinte. Philipp Häfeli sorgte mit dem 57:56 (31.) sogleich für die erste Führung seit den Anfangsminuten, die Bell und Böhme bis auf 67:59 (34.) ausbauten, ehe RSB-Coach Michael Engel bereits seine dritte Auszeit zog.

Doch bis zum 71:66 (38.) sah der RSV Lahn-Dill weiterhin wie der mögliche 35. Deutsche Pokalsieger aus. Doch während die Bulls in der Offensive nun geschickt den Iraner Vahid Gholomazad in Szene brachten, der unter dem Brett sechs Punkte erzielen konnte, klebte dem RSV im eigenen Angriff das Pech an den Fingern, als sich zwei weitere Versuche zum Entsetzen von Fans und Mannschaft noch aus dem Korb drehten.

So jubelte Thüringen nicht nur acht Sekunden vor der Schlusssirene über Gholomazads 72:71, sondern nach dem tragischen Ende für den RSV auch über den zweiten Pokalsieg in der Vereinsgeschichte nach 2016.

Thüringen: Aliaksandr Halouski (25), Jake Williams (15/3 Dreier), Vahid Gholomazad (14), André Bienek (12), Jens Eike Albrecht (6), Karlis Podnieks, Jitske Visser, Teemu Partanen (n.e.).

Lahn-Dill: Thomas Böhme (34/3), Michael Paye (16/2), Brian Bell (15), Philipp Häfeli (6), Hiroaki Kozai, Annabel Breuer, Nico Dreimüller, Christopher Huber, Jan Gans (n.e.), Kai Möller (n.e.).

PM: RSV Lahn-Dill | Foto: Armin Diekmann

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